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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in ihr hochsteigen ließ. Sie zerrte die Rechte aus der Tasche, und plötzlich funkelte die tödliche Klinge vor der faltigen Gesichtshaut des Alten.
    »Du hast etwas gesagt, das du mir sehr genau erklären musst. Wenn nicht, werde ich dir den Hals durchschneiden.«
    »Nein, nein, tu es nicht…«
    »Dann rede!«
    Er stand zitternd da. Die Schale hielt er fest. Er fragte: »Darf ich mich bewegen?«
    »Vorsichtig.«
    Der Greis schielte auf die Klinge und war erst beruhigt, als Larissa sie zur Seite nahm. Dann senkte er seinen Körper und stellte die Schale behutsam auf den Boden. »Er ist dein Vater, Larissa, und in gewisser Weise ist er unser aller Vater, unser Übervater.«
    »Das ist Unsinn!«
    »Du hast eine Mutter?«
    Die Frage irritierte sie, obgleich sie so schlicht war. »Ja, ich habe eine Mutter, ich habe auch einen Vater gehabt, aber ich war nicht sehr oft bei meinen Eltern…«
    »Stimmt, jemand anderes hat dich viel gelehrt.«
    In Larissas Augen trat ein Lauern. »Du… du kennst Mamutschka? Du weißt von ihr?«
    »Wir alle kennen sie, denn sie ist es doch gewesen, die dich zu uns geführt hat. Hast du denn nicht ihre Stimme gehört? Hat sie dich nicht begleitet?«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Mamutschka war sehr alt.«
    »Auch das stimmt.«
    »Und sie ist einmal jung gewesen wie jeder Mensch – und auch sehr schön. Sie war auf allen Bällen bekannt, sie hat sich am Hofe des Zaren bewegt, sie hat geliebt, und sie ist geliebt worden. Sie war einfach wunderbar, und das fiel auch Rasputin auf. Es konnte nicht ausbleiben, dass beide zusammentrafen, sie und er. Sie haben sich in einer wilden, dämonischen Liebe gefunden, sie haben gegenseitig ihr Blut getrunken und sich so die alten, dämonischen Keime gegenseitig eingepflanzt. Bei ihr waren sie stärker als bei ihm. Als er starb, lebte sie weiter. Sie war ein medizinisches Wunder. Als du sie kennen lerntest, da zählte sie schon mehr als hundert Jahre. Nur wenige wissen das. In ihren Adern reifte eine wahnsinnige Blutmischung, etwas Vampirhaftes. Manche hatten Rasputin als einen Vampir angesehen. Er wäre ebenso alt heute, aber er hatte das Pech, zu sehr aufzufallen und sich zu viele Feinde zu machen, denen auch letztendlich ein Mann wie er nicht entgegenstehen konnte. Der letzte Mordanschlag hat ihn erwischt, aber er ist nicht vergiftet worden oder am Gift gestorben, er ertrank einfach im Fluss. Das hat man festgestellt.«
    »Und was war mit Mamutschka?«, fragte Larissa, nachdem die geschichtliche Belehrung beendet war.
    »Sie lebte weiter. Mit seinem Keim, Larissa. Er steckte in ihr, und sie ist es auch gewesen, die versucht hat, Rasputins Jünger zusammenzuhalten. Sie hat den Kontakt nie abbrechen lassen, sie arbeitete im Untergrund. Für uns war sie der Strahl der Hoffnung, denn immer wieder hat sie erklärt, dass es nicht zu Ende sei, dass jemand nach ihr kommen würde, und dieser Jemand bist du. Hat sie dich nicht stark gemacht? Hat sie dir nicht etwas gegeben, das wichtiger ist als alle Schätze der Welt? Sie hat es uns immer versprochen, und ich frage dich jetzt, ob sie dieses Versprechen eingehalten hat.«
    Larissa spürte in der linken Manteltasche den Druck der kleinen Flasche. Sie schien schwer geworden zu sein, aber sie beinhaltete das, von dem der Greis gesprochen hatte.
    »Es stimmt, sie hat euch nicht angelogen. Sie… sie ist irgendwo noch da. Ich habe ihr Blut getrunken. Es hat mich sehr stark gemacht, und ich habe durch das Trinken ihres Blutes den Kontakt mit ihr halten können. Ich habe sie gehört, sie hat mich begleitet. Ich spüre eine wahnsinnige Kraft in mir, und wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann stammt sie nicht von Mamutschka allein, sondern auch von dem Mann, der sich Rasputin nennt.«
    Der Greis breitete die Arme aus. Es wirkte irgendwie lächerlich, doch Larissa hütete sich davor, ihn auszulachen. Sie dachte nur nach und fragte dann: »Aber mein Alter stimmt. Ich täusche mich also nicht, wenn ich in den Spiegel schaue?«
    »Da hast du Recht.«
    »Dann ist Rasputin auch nicht mein direkter Vater, das kann er gar nicht sein.«
    »Sehr gut nachgedacht. Doch für uns ist er dein Vater. Das musst du verstehen. Du bist indirekt seine Hinterlassenschaft, und sein Einfluss hat auch dich überschwemmt, das weißt du selbst. Oder erinnerst du dich noch an deine richtigen Eltern?«
    »Kaum.«
    »Du hast sie und ihren Einfluss also verdrängt?«
    Larissa nickte. »Es war Mamutschka, die mich in ihren Bann schlug. Sie hat mich

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