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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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leicht kommst du aus dieser Geschichte nicht mehr raus, Mensch. Kuang-shi wird erfahren, was in dieser Nacht passiert ist, und dann wird es mir ein Vergnügen sein, dabei zuzusehen, wie er euch die Organe einzeln aus den pestilenzverseuchten Leibern reißt!«
    »Da hörst du ihn, Geliebter. Wir müssen es beenden, hier und jetzt!«
    Schnell zeichnete ShaoYu einen magischen Spruch in die Luft - und sofort fiel die Luft im Raum unter den Gefrierpunkt. Ein eiskalter Wind fegte durch den Raum, löschte die Flammen und hüllte den affenköpfigen Zauberer ein. In Sekundenschnelle verdichtete sich der Wind zu einem Wirbel aus Eiskristallen, bis Wu regungslos in einem weißen Block aus Schnee und Eis gefangen war.
    »Wir sind fast am Ziel, Geliebter. Du musst mir noch helfen, ihm den Todesstoß zu versetzen«, rief Yu, und als Tsa Mo Ra das Glitzern in ihren Augen sah, wusste er, dass Wu die Wahrheit gesagt hatte. ShaoYu war tatsächlich mit ihren Schwestern gekommen, um ihn zu töten.
    Tsa Mo Ra fühlte sich, als habe jemand die Zeit angehalten und als rase sie zugleich in atemberaubender Geschwindigkeit an ihm vorbei. Was war nur aus der Frau geworden, die er mehr liebte als sein eigenes Leben? Doch war nicht die zügellose Grausamkeit, die ihn so erschreckte, schon immer ein Teil ihrer Persönlichkeit gewesen? Er hatte es lange genug verdrängt. Doch jetzt war damit Schluss.
    Tsa Mo Ra schrie den nächsten Zauberspruch regelrecht heraus. Der Eisblock zerplatzte mit einem lauten Knall, und Wu stürzte zu Boden. Der Zauberer wirkte stark angeschlagen, aber er lebte.
    Mit einem Satz war Tsa Mo Ra bei ihm.
    Und plötzlich war sie in seinem Kopf. Aus irgendeinem Grund war ShaoYu das einzige Wesen, dem es gelang, die Mauer um Tsa Mo Ras Geist zu durchdringen. Vielleicht lag es an ihrer besonderen Verbundenheit, die ihr mit den Jahren den Weg gewiesen hatte. Und jetzt fühlte er sie so nahe bei sich, dass er zu vergehen glaubte.
    Was tust du uns an, Geliebter? Warum bist du auf seiner Seite?
    Ihre Stimme war so traurig, so verletzt. Doch Tsa Mo Ra widerstand der Versuchung, sich von seinen Gefühlen auf ihre Seite ziehen zu lassen.
    Das bin ich nicht. Aber was du hier tust, ist falsch. Beende diesen Wahnsinn, dann haben wir alle vielleicht noch eine Chance, hier heil herauszukommen.
    »Nein!«, schrie ShaoYu und zog etwas aus dem Lederbeutel an ihrem Gürtel hervor. Als sie die mit einem Zauberspruch beschriebenen Pergamentstreifen in die Luft schleuderte, formten sich daraus plötzlich 50 silbern funkelnde Dolche - und sie rasten direkt auf Tsa Mo Ra zu. Der Tod der Tausend Schnitte, dachte der Zauberer entsetzt, während er verzweifelt versuchte, den heranrasenden Klingen auszuweichen. Er spürte die Schmerzen kaum, als ein Dutzend Dolche in seinen Körper eindrangen. ShaoYu sah ihn mit weit aufgerissene Augen an »Es tut mir Leid…«, flüstere sie - als sie etwas packte und zu Boden riss.
    Und dann waren sie überall im Raum. Tulis-Yon! Die Diener müssen sie gerufen haben, dachte Tsa Mo Ra. Mit letzter Kraft hielt er sich auf den Beinen und sah zu, wie einer der Wolf skrieger seine Frau gegen den Boden presste.
    Sie waren zu fünft. Vier waren mit ihren berüchtigten Kampfstäben bewaffnet, und der Geifer tropfte von ihren weit aufgerissenen Raubtierschnauzen. Der fünfte war Agkar, der berüchtigte Anführer der Tulis-Yon. Trotz seines fast jugendlichen Aussehens diente er Kuang-shi schon seit Jahrhunderten, und er war Tsa Mo Ra immer mit äußerstem Misstrauen begegnet. Er trug als einziger der Wolfskrieger sein menschliches Gesicht, das er zu einem grimmigen Lächeln verzogen hatte.
    »Tsa Mo Ra! Ich wusste, dass ich Euch eines Tages auf die Schliche kommen würde. Der ehrenwerte Wu Huan-Tiao hatte Recht. Man kann einem Menschen einfach nicht trauen. Doch dieser feige Mordanschlag wird Euch den Kopf kosten. Abführen!«
    »Nein, wartet!«, krächzte Wu, während er mit Hilfe eines Tulis-Yon mühsam wieder auf die Beine kam.
    »Herr?«, fragte Agkar irritiert.
    »Wartet«, wiederholte der affenköpfige Zauberer. »Der Mensch nicht. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Tsa Mo Ra wollte etwas sagen, als er merkte, wie ihm die Beine wegsackten. Dann wurde um ihn herum alles schwarz.
    ***
    Irgendwo am Fuß der San Gabriel Mountains
    Die Villa mochte einmal einem wohlhabenden Industriellen gehört haben oder vielleicht sogar einem Filmstar. Doch diese Zeiten waren längst vorbei. Jetzt versprühte das Anfang des 20. Jahrhunderts

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