0794 - Das Zauber-Zimmer
Schultern. »Die werden sich wundern, falls sie sich zeigen. Etwas anderes macht mir noch größere Sorgen.«
»Und was ist das?«
»Ich hoffe, dass wir die einzigen Gäste bei dieser Feier bleiben und nicht noch die Einheimischen auftauchen, um mitzumischen.«
Harry Stahl schwieg. Ich sah ihm jedoch an, dass er sich Sorgen machte. Seine Hände umklammerten das Lenkrad noch härter, und die Knöchel sprangen spitz hervor…
***
Etwa eine Viertelstunde später war alles klar, jedenfalls was unsere Situation anging. Wir hatten den Wagen nicht an der alten Stelle, abgestellt, sondern diesmal in einer flachen Mulde abseits des Weges – von einer Straße konnte man nicht sprechen –, wo Büsche ihn vor neugierigen Blicken schützten.
Harry Stahl war als Erster ausgestiegen. Er schaute sich die zertrümmerte Heckscheibe an und hob die Schultern. »Ist nur gut, dass sie es war«, kommentierte er.
Ich winkte ab. »Das ist schnell gerichtet.«
»Denke ich auch.« Er schlug zweimal mit der flachen Hand auf das Dach. »Bist ein braver Junge gewesen, alter Fahrensmann. Ohne dich sähe es bestimmt schlechter aus.«
Ich wollte ihm nicht widersprechen und schaute bereits über das Gebüsch hinweg zum Hotel, dessen Mauern mir in der Dunkelheit noch wuchtiger vorkamen.
Es stand dort wie ein Gestalt gewordener Schatten. So finster und gleichzeitig abweisend. Wer dieses Bauwerk sah, der musste einfach Komplexe bekommen, auch wenn er noch nicht wusste, was mit diesem Hotel los war. Ich schaute an der Reihe der zahlreichen Fenster entlang, denn ich wollte einfach sehen, ob irgendwo Licht schimmerte.
Zu erkennen war dort nichts. Dafür in der anderen Richtung. Wir konnten zwar nicht die Häuser der Ortschaft sehen, aber den flackernden und tanzenden Widerschein des Feuers, dessen Zungen noch immer wie mit zuckenden Armen in den dunklen Nachthimmel griffen, als wollten sie die Finsternis der Nacht fressen.
»Brennen, Feuer«, sagte Harry. »Weißt du, was ich denke, John? Es wäre am besten, wenn dieser Kasten vor uns abbrennt und alles, was sich darin befindet, auch.«
»Keine schlechte Idee.«
Er zwinkerte mir zu. »Meinst du, dass wir das Hotel abfackeln sollten.«
»Wenn es keine andere Möglichkeit gibt – okay. Auch Zombies oder welche Wesen dort immer existieren mögen, haben vor Feuer eine hündische Angst.«
»Ich habe Streichhölzer.«
»Und ich ein Feuerzeug.«
Harry Stahl schlug mir auf die Schulter. »Okay, Geisterjäger, man versteht sich.«
Zuvor aber wollten wir nach anderen Möglichkeiten suchen. Es musste uns einfach gelingen, diejenigen Wesen aufzustöbern, die damals ein so großes Fest für den Teufel gefeiert hatten und dies nun wiederholen wollten. Nur das konnte der eigentliche Weg sein, und da war ich mit meinem Freund Harry Stahl einer Meinung.
Diesmal wollte er mich nicht allein in das Hotel gehen lassen, sondern schon direkt an meiner Seite bleiben.
»Noch mehr als zwei Stunden bis Mitternacht«, sagte er, als ich die Zweige vor mir zur Seite bog, die sich kalt anfühlten wie Eisenstäbe.
»Ich denke, wir haben noch eine Galgenfrist.«
Ich drehte beim ersten Schritt den Kopf. »Falls sich unsere Freunde an die Spukregeln halten.«
»Warum sollten sie das nicht?«
»Keine Ahnung, aber verlassen würde ich mich darauf nicht.« Ich sprach zwar locker, aber ich behielt die Fassade im Blick und auch einen Teil der zahlreichen Fenster, so gut dies möglich war. Die Dunkelheit umgab uns starr wie ein zu Eis gewordenes schwarzes Tuch. Nichts war zu hören, selbst die geheimnisvollen Musiker hatten sich zurückgezogen. Beinahe vermisste ich ihre Melodien.
Harry hielt sich an meiner rechten Seite. Wir liefen schnell, sorgten für Deckungen, was später, in der Nähe des Hotelkastens nicht mehr möglich war. So rasch es ging, überquerten wir die freie Fläche, umweht vom kalten Wind, der in unseren Ohren rauschte.
Die Treppe ließen wir hinter uns, um vor der breiten Eingangstür stehen zu bleiben.
»Okay, das hätten wir.«
Ich hatte meine Hand schon auf die kalte Klinke gelegt. Wohl war mir nicht. Ich konnte mir vorstellen, dass man uns als letzte Gäste bei dieser satanischen Party erwartete und sich für uns etwas Besonderes ausgedacht hatte. Wie ich meinen Erzfeind Asmodis kannte, sparte der sicherlich nicht mit Tricks.
Der Kommissar verzog den Mund, als ich die Tür öffnete und ein knarrendes Geräusch dabei nicht vermeiden konnte. In dieser außen liegenden Türnische war es kalt,
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