0798 - Im Bann des schwarzen Kristalls
an einen anderen Ort zu befördern, war vergeblich. Hinzu kam, daß Joan meine Absichten völlig mißverstand. Sie wußte sich nur dadurch zu wehren, daß sie mir in die Wange biß.
Ich schrie schmerzerfüllt auf.
„Sind Sie verrückt geworden? Ich kann nichts dafür, daß wir hier in der Röhre sind. Und außerdem sollten Sie sich dessen bewußt sein, daß Sie in einem Schutzanzug stecken. Und wenn Ihnen das noch nicht genügt, dann hören Sie: Ich schwöre Ihnen, daß ich ..."
„Seien Sie still", kreischte sie mit hochrotem Kopf. „Schalten Sie lieber den Antigrav an, damit wir hier herauskommen."
Ich spürte, daß mir das Blut über die Wange lief. Ich hatte Schmerzen, und ich war so wütend, wie selten zuvor, zumal ich mir bereits ausmalte, was meine Posbifreunde mit mir machen würden, wenn sie meine Verletzung entdeckten. Wahrscheinlich würden sie mir neue Wangen aus Kunststoff anpflanzen.
„Ich kann den Schaltknopf nicht erreichen", erklärte ich.
„Versuchen Sie es."
Sie bemühte sich verzweifelt, aber vergeblich. Wir saßen so fest in der Röhre, daß wir uns aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnten.
„Schade, daß Sie Kosmopsychologin sind", sagte ich. „Von der Psychologie fremder Völker mögen Sie eine Menge verstehen, von der einfacher und unkomplizierter Menschen aber haben Sie keine Ahnung."
„Reden Sie kein dummes Zeug", fuhr sie mich an. „Rufen Sie lieber Rhodan. Sie können es ja mit Ihrem komischen Pickelhelm."
„Wenn Sie frech werden, atme ich einmal kräftig ein", sagte ich drohend. „Dann bleibt von Ihnen nicht mehr viel übrig."
„So etwas traue ich Ihnen zu", antwortete sie verächtlich.
Ich verzichtete darauf, ihr noch weitere Freundlichkeiten zu sagen und schaltete den Videohelm mit einem gedanklichen Impuls ein. Leider ohne jeden Erfolg.
„Da tut sich nichts", eröffnete ich Joan bestürzt. „Der Helm funktioniert nicht mehr, oder irgend etwas schirmt uns funktechnisch ab."
Ihre Augen weiteten sich.
„Vor ein paar Stunden hätte ich Ihnen beinahe gesagt, daß ich mit Ihnen nicht lebendig begraben sein möchte", gestand sie mir ein. „Jetzt bin ich es tatsächlich."
Ihre Wangen sanken ein. Die Lider senkten sich, und ihr Gesicht nahm wieder jenen Ausdruck abgrundtiefer Resignation an, den ich nun schon so oft an ihr beobachtet hatte.
„Kopf hoch", sagte ich. „Noch ist nicht aller Tage Abend. Wir kommen hier schon wieder 'raus. Irgend etwas fällt mir bestimmt noch ein."
„Dann beeilen Sie sich, bitte", erwiderte sie mit schwacher Stimme. „Ich halte es nämlich nicht mehr lange aus. Ich kann schon jetzt kaum noch atmen."
Ich blickte nach oben, weil ich glaubte, ein Geräusch zu hören.
Dunkelheit senkte sich über mich herab. Ich spürte eine fast schmerzhaft intensive Strahlung, und es schien mir, als fahre mir suchend etwas Fremdes durchs Gehirn.
Joan seufzte laut auf. Dann erschlaffte ihr Körper, und ihr Kopf kippte kraftlos gegen meine Schulter. Sie hatte das Bewußtsein verloren. Ich kämpfte mit aller mir noch verbliebenen Energie gegen eine beginnende Ohnmacht an. Ich wußte, daß ich nicht auch noch zusammenklappen durfte, denn dann war alles vorbei.
*
Ich spürte, daß sich etwas über meinen Kopf tastete.
Unwillkürlich versuchte ich, die Hand zu heben, ober das war ebenso unmöglich wie zuvor. Etwas Weiches glitt über mein Gesicht, und dann pendelte ein farbloser Tentakel vor meinen Augen hin und her. Ich fuhr zusammen. Unwillkürlich blickte ich nach oben, aber ich konnte nichts sehen, weil die Öffnung über mir verstopft war.
„Jaoul", rief ich. „Hilf uns. Zieh uns heraus."
Nur der Matten-Willy konnte es sein. Sonst gab es keine Wesen auf dieser Welt, die über Tentakel verfügten.
Jaoul antwortete nicht, doch der Tentakel schob sich mir unter die Arme und schnürte sich fest um mich. Meine Hände krallten sich in den Schutzanzug Joans. Ich war froh, daß sie bewußtlos war, denn sonst hätte sie wahrscheinlich mal wieder alles falsch verstanden.
„Zieh, Jaoul", rief ich keuchend. „Zieh doch endlich."
Der Freund ließ mich nicht im Stich. Kraftvoll zerrte er mich und das Mädchen nach oben. Kurz bevor ich die Öffnung erreichte, brachte ich meine Hand an den Antigravgürtel. Ich konnte das Gerät einschalten und Jaoul so entlasten. Er wich zurück und machte Platz, so daß ich zusammen mit Joan aus der Röhre hervorkommen konnte.
Erst als ich oben war, sah ich, daß es wirklich der Matten-Willy
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