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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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Zauberer. »Bei wachem Bewusstsein, und doch vollkommen hilflos. Ihr könnt jeden Moment eures Schicksal voraussehen, aber ihr könnt ihm nicht entkommen.«
    Seine Horden hatten Stygia beinahe erreicht. Fauchend und drohend zogen sie immer engere Kreise. Nur noch ein paar Sekunden blieben, bis der Blutrausch sie übermannte und sie sich auf ihre Beute stürzten. Stygia war die Erste, der der Lebenshauch aus dem Körper schwinden würde.
    Danach Rico Calderone.
    Beiläufig warf Merlin dem Ministerpräsidenten aus der anderen Welt einen Blick zu…
    ... und erkannte, dass er sich zu früh gefreut hatte.
    Zwar war auch Calderone schon beinahe bewegungsunfähig, aber er hatte noch einen letzten Trumpf im Ärmel.
    ***
    Die Erstarrung, die von Calderone Besitz ergriff, überraschte ihn ebenso wie seine Untergebene. Er schaute zu ihr hinüber und vergewisserte sich, dass es ihr nicht anders erging als ihm selbst.
    Dieser verdammte Merlin! Er wob magische Zeichen in die Luft, gegen deren Wirkung kein Kraut gewachsen war. Man durfte ihn einfach nicht unterschätzen. Erst recht nicht seine Kräfte, von denen Calderone keine Ahnung gehabt hatte. Vielleicht waren sie anders als die des guten Merlin, den Calderone aus seiner eigenen Dimension kannte. In dieser Sphäre hier war anscheinend vieles anders, als er erwartet hatte.
    Besonders kam er zu dem Schluss, dass der Begriff Spiegelwelt nicht richtig war. Denn längst nicht alle Dämonen waren in ihren Eigenschaften tatsächlich gespiegelt, und bei den Menschen sah das vermutlich nicht anders aus. Bei vielen traf der Spiegeleffekt wohl zu, die restlichen hingegen waren einfach nur anders, aber nicht die genauen Antipoden ihrer anderen Ichs.
    Hypothetisches Gewäsch!, rief sich Calderone zur Ordnung. Gewäsch, das ihn den Kopf kosten konnte, wenn er sich noch länger damit abgab. Er musste die Initiative ergreifen, wenn er sich aus dieser verfahrenen Lage retten wollte.
    Doch die Lähmung ergriff immer weiter Besitz von ihm, und zu allem Überfluss gelang es ihm nicht mehr, seine Magie einzusetzen. Der elende Zauberer hatte ein Bannfeld um ihn und Stygia gelegt, und das schienen sogar Merlins erbärmliche Gefolgschaften zu begreifen.
    Calderone konnte ihren stinkenden Atem spüren, ihre säuerlichen Ausdünstungen riechen. Ihre glühenden Augen näherten sich wie Elmsfeuer.
    Nun kam es auf jede Sekunde an, und Calderone handelte. Zwar war sein Körper starr, aber die Arme konnte er noch bewegen.
    »Da… da ist etwas hinter der Flammenwand!«, stieß Stygia atemlos aus. »Ein dunkler Schatten. Ich kann ihn nicht erkennen, aber ich glaube…«
    Calderone ignorierte sie. Ihm blieb keine Zeit mehr, sich darum zu kümmern, und ohnehin konnte er seinen Kopf nicht mehr in die angegebene Richtung drehen.
    Mit einer quälend langsamen Bewegung gelang es ihm, unter seine Kleidung zu greifen. Der Griff der verborgenen Waffe, die er zu fassen bekam, jagte ihm einen wohligen Schauer durch den Leib.
    »Ene, meine, muh - und aus bist du!«, zitierte er Merlin. »Und zwar nur du, alter Narr!«
    Mit letzter Kraft zog er seine Spezialwaffe und riss sie in die Höhe. Kein einziger Dämon war gegen deren Munition gefeit, auch Merlin nicht.
    Auch der Zauberer schien das zu wissen…
    ...denn plötzlich löste er sich in nichts auf. Zurück blieb die Ahnung eines Umrisses in der Luft, die Augenblicke später ebenfalls erlosch. Merlin war entkommen.
    »Er hat sich mit einem zeitlosen Sprung in Sicherheit gebracht«, kommentierte Stygia, während sie sich aus ihrer Erstarrung löste. Erst da bemerkte Calderone, dass auch er sich wieder bewegen konnte. Mit dem Magier war auch sein Bann verschwunden.
    Als hätten sie nur auf dieses Zeichen gewartet, zogen sich Merlins niedere Helfer fluchtartig zurück. Sie waren klug genug zu wissen, dass rasche Flucht ohne die Unterstützung ihres Herrn die einzige Möglichkeit für sie war, am Leben zu bleiben.
    »Dieser Schatten… er ist verschwunden«, sagte Stygia verwirrt.
    Calderone spähte zur Flammenwand. Dort war nichts zu sehen. Weder auf dieser Seite, noch dahinter. »Bist du sicher, dass du ihn dir nicht nur eingebildet hast, meine Liebe?«
    »Er war da!«, zischte die Fürstin der Finsternis. »Glaub es, oder lass es bleiben. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Und was?«
    Eigentlich konnte es nur eine Antwort auf diese Frage geben. Hinter der Flammenwand war nur eine einzige Entität vorstellbar, und zwar die, wegen der Calderone und Stygia in die

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