0794 - Das Zauber-Zimmer
eingepackt. Bleiche, winterlich verfrorene Gesichter schauten uns an, und wir sahen auch die kalten Augen oder glaubten sie zumindest zu sehen.
»Das ist nicht gut«, sagte der Kommissar.
Ich schwieg.
»Sie sind geschickt worden, um uns aufzuhalten. John, ich denke, dass sie bereits unter dem Einfluss des Teufels stehen.«
»Da könntest du Recht haben.«
»Wie weit werden sie gehen?«
Ich hob die Schultern und dachte daran, dass die Musik nicht mehr zu hören war. »Es kommt darauf an, wie groß der Einfluss der anderen Seite mittlerweile geworden ist. Wenn wir den Vergleich zu Fuhrmann heranziehen, könnte es sein, dass sie uns töten wollen. Das wäre für Asmodis natürlich der Triumph.«
»Ja, vor allen Dingen, wenn er dich erwischen kann.«
»Richtig.«
Der Kommissar klopfte auf das Lenkrad. »Was wir auch reden, es ist und bleibt Theorie. Irgendetwas muss geschehen. Entweder durch sie oder durch uns.«
Ich gab ihm durch ein Nicken Recht. »Ist dir aufgefallen, dass sie sich eingehakt haben?«
»Klar.«
»Das ist die Kette aus Menschen. Eine Kette, die halten und uns aufhalten soll. Ich denke nicht, dass wir sie aufbrechen können. Es sei denn, wir fahren hinein, aber das werden wir nicht tun.«
Harry Stahl nickte. Der Motor lief noch immer. Stahl löste seine Hand vom Lenkrad und deutete nach links. »Kennst du das Gesicht des jungen Mannes da?«
»Ja, das ist Udo Fuhrmann.«
»Richtig.«
»Was willst du damit sagen?«
Der Kommissar lächelte. »Ich weiß nicht, ob er der Anführer ist. Aber hin und wieder gibt es Beispiele dafür, dass sich etwas ändert, wenn der Anführer aus der Gruppe herausgeholt wird. Dann nämlich verliert sie ihre Stärke. Ich kann mir vorstellen, dass dies auch hier so sein wird. Oder siehst du das anders.«
»Willst du aussteigen und ihn holen?«
»Zuerst näher heran.«
»Okay, versuche es.«
»Dann drücken wir uns mal die Daumen!«, presste der Kommissar aus dem beinahe geschlossenen Mund hervor. Er legte den ersten Gang ein und schaltete nicht in den zweiten. Nicht einmal im Schritttempo rollten wir auf die Menschenkette zu.
Dort bewegte sich nichts.
Sie standen unbeweglich. Das grelle Licht der Autoscheinwerfer strahlte sie an. Obwohl sie nichts taten, wirkten sie auf mich aggressiv, wie auf dem Sprung stehend, als wollten sie sich im nächsten Augenblick auf die Kühlerhaube werfen.
Das taten sie nicht. Die Personen blieben stehen, sie waren sich ihrer Macht bewusst, wahrscheinlich hatte ihnen der Teufel die Kraft gegeben, die sie brauchten.
»Meine Güte«, sagte Harry Stahl. Er schwitzte und wischte den Schweiß von seiner Stirn. Dann schüttelte er den Kopf. »Die scheinen wirklich alles auf eine Karte zu setzen.«
Ich schwieg.
Es musste einen Weg geben, um ihnen zu entkommen. Die Gefahr, dass sie sich plötzlich auf uns stürzten und uns niedermachten, bestand natürlich. Glücklicherweise aber entdeckte ich keine sichtbaren Waffen bei ihnen. Wollten sie nur mit dem Körper kämpfen?
Wir waren schon sehr nahe an die Traube aus Menschen herangekommen. Harry flüsterte: »Okay, noch einen Meter, dann ist es vorbei.«
»Fahr hin!«
»Was noch näher?«
»So dicht heran wie möglich!«
Ich hatte mit leiser Stimme gesprochen. Auch ich war aufgeregt. In dieser kalten Winternacht wirkten die Menschen wie Eisgespenster.
In ihren Augen brach sich das Licht der Scheinwerfer, und die meisten Pupillen funkelten dabei wie polierte Steine.
An der vorderen Stoßstange spürten wir die Idee eines Widerstands. Nur einen winzigen Ruck, mehr nicht, aber der reichte aus, um zu wissen, dass wir das Ziel erreicht hatten.
Bis hierher und nicht weiter.
Harry stoppte.
Er atmete zischend aus, und die Menschen hatten sich noch immer nicht vom Fleck gerührt.
Nein, Kinder befanden sich nicht unter ihnen, doch einige waren schon sehr jung.
»Wir sind wieder so weit wie zuvor, John. Wir können jetzt aussteigen und versuchen, die Kette zu durchbrechen. Wir können aber auch flüchten, uns einzeln bis zum Hotel durchschlagen und uns dort treffen. Für welche Möglichkeit hast du dich entschieden?«
»Für keine.«
»Gut. Gibt es noch eine dritte?«
»Ja«, sagte ich, »und zwar folgende. Ich werde aussteigen, und du bleibst im Wagen.«
»Und dann?«
»Wenn es mir gelingt, eine Lücke in die Traube zu reißen, die groß genug ist, kannst du hindurchfahren. Ich werde dir folgen und unterwegs wieder zusteigen.«
»Wunderbar, John. Es hört sich in der Theorie
Weitere Kostenlose Bücher