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0794 - Das Zauber-Zimmer

0794 - Das Zauber-Zimmer

Titel: 0794 - Das Zauber-Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Magen hochtrieb. Der Mann war noch völlig bekleidet. Er trug eine dicke Hose, ein Hemd, einen Pullover und schwere Wanderschuhe.
    Ich durchsuchte die Taschen seiner Windjacke. Ich fand weder einen Ausweis noch eine Geldbörse, dieser Tote würde sich so leicht nicht identifizieren lassen.
    Der Leichengeruch machte mir derart stark zu schaffen, dass ich nicht mehr länger neben der Leiche knien wollte, sondern mich wieder erhob und stehen blieb.
    Harry Stahl sprach mich an. Er hatte sich wieder gefangen. »Es ist kaum vorstellbar, John, aber er fiel tatsächlich von der Decke.« Harry schaute dabei nach oben, wo sich das Loch abzeichnete. »Ich dachte… ich dachte, ich würde verrückt.«
    »Das bist du nicht.«
    Der Kommissar stand auf. Kopfschüttelnd trat er an meine Seite.
    »Wer ist der Mann? Warum musste er sterben?«
    Meine Antwort bestand aus einem Heben der Schultern, was Stahl nicht davon abhielt, sich weitere Gedanken zu machen. »Ich habe mich im Ort umhören können und möchte davon ausgehen, dass es einer der Vermissten ist.«
    »Das kann hinkommen.«
    »Ein Besucher vielleicht, denn er sieht aus, als hätte er in dieser Gegend wandern wollen.«
    »Und das alte Hotel hat ihn neugierig gemacht.«
    »Klar. Vielleicht hat er auch gehört, was man sich darüber erzählte. Da wollte er erst recht nachschauen.« Harry schüttelte den Kopf.
    »Hast du gesehen, wie man ihn tötete?«
    »Ja, durch Messerstiche.«
    »Ich zähle vier Wunden.«
    »Sogar mit schwarzen Rändern.«
    »Wieso?«
    »Eine gute Frage, Harry, aber ich weiß es nicht. Allerdings kann ich mir denken, durch welche Waffe er ums Leben gekommen ist. Ich habe einen Dolch entdeckt, der auf einer Treppe lag, zusammen mit alten Gewändern. Blutflecken zeichneten sich auf den Stufen ab.« Das Pferd ließ ich in meiner Beschreibung weg.
    »Wo denn? Wo hast du das gesehen?«
    »Hinter der zweiten Halle.«
    »Und?«
    Mein Lächeln fiel kantig aus. »Nichts und, Harry. Hier ist ja alles so normal. Ich spürte nur, wie die Treppe plötzlich vibrierte, und dann geschah es.« Sehr plastisch schilderte ich dem Kommissar, was mir widerfahren war.
    Stahl hörte aufmerksam zu, auch wenn er hin und wieder den Kopf schüttelte, um sein Nichtbegreifen zu dokumentieren. »Das ist ja kaum zu fassen und…«
    »Wie eben dieser Tote.«
    »Wo sind wir da hineingeraten?«, flüsterte er, während er sich umschaute. Er verschwand in der zweiten Halle.
    Ich blieb bei der Leiche zurück. Die Wunden des Toten bereiteten mir Sorgen. Nicht allein deswegen, weil der Mann auf so schreckliche Art und Weise gestorben war, es gab auch noch einen anderen Grund. Mir gefielen die schwarzen Ränder nicht, und als ich mit meiner Lampe in die Wunden hineinleuchtete, da fiel mir auf, dass auch die Stichkanäle dunkel und schwarz waren. Sie sahen in ihrem Innern aus, als wäre alles Fleisch weggebrannt worden.
    Für mich war klar, dass dieser Fall erst an seinem Beginn stand. Er würde sich noch entwickeln, und ich konnte nur hoffen, dass wir ihn in den Griff bekamen. Obwohl es mir nicht leicht fiel, konzentrierte ich mich auf das Gesicht des Toten.
    Es war erstarrt, es konnte mir nichts mehr ›sagen‹. Doch den letzten Ausdruck hatte auch der Tod nicht wegwischen können. War es Staunen, was ich in den wässrigen und trotzdem starren Augen sah?
    Ein Erkennen der endgültigen Wahrheit, die diesem Mann leider nichts gebracht hatte? Ich wusste es nicht, mir war nur klar, dass wir den Toten nicht hier liegen lassen konnten. Wir würden ihn in Harrys Opel laden und in den Ort schaffen. Vielleicht gab es dort jemand, der sich an den Mann als Lebenden noch erinnerte.
    Als ich die schnellen Tritte hörte, drehte ich mich um. Harry Stahl eilte auf mich zu. Er hob dabei die Schultern und auch die Arme.
    Sein Gesicht zeigte dabei einen erstaunten Ausdruck, der auch blieb, als mich Harry ansprach. »Da war nichts, John.«
    »Was meinst du?«
    »Kein Messer, kein Blut, keine Fetzen einer Kleidung. Nichts. Die Treppe war leer.«
    »Mist.«
    »Da kann man nichts machen.«
    Ich wollte ihn auch nicht fragen, ob er genau genug hingesehen hatte, das verstand sich von selbst, aber ich kam mit seinem Bericht einfach nicht zurecht.
    Wieso, zum Teufel, war all das verschwunden, was ich als Beweismaterial angesehen hatte? Ich wusste mir einfach keinen Rat und fluchte leise in mich hinein.
    »Du kannst dich ja selbst davon überzeugen, John.«
    »Nein, nein, schon gut, ich glaube dir. Aber ich suche nach

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