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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erzogen, sie ist es gewesen, die mich prägte. Sie hat mich vieles gelehrt, und sie hat mich vor allen Dingen ins Leben geschickt und jetzt zu euch.«
    Der Greis lächelte mit seinen faltigen Lippen. »Ich freue mich dar über, wenn du so denkst.«
    »Kann ich denn anders?«
    Er schüttelte den Kopf. Bei ihm sah es so aus, als würde er sich durch die heftigen Bewegungen von seinem Hals lösen. »Nein, du kannst nicht anders. In dir fließt nicht nur das Blut der Mamutschka, sondern auch das seine. Er und sie haben damals große Blutfeste gefeiert. Ihr beider Lebenssaft hat sich miteinander vermischt, und du bist praktisch ein Produkt dessen geworden.«
    Larissa schwieg. Aber ihre Gedanken bewegten sich. Endlich hatte sie die Chance bekommen, etwas zu bewegen. Sie dachte über den Besuch hier nach, und sie war ihrer geistigen Führerin, der Mamutschka, dankbar, dass sie die Führung übernommen hatte.
    Jetzt war ihr auch klar geworden, weshalb man sie als eine Königin bezeichnet hatte. Sie war Rasputins Tochter in einem indirekten Sinne. Er selbst lebte nicht mehr, aber diese Männer hier brauchten einen neuen Führer, und es war ihnen egal, dass eine Frau zu ihnen gekommen war.
    Sehr bedächtig nickte sie. »Ich habe dich gehört, ich habe dir geglaubt, ich habe dich akzeptiert, und ich habe auch akzeptiert, dass für mich ein neuer Lebensabschnitt begonnen hat. Ich habe meine alte Existenz abgeworfen wie eine Schlange ihre Haut. Für mich ist alles anders geworden, ich fange an, mich wohl zu fühlen, aber ich bin neu in eurem Kreis. Ich bin einfach zu neu, um etwas bewegen zu können. Ich muss mich erst in die Gegebenheiten hineinfinden, und dabei müsst ihr mir helfen.«
    Der Greis verbeugte sich. Seine Bartenden berührten beinahe den Boden, und als er sich wieder aufrichtete, da hörte er Larissas Frage.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, wollte sie wissen.
    »Darüber haben wir nachgedacht«, erwiderte er. »Sehr genau und auch sehr lange.«
    »Sag mir das Ergebnis.«
    Der Greis lächelte zuckend. »Da wir uns Rasputin verschrieben haben, möchte ich dir Folgendes mitteilen. Du bist für uns die Königin, in dir fließt das Blut Rasputins. Es hat nichts mehr mit deinem Blut zu tun, das wirst du bemerkt haben. Du kannst dir selbst Wunden zufügen, ohne gleich vor Schmerzen zu schreien. Du schaffst es, dass die Wunden auch heilen, du bist außergewöhnlich. Dich haben Kräfte unter Kontrolle, die den meisten Menschen nicht bekannt sind, und ich möchte darum bitten, dass du uns einen Teil dieser Kräfte abgibst.«
    »Aha.« Larissa nickte. »Sicherlich habt ihr euch Gedanken darüber gemacht, wie das geschehen soll.«
    »Sehr genau sogar. Es gibt nur einen Weg, der uns stärkt. Und es liegt an dir allein, ob wir ihn nun einschlagen können oder nicht. Du wirst mir von deinem Blut abgeben, hörst du?«
    »Ich…?«
    »Ja, mir und den anderen.« Der Greis deutete mit seinem krummen Gichtfinger auf die am Boden stehende Schale. »Dort wirst du dein Blut hineinfließen lassen und es uns geben. Was Rasputin und die Mamutschka damals getan haben, wollen wir in dieser Zeit wiederholen. Nur so können wir die Macht und die Stärke erreichen, die uns zustehen. Bist du damit einverstanden?«
    Natürlich war Larissa damit einverstanden. Sie stand an der Schwelle zu einer Tür, die noch verschlossen war, hinter der sich jedoch, wenn sie aufgestoßen wurde, ein völlig neues Leben eröffnen würde. Ein Leben, das anders verlaufen würde, auf das sie so unendlich begierig war. Ein Leben, welches sie sich schon immer gewünscht hatte, und ihre Augen sahen aus, wie mit einem glänzenden Lack überzogen, als sie nickte.
    »Du stimmst zu?«
    »Ja!«
    Der Greis hob seine Arme und drückte die zitternden Hände über seinem Kopf zusammen. Ihn hatte eine nahezu faunische Freude überkommen, denn er zischelte die Luft durch seine dünnen Lippen.
    Dann drehte er sich um, schaute hoch zur Galerie, wo seine Freunde warteten und alles mitangehört hatten.
    »Ist es nicht wunderbar?«, rief er nach oben. »Ist es nicht fantastisch…?«
    Sie bewegten sich, sie sagten nichts. Sie streckten nur die Hände vor und klatschten.
    Es hörte sich teilweise an, als wäre trockenes Laub vom Wind über einen Waldweg gefegt worden. Da raschelte alte Haut, und auch der Greis war hoch zufrieden.
    Er ließ den Beifall verklingen, um Larissa wieder anzusprechen.
    »Du hast gehört, wie man dich aufgenommen hat? Jeder von uns wird dich unterstützen, du

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