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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu. Der Greis atmete hechelnd. Manchmal schmatzte er auch dazwischen, als wäre er dabei, schon jetzt die Schale allmählich auszulecken. Er bewegte heftig seine Augen, die Nase zuckte ebenso wie die Lippen, und immer mehr von dem dunklen, zähen, roten Lebenssaft floss in die Schale.
    Für alle Zuschauer war es das Ereignis, der Beginn einer Zeit der Kraft und Macht.
    »Und so wird Rasputin zurückkehren, wie es in manch alten Schriften versprochen wurde«, erklärte der Alte flüsternd. Bei jedem Wort nahm der fanatische Glanz in seinen Augen zu. Er freute sich, er war wild darauf, das Blut zu trinken.
    »Reicht es?«, fragte Larissa, als sie sah, dass der Boden der Schale bedeckt war.
    Der uralte Mann nickte hektisch. »Ja, es ist gut.« Er beugte den Kopf vor und schnüffelte. »Es… es riecht einfach wunderbar. Wir können zufrieden sein. Ich rieche seinen Atem, ich rieche sein Blut. Es ist so… so einmalig, einfach wundervoll. Die Vergangenheit hat sich in deinem Blut manifestiert. Du bist ein Stück von ihm, obwohl er nicht direkt dein Vater ist. Aber über Jahrzehnte hinweg hat sich all dies gehalten, und es ist einfach herrlich geworden.« Er spannte sich und atmete tief durch. »Unsere Hoffnung ist nicht enttäuscht worden.«
    Die Worte waren an der Frau vorbeigestrichen, denn sie kümmerte sich um andere Dinge. Die Wunde war da, doch sie wollte nicht, dass sie blieb. So fasste sie denn das Fleisch rechts und links des Einschnitts – es war weich genug – und drückte es zusammen.
    Durch den Druck spritzten die letzten Tropfen hervor und landeten im Gesicht des Alten. Diejenigen, die nahe an seinem Mund waren, leckte er rasch fort und verdrehte dabei die Augen, dass es schon lächerlich wirkte.
    Larissa warf einen Blick in die Höhe. Kein Jünger Rasputins hatte seinen Platz verlassen. Sie standen dort oben, lehnten sich auf den Handlauf der Galerie und schauten in die Tiefe, damit ihnen nur nichts entging. Der Widerschein der Kerzen zuckte in die Höhe. Er tanzte über ihre Gesichter und machte die Augen zu fleckigen Höhlen mit düsteren Eingängen.
    »Keine Sorge«, sagte der Greis, »ich werde es trinken, aber zusammen mit meinen Brüdern. Wir werden es genussvoll schlürfen und neue Kräfte erhalten.«
    »Dann geh!«, befahl Larissa.
    Der Greis verbeugte sich noch einmal, nahm die Schale vom Boden auf und verließ mit tappenden, unsicher wirkenden Schritten den Halbkreis der Kerzen.
    Larissa verfolgte ihn mit ihren Blicken. Dann schaute sie auf das Messer. An seiner Seite klebten noch Reste ihres Blutes.
    Sie leckte sie ab.
    Alles lief wunderbar…
    ***
    Wladimir Golenkow war uns um den Hals gefallen, und wir hatten beide gespürt, wie erlöst er durch unsere fast pünktliche Ankunft gewesen war. »Jetzt werden wir es ihnen zeigen. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen«, behauptete er.
    »Ihnen?«, fragte Suko und ließ sich in einem freien Sessel nieder, dem sehr genau beobachtenden Mönch dabei zunickend.
    »Ja, ihnen, denn wir haben es leider nicht nur mit Larissa zu tun, sondern mit einer Gruppe, die sich die, Jünger Rasputins’ nennt.«
    Das war uns neu. Ich schaute ebenso erstaunt wie mein Freund Suko und fragte, während ich nebenbei Tee bestellte: »Warum hast du uns davon nichts gesagt?«
    Wladimir winkte ab. »Tut mir Leid, aber ich habe es erst vor wenigen Minuten erfahren.«
    »Durch ihn?« Dabei schaute ich auf den Mönch.
    »Ja, Fjodor weiß viel.«
    Dass die Worte nicht gelogen waren, bewiesen beide in den folgenden Minuten, als sie uns mit den neuen und auch veränderten Tatsachen bekannt machten.
    Wir hörten aufmerksam zu, und wenn ich ehrlich war, wohler wurde es mir dabei nicht. Auch Suko schaute ziemlich nachdenklich drein, er räusperte sich hin und wieder, knetete ab und zu sein Kinn und meinte schließlich: »Da steht uns einiges bevor, wenn diese Jünger Rasputins ebenso gefährlich sind wie Larissa.«
    »Ich weiß nicht, ob wir davon ausgehen können«, sagte Wladimir.
    »Fest steht es jedenfalls nicht.«
    »Aber wir sollten uns darauf einstellen«, sagte Fjodor, der leidlich gut Englisch sprach.
    Ich blickte ihn an. Sein Bart verdeckte viel von seinem Gesicht, und auch die von der Decke herabhängenden Metalllampen gaben nicht viel Licht und leuchteten nur einen kleinen Kreis aus.
    »Wie groß könnte die Gefahr denn werden?«, fragte ich.
    »Das ist schlecht einzuschätzen. Ich weiß nicht, wie weit diese Jünger gehen.«
    Ich bekam den Tee, Suko seinen ebenfalls, und

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