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0797 - Tränenjäger

0797 - Tränenjäger

Titel: 0797 - Tränenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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zwischen Laertes, Escalus und den anderen vorging, verstand sie nicht, doch sie wusste längst, dass Dalius Geheimnisse vor den anderen hatte. Er gehörte zu ihnen - und doch war er ganz anders. Die Vampire hatten sich in all den Jahren irgendwie verändert. Nur Dalius war so wie immer geblieben.
    Für Khira war er nicht mehr länger der Onkel, der große Freund. Sie schwärmte für ihn.
    Doch Khiras Verstand arbeitete klar und analytisch. Längst hatte sie eingesehen, dass sie anders war als ihre Mitgefangenen. Sie wuchs kaum, sah noch immer aus wie ein Kleinkind. Laertes tröstete sie damit, dass sich das noch ändern würde. Doch das glaubte sie ihm nicht. War sie ein Zwerg? Ihre Mutter sah Khira immer nur mit traurigen Augen an, wenn ihre Tochter sie danach fragte.
    Khira wurde zum Schatten, wie man es ihr gesagt hatte.
    Den Dominus bekamen sie alle nicht zu Gesicht. Doch die Menschen fühlten, dass etwas auf Fjällis-Hof weilte, dessen Präsenz ihnen allen schier den Atem raubte und die Luft verpestete. Die Vampire ließen sich im großen Stallgebäude tagelang nicht blicken. Nur Laertes kam manchmal zu den Menschen. Er sprach nicht, sah sie alle nur lange an und verschwand wieder. Selbst Khira beachtete er nicht weiter.
    Das Mädchen zügelte seine Neugier, so lange sie es vermochte, doch nach mehreren Tagen hielt sie es nicht mehr aus. Niemand kannte sich auf Fjällis-Hof so gut aus wie sie.
    Unbemerkt von Menschen und Vampiren schlich sie sich in das Hauptgebäude. Die kleine Tür zu dem Raum, in dem Laertes ihr die Blutproben entnahm, war nie verschlossen. Die Tür zu Escalus Labor fand Khira wie immer nur angelehnt. Vorsichtig warf sie einen Blick in das große Zimmer.
    Da war Laertes, der unbeweglich und stumm in dem großen Sessel saß. Nur seine Augen schienen sich ohne Unterlass zu bewegen, wechselten von Escalus, der aufgeregt durch das Labor lief, zu einem imaginären Punkt im Raum, den Khira nicht einsehen konnte.
    Escalus redete ununterbrochen. Es war wieder einmal das unverständliche Zeug, mit dem er Laertes ständig traktierte. Tabellen, Ergebnisse, Testreihen -Zahlen, Zahlen, Zahlen.
    Khira wusste, wie sehr er Dalius damit langweilte. Doch heute schien er dies alles nicht Laertes zu berichten, sondern einer anderen Person. Zwischendurch stockte er manchmal, als würde er eine Frage oder einen Einwand erwarten. Dann sprudelte es wieder aus ihm heraus.
    Lange stand Khira hinter dem Türspalt, lauschte und beobachtete. Dann dröhnte eine Stimme auf, deren Klang Khira niemals vergessen sollte. Sie war wie ferner Donner - rollend und hohl. Sie war Drohung und-Verachtung in einem. Khira zuckte unwillkürlich zusammen, denn eine tiefe Angst griff nach ihr.
    »Genug, Escalus. Ich habe jetzt wirklich genug gehört.« Der Angesprochene erstarrte förmlich mitten in der Bewegung. »Seit Tagen berichtest du mir von deinen ruhmreichen Erfolgen. Ich will die Einzelheiten nicht hören, Escalus! Nenne mir in einem Satz das Ergebnis.«
    Zum ersten Mal fühlte Khira so etwas wie Mitleid mit Escalus. Sie wusste ganz einfach, dass die nun folgende Antwort über seine Existenz entscheiden würde.
    Noch immer konnte sie den Dominus nicht sehen, doch sie fühlte ihn mit jeder Faser ihres kleinen Körpers. Er war da - und wo er war, konnte es nur ihn geben. Er duldete nichts neben sich. Alles andere musste unter ihm kriechen.
    Escalus rang nach den treffenden Worten.
    »Der Nährwert des Blutes der von mir behandelten Menschen ist um zweiundvierzig Prozent gestiegen. Würde unsere Rasse sich ausschließlich von diesem Blut ernähren, wären wir unabhängiger denn je. Mit ein wenig mehr Zeit könnte ich den Nährwert sicher auf über fünfzig Prozent…«
    Der Dominus schnitt ihm das Wort ab. »Das waren bereits drei Sätze - es reicht, Escalus.«
    Der ließ den Kopf hängen wie ein geprügelter Hund. Seine ganze Haltung war unterwürfig. Der Schweiß rann in breiten Bächen von seiner Stirn.
    »Was ist mit dir, Escalus?« Die Bedrohung durch die Worte war nahezu greifbar. »Der stolze Escalus… der großartige Wissenschaftler und klügste Kopf unseres Volkes. Ich sehe nur eine Memme vor mir, die sich am liebsten im nächsten Mauseloch verkriechen würde.«
    Khira stutzte. Was wollte der Dominus damit sagen?
    »Was ist mit dir geschehen in diesen Jahren, in denen du dich hier verschanzt hast? Ich habe dich vor langer Zeit kämpfen sehen, Escalus, direkt an meiner Seite. Und ich war stolz auf dich. Ich habe dich immer

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