0795 - Entführt in die Totenstadt
Ich habe beschlossen, Yamapura zu verlassen und zu meiner Mutter zurückzukehren.« Das rote Glühen in seinen Augen hatte zugenommen. Bedrohlich schwang er sein Schwert.
»Der Worte sind genug gewechselt«, beendete das Ungetüm das kurze Gespräch und schleuderte ansatzlos eine der Klingen seinem Gegner entgegen.
Trotz der Schnelligkeit der Bewegung war es Vasu ein leichtes, dem Angriff auszuweichen. Nutzlos landete die Klinge Staub aufwirbelnd etwa einen Meter neben ihm auf dem Boden. Der Kampf Mann gegen Mann, oder besser Dämon gegen Halbgott in Dämonengestalt, war dennoch bei weitem nicht ausgeglichen. Während Vasu nur über ein einziges Schwert verfügte, besaß sein Gegner immer noch drei Klingen.
Der Vierarmige stampfte auf ihn zu. Pfeifend schnitten seine Waffen durch die Luft. »Keine Angst, ich werde dich nicht töten, denn Yama braucht dich noch«, zischte er ihm hasserfüllt entgegen. »Doch ich werde dich sehr schmerzhaft außer Gefecht setzen…« Er lachte hässlich, Mordgier funkelte in seinen Augen auf. Mit einem Kampfschrei sprang er plötzlich auf Vasu zu Der wich dem plumpen Angriff aus und donnerte seinem Gegner seinen mit metallenen Reifen verstärkten Arm in den Nacken. Der mehrarmige Dämonenkrieger stöhnte auf. Er wirbelte herum und schlug mit einem seiner Schwerter zu. Vasu parierte mit der Klinge und kam gleich darauf in arge Bedrängnis, als zwei weitere Schwerter aus zwei Richtungen auf ihn zusausten.
Aus dem Stand vollfühlte er einen Rückwärtssalto. Die beiden Schwerter seines Gegners prallten zusammen und wurden ihm aus der Hand geprellt.
Er schien über keine große Erfahrung im Kampf zu verfügen, und damit verspottete Vasu ihn sofort. »Du kannst dich wohl nur auf rohe Kraft verlassen, plumper Krieger!«
»Ich habe mehr als tausend Kämpfe siegreich bestritten«, schnauzte der Dämon zurück.
»Doch nie mit einem würdigen Gegner«, antwortete Vasu aus dem Rachen des Dämonenhauptmanns. Er sah in der Haltung seines Widersachers sofort, dass dieser jegliche Kontrolle über sich verloren hatte. Das würde ihm schon bald zum Verhängnis werden.
Daraufhin stürmte derVierarmige erneut auf ihn zu. Ehe er einen direkten Angriff starten konnte, schlug Vasu ansatzlos zu. Der letzte verbliebene bewaffnete Arm des Gesandten-Yamas fiel in den Staub der Totenstadt. Ungläubig starrte der Verletzte auf den Stumpf, aus dem dunkles Blut pulsierte.
Es war das letzte, das er sah, solange sich sein Kopf auf seinem Rumpf befand. Doch noch ehe seine Existenz verlosch, sah er aus dem Staub der Totenstadt heraus, wie sein eigener kopfloser Körper zu Boden stürzte…
Unbeirrt lief Vasu weiter. An den kurzen Kampf dachte er nicht mehr. Er war eine unbedeutende Episode. Sein Ziel war es nicht, Yamas Kämpfer zu dezimieren, sondern von hier zu entkommen.
***
Indien, New Delhi. Asha Devis Wohnung
»Was gedenkt ihr jetzt zu unternehmen?«, fragte Asha.
Es kam Zamorra so vor, als beherrsche sie sich nur mit äußerster Mühe. »Zunächst einmal solltest du dir klar machen, dass wir nicht deine Feinde sind.«
»Ich gehorche dem Willen der Götter«, beharrte Asha auf ihrem Standpunkt. »Wenn Shiva sagt, ich soll mir von euch helfen lassen, dann lasse ich mir von euch helfen. Ende der Diskussion!«
»Das sehe ich ganz anders«, meinte Nicole. »Nur weil du uns nicht als Feinde ansiehst, ist das Problem noch lange nicht aus der Welt geschafft.«
»So? Dann sind wir wohl Freunde, oder was? Ich kille Dämonen, ihr killt Dämonen, okay. Du bist der Künder meines Sohnes, okay. Shiva sagt, lass dir von ihnen helfen, okay. Alles akzeptiert. Doch darum sind wir noch lange keine Busenfreunde.«
»Asha«, begann Zamorra, wurde von ihr jedoch unterbrochen.
»Als nächstes kommst du mir wohl noch damit, dass wir zusammen in dieser Tafelrunde waren, oder was?«
Zamorra zuckte zusammen. Dass Asha die damaligen Ereignisse benutzte, um ihm einen Stich zu versetzen, schmerzte ihn. Er hatte die Geschehnisse um die Tafelrunde sowieso noch nicht verarbeitet, zu frisch waren sie noch in seiner Erinnerung. Der Tod der Freunde ging ihm nach wie vor nahe, und da verstand er keinen Spaß. Das gab er Asha auch deutlich zu verstehen. Nun war die Reihe an ihm, eine Tirade abzulassen. »Ich lasse nicht zu, dass du ihr Andenken beschmutzt!«, endete er.
Asha schien tatsächlich betroffen zu sein. Sie senkte den Blick für einen Moment und nickte dann. Zamorra sah in ihren Augen, dass sie dieses Eingeständnis
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