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0798 - Der Hausmeister

0798 - Der Hausmeister

Titel: 0798 - Der Hausmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Bestie, das haben Sie gesagt. Er wird sie töten. Und wollen Sie das dann auf Ihre eigene Kappe nehmen. Wollen Sie den Tod Ihrer Tochter verschuldet haben?«
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Dann bleiben Sie bei uns.«
    Don Cavendish wischte Schweiß von seiner Stirn. Die gesunde Bräune seiner Haut war verschwunden und hatte einer unnatürlichen Blässe Platz geschaffen. Er kannte die Regeln, er war lange genug bei der Einheit. Er hatte sich auch hochgearbeitet und war als einer bekannt, der keine Angst kannte. Mehr als einmal hatte er das bewiesen. In Einsätzen, in welchen die Chancen sehr dünn gesät waren, hatte Don Cavendish mehr als einmal die Kastanien aus dem Feuer geholt, wenn es darum ging, Geiseln zu befreien und Terroristen zu besiegen.
    »Wissen Sie, Murdock, alles, was zuvor geschehen ist, das können Sie vergessen. Ich habe mein bisheriges Leben einfach ausradiert. Das existiert für mich nicht mehr. Ich hatte ja vor, mich zurückzuziehen, eben wegen der Familie. Es hatte mein letztes aktives Jahr werden sollen, aber ich werde noch einmal zeigen, was in mir steckt. Ich stehe wieder am Anfang, und wenn es vorbei ist, dann nehme ich gern meinen Abschied.«
    »Das ist doch Unsinn.«
    »Mir ist es ernst.«
    »Ich kann nicht…«
    »Eine halbe Stunde, Murdock, mehr nicht. Ich werde mich an die Wohnung heranschleichen und…«
    »Verdammt, ich drehe noch durch!«
    »Brauchen Sie nicht, Murdock. Geben Sie mir Ihr Okay. Dreißig Minuten, mehr nicht.«
    Die beiden Männer standen im Flur der alten Schule. In dem mächtigen Treppenhaus kamen sie sich etwas verloren vor. Alle Etagen waren von Murdocks Männern besetzt. Sie lauerten in den Fluren und Türnischen sowie an den Treppenaufgängen. Wenn der Hausmeister die Wohnung verließ, hatte er keine Chance, dann würde er in ihr Feuer laufen. Das Kommando war nicht zum erstenmal in dieser Form zusammengetreten, sie kannten sich, jeder konnte sich auf den anderen verlassen.
    Murdock seufzte, was bei ihm selten vorkam. »Also gut«, sagte er, »ich kenne Sie ja. Ich weiß Bescheid, dass ich die Zustimmung im Prinzip verweigern muss, aber ich kann Ihnen sagen, dass ich mich gegen Ihren Dickkopf nicht sperren werde. Sie haben die halbe Stunde, Don.«
    Cavendish schaute Murdock an. »Danke«, sagte er. »Danke, das werde ich Ihnen nicht vergessen.«
    Murdock wusste, dass Cavendish nicht gelogen hatte. Er wollte nichts darauf erwidern, so etwas war ihm nicht angenehm. Stattdessen zog er sein Funksprechgerät aus der Tasche und nahm Verbindung zu den an wichtigen Positionen postierten Männern auf. Er gab ihnen den Befehl, Don Cavendish durchzulassen.
    Der checkte inzwischen seine Waffen durch. Er trug einen Magnum-Revolver, aber auch eine kurzläufige Action-MPi.
    Auf die verzichtete er, der Revolver reichte ihm. Er ließ die Waffe von seiner Schulter rutschen und lehnte sie gegen die Wand.
    Murdock zeigte sich verwundert. »Sie verlassen sich nur auf den Revolver?«
    »Ja.« Don grinste scharf. »Der ist so etwas wie ein Talisman für mich. Er hat mich schon so manches Mal rausgehauen.«
    »Ja, ich weiß.« Murdock räusperte sich. »Viel Glück.«
    »Danke.«
    Zwischen den beiden Männern war alles gesagt. Don machte sich auf den Weg. Immer wieder erschien die Gestalt seiner Tochter vor seinem geistigen Auge. Er stellte sich vor, wie sie sich in der Gewalt dieser zweibeinigen Bestie befand, und in seinem Hals setzte sich ein dicker Betonkloß fest.
    Vor das Bild seiner Tochter schob sich ein anderes, nämlich das seiner Frau. Wie oft hatte sie ihn angefleht, den Job aufzugeben, er hatte es nicht getan. Anne war es schließlich leid gewesen und hatte sich von ihm getrennt, ohne sich allerdings scheiden zu lassen. »Du kannst ja wieder zurückkehren, wenn du es dir überlegt hast«, hatte sie bei ihrem Auszug mit tränenerstickter Stimme gesagt und war gegangen. Dinah hatte bei ihr gewohnt. Einige Male hatten sie telefoniert, und Anne hatte sich auch kompromissbereit gezeigt, ebenso wie Don. Nach diesem Job war Schluss, dann wollte er sich in den Innendienst versetzen lassen. Arbeit gab es da, auch wenn sie langweilig werden würde.
    Noch war er in Topform. Er bewegte sich lautlos über die Stufen des breiten Treppenhauses hinweg. Die dort lauernden Kollegen waren informiert worden.
    Niemand sprach ihn an, doch die Blicke, die sie ihm nachwarfen, sprachen Bände.
    Er musste nach ganz oben. Dort verloren die Stufen an Breite, dort waren die Fenster kleiner, und

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