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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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hatten.
    Die Zauberin hatte diesen Schritt nie bereut. Und doch wusste sie, dass sie Tsa Mo Ra nicht in ihr Vorhaben einweihen durfte, bis sie unabänderliche Tatsachen geschaffen hatte. Er würde nie die zwingende Notwendigkeit ihres Planes verstehen. Bei all seinen Fähigkeiten, die ihn von anderen Wesen seiner Art unterschied, war er eben doch nur ein - Mensch.
    ShaoYu mied die großen Straßen und belebten Plätze und drückte sich durch die engsten und verrufensten Gassen der Stadt. Einmal hielt eine Tulis-Yon-Patrouille sie auf. Agkars Polizeitruppe stellte sicher, dass die Bewohner der Stadt ihre naturgegebenen räuberischen Triebe nur in kontrollierten Bahnen auslebten und nicht wild übereinander herfielen. Die beiden Wolfskrieger hatten den Schreck ihres Lebens bekommen, als sie erkannten, wer unter der unscheinbaren Kapuze steckte. Und sie hatten die nächtliche Passantin auf Knien um Verzeihung für ihren Frevel gebeten und versichert, niemandem von ihrem Ausflug zu berichten. Shao Yu hatte huldvoll genickt - und den beiden dann mit einem Zauberspruch jede Erinnerung an ihre nächtliche Begegnung genommen.
    Sie konnte keine Zeugen gebrauchen.
    Dann endlich, nachdem sie fast die halbe Stadt durchquert hatte, war sie an ihrem Ziel. Das unscheinbare Haus schien einer anderen Welt anzugehören als die prachtvollen Bauten im Zentrum von Choquai. Shao Yu zögerte, als sie an die roh gezimmerte Tür klopfen wollte. Es ist so lange her… Dann fasste sie sich ein Herz und schlug kräftig gegen das Holz.
    Ein Weile geschah nichts. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt, und ein dunkles Augenpaar starrte sie an.
    »Du?«
    Das schmächtige Mädchen, das jetzt die Tür ein Stück weiter öffnete und den Gast mit einer verhuschten Geste hereinbat, war ShaoYu wie aus dem Gesicht geschnitten, wirkte jedoch deutlich jünger. Im Hintergrund erhob sich eine andere Frau von einem Sitzkissen. Auch bei ihr war die Familienähnlichkeit unübersehbar.
    Mit einem dankbaren Nicken setzte sich ShaoYu auf den Platz, den ihr das Mädchen anbot. Dann sagte sie mit einem einnehmenden Lächeln: »Es ist wahr, meine Schwestern: Ich habe euch lange nicht besucht. Doch jetzt haben wir etwas zu besprechen.«
    ***
    Los Angeles
    Mit einem leisen Stöhnen brach Gryf zusammen. Nicole konnte den Silbermond-Druiden gerade noch auffangen, bevor er auf den Boden knallte. Mit einem Seitenblick sah sie, dass auch Patricks Laus Körper kraftlos in Chin-Lis Umklammerung hing. Das Gesicht des Tulis-Yon war wieder menschlich geworden.
    Schnell überprüfte Nicole Gryfs Puls. Der Herzschlag war schwach, aber regelmäßig.
    »Ist er…?«, fragte Chin-Li. So sehr sie sich auch um einen sachlichen Tonfall bemühte, die Besorgnis in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    »Nein, er lebt.«
    »… aber es geht ihm echt beschissen«, murmelte der Silbermond-Druide in Nicoles Armen. Er griente, während er sich mühsam wieder aufrappelte. »Das wäre beinahe schief gegangen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Nicole, während sie Gryf auf die Beine half.
    »Keine Ahnung. Ich glaube, er hat sich gerade selbst ausgelöscht. Und mich wollte er mitnehmen.«
    »Es stimmt. Er ist tot«, bestätigte Chin-Li, die ihren Ex-Boss einer genauen Untersuchung unterzogen hatte. Dann zog sie den Blaster, richtete ihn auf Laus Leichnam und drückte ab. Es roch nach verbranntem Fleisch, als der Körper des Tulis-Yon in Flammen aufging. »Aber sicher ist sicher!«
    »Selbstmord? Wie kann das sein?«, fragte Nicole. »Er hatte noch nicht einmal eine Verletzung.«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Gryf. »Vielleicht ein posthypnotischer Befehl, den Kuang-shi ihm eingepflanzt hat und mit dem er sich jederzeit das Leben nehmen konnte, um seinen Boss nicht verraten zu müssen. So eine Art mentale Zyankalikapsel. Diese Biester würden ja alles für ihren Obermotz tun. Vermutlich war es für ihn noch eine Ehre, für Kuang-shi verrecken zu dürfen!«
    »Also war alles umsonst«, meinte Nicole frustriert.
    »Keineswegs!« Gryfs Grinsen war so breit, dass man darin ein Zelt hätte aufspannen können. »Ich gebe zu, es war knapp. Ich spürte schon, wie das große Nichts an mir zerrte, als unser haariger Freund seinem Schöpfer entgegeneilte. Aber im letzten Moment hat er seine Geheimnisse doch noch preisgegeben. Der gute Patrick war ziemlich frustriert, als er kapierte, dass er sich ganz umsonst geopfert hat.«
    »Spann uns nicht auf die Folter. Wo ist Kuang-shi?«
    »In Vernon.« (

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