Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0794 - Das Zauber-Zimmer

0794 - Das Zauber-Zimmer

Titel: 0794 - Das Zauber-Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gleich, als wollte er mich bitten, doch zu ihm in die Kabine zu treten.
    Ich war bereit, dies zu tun, denn dieser gesamte Fall war bisher irgendwo an mir vorbeigelaufen, obwohl Harry Stahl und ich stets direkt mit seinen Auswirkungen konfrontiert gewesen waren. Dennoch wussten wir nicht genau, was sich hier abgespielt hatte. Wir hatten uns nur auf Teile von Legenden verlassen können, und das ärgerte mich.
    Der Musiker behielt die schiefe Haltung bei. Er intensivierte sie sogar noch, indem er einen Schritt zurücktrat und mir so den nötigen Platz schuf.
    »Nicht, John!«
    Ich gab eine Antwort, ohne mich umzudrehen. »Was hast du dagegen?«
    »Geh nicht zu ihnen.«
    Ich konnte Harrys Bedenken nicht nachvollziehen. Nichts in der Kabine wies auf eine Gefahr hin. Ich war davon überzeugt, weiterzukommen, wenn ich mit den Musikern redete, und sie machten mir nicht den Eindruck, als wollten sie sich vor meinen Augen auflösen.
    »Bleib du nur hier!«, erklärte ich dem Kommissar und ging gleichzeitig einen Schritt nach vorn.
    Ich stand in der Kabine.
    Das andere Bein befand sich noch außerhalb. Ich wusste selbst nicht, weshalb ich plötzlich zögerte, den Fahrstuhl zu betreten, etwas war anders geworden. Es störte mich. War es vielleicht der kalte Hauch, der gegen mich wehte?
    Oder bildete ich ihn mir nur ein?
    Der Musiker ohne Instrument war vor mir so gut wie möglich zurückgewichen. Die anderen beiden standen bereits mit den Rücken an der gegenüberliegenden Wand, und sie konnten nicht mehr weiter zurück. Etwas allerdings irritierte mich schon bei ihnen, denn sie sahen so aus, als wollten sie in die Wand hineingleiten.
    Ich musste sie halten.
    Da passierte es.
    Plötzlich war der Boden nicht mehr da! Ich fühlte mich wie jemand, der zwischen Himmel und Erde schwebt, wobei der Zustand nicht lange anhielt, denn die Kraft der Erde war in diesem Fall stärker.
    Sie riss mich in die Tiefe!
    ***
    Als ich den harten Schrei hörte, wusste ich nicht, wer ihn ausgestoßen hatte. Und dieser Schrei alarmierte mich. Für mich war in diesem Moment ein Albtraum wahr geworden. Oft hatte ich diese Falle in irgendwelchen Filmen gesehen, dort aber hatte sich der Held dann im letzten Augenblick irgendwo festklammern können.
    Ich aber würde in den tiefen Schacht fallen und mit zerschmetterten Knochen unten liegen bleiben.
    Oder nicht?
    Es war nicht mehr vom Hirn gesteuert, als ich reagierte. Der Boden war unter meinen Füßen verschwunden, nicht aber die Wände und auch nicht der Haltegriff an der rechten Seite.
    Nach ihm schnappte ich – und kriegte ihn zu fassen!
    Diesmal hörte ich meinen eigenen Schrei, der mir scharf in den Ohren gellte. Ich hatte den Griff mit der rechten Hand zu fassen bekommen. Eisern hielt ich mich fest, während sich unter meinen baumelnden Füßen die Tiefe öffnete, um mich zu verschlingen.
    In der Schulter und in der Achselhöhle waren der Druck und das gleichzeitige Reißen unerträglich geworden. Die Tränen traten in meine Augen, ich hörte mich selbst keuchen, aber ich ließ nicht los, hielt eisern fest und bewegte dazu noch meinen linken Arm in die entsprechende Richtung, um mir mit dieser Hand eine Unterstützung zu geben.
    Ich wollte nicht fallen!
    Aber ich hatte bei der letzten Bewegung den Kopf gedreht, konnte in die Tiefe schauen und entdeckte dort etwas, das mir den Atem stocken ließ. Es war eine Täuschung, eine Illusion, aber es war vorhanden, und es ließ mich meine Schmerzen und meinen Zustand für einen Moment vergessen.
    Ein Felsen, Wasser, und auf dem Gestein zwei Personen. Ein Mann und eine Frau. Sie sahen aus, als wären sie nackt. Sie saßen eng zusammen, die Frau vor dem Mann, und sie hatte ihren Kopf etwas zur Seite gedreht, während die Arme des Mannes ihre Hüften umschlangen. Im Hintergrund sah ich Wasser, auf dessen Fläche helle Schaumkronen tanzten, die auch gegen Felsen spülten.
    »John, verdammt! Halt dich nur fest!« Harry Stahls Stimme riss mich von diesem Bild los. Ich drehte mühsam den Kopf und sah das Gesicht des Kommissars dicht vor dem meinen, denn Harry hatte sich vor dem Fahrstuhl auf den Boden gekniet. Zudem hatte er die Arme ausgestreckt und umklammerte meinen Körper so gut wie möglich, denn er wollte mir den nötigen Halt geben und mich in die Höhe ziehen.
    Noch immer pendelten meine Beine in die Tiefe hinein. Das schreckliche Gefühl, letztendlich doch noch zu fallen, wollte bei mir einfach nicht weichen. Selbst durch meinen Kopf wischten die Stiche,

Weitere Kostenlose Bücher