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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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als Zeichen zum Angriff.
    Doch sie hatten keine Chance. Blassrote Laserstrahlen beendeten ihre dämonische Existenz, bevor sie ihren Gegnern auch nur nahe kamen. Der einzige, der übrig blieb, war Patrick Lau. Sein wütendes Aufheulen verriet, dass er mit diesem Verlauf der Ereignisse nicht gerechnet hatte.
    »Warum neigt ihr Höllenbiester immer zu so einer maßlosen Selbstüberschätzung?«, fragte Gryf kopfschüttelnd.
    Patrick Lau sah ihn hasserfüllt an. »Uns könnt ihr töten, aber unseren Herrn Kuang-shi werdet ihr damit nicht aufhalten. Wir opfern unser Leben gern für seinen Sieg!«
    »Das kannst du gerne haben«, sagte Nicole. »Aber vorher brauchen wir noch etwas von dir.«
    »Vergiss es, Hure!« Verächtlich spuckte der Tulis-Yon vor der Dämonenjägerin aus. »Von mir erfahrt ihr nichts.«
    »Oh, ich glaube doch. Chin-Li!«
    Mit einem lauten Kampfschrei flog die Chinesin durch den Raum und kam katzengleich hinter Lau auf. Bevor der verdutzte Wolfskrieger reagieren konnte, presste ihn die Ex-Killerin auf den Schreibtisch. Verzweifelt versuchte der Tulis-Yon, nach seiner ehemaligen Leibwächterin zu schlagen, doch es war vergeblich. Wie Schraubstöcke umschlossen ihre Finger seine Arme und ließen ihm keinen Millimeter Bewegungsspielraum.
    »Der Griff der Tausend Arme«, zischte Chin-Li. »Wenn du dich mehr für die Traditionen deiner Vorfahren interessiert hättest, würdest du ihn kennen. Selbst ein stärkeres Wesen als du könnte daraus nicht entfliehen.«
    »Was habt ihr vor?«, fauchte Lau.
    »Das ist ganz einfach«, meldete sich Gryf zu Wort. »Wir brauchen Informationen, und du wirst sie uns geben.«
    »Das glaube ich kaum. Eher verrecke ich!«
    »Du hast kaum eine andere Wahl«, sagte Gryf und drang in den Geist seines Gegenübers ein. Der Tulis-Yon heulte vor Wut auf, als er verstand, was mit ihm geschah. Er versuchte sich gegen den Eindringling zu wehren, aber der Widerstand war nur von kurzer Dauer. Dafür zeigte der Tulis-Yon Gryf etwas völlig Unerwartetes. Der Silbermond-Druide wurde blass, als ihn Patrick Lau mit dem Glück konfrontierte, dass ein Diener Kuang-shis selbst dann noch empfand, wenn er für seinen Herrn sterben durfte. Nur mit größter Kraft gelang es Gryf, dieser Faszination nicht zu erliegen, die seinen Geist zu lähmen schien.
    Und dann spürte er, wie sich die Welt um ihn herum auflöste.
    Der Tulis-Yon war dabei, sich selbst zu vernichten, um Kuang-shis Geheimnisse zu bewahren - und er wollte Gryf mit sich nehmen. Verzweifelt wehrte sich der Silbermond-Druide gegen den Sog, der ihn mit in den Abgrund zu ziehen drohte. Doch noch konnte er sich nicht aus Patrick Laus Geist zurückziehen. Nicht, bevor er gefunden hatte, was er brauchte.
    Es war so, als würde ein Haus über ihm Zusammenstürzen, während er durch die Kellerräume raste und nach einem verborgenen Tresor suchte.
    Dann fand er die richtige Tür, öffnete sie und - Patrick Laus Geist erlosch.
    ***
    Choquai
    Es war schon seit einer Stunde dunkel, als ShaoYu aus dem Haus schlich. Die schöne Vampirfrau hatte eine grüne Robe übergeworfen, deren Kapuze sie tief ins Gesicht gezogen hatte. Es war besser, wenn sie keiner auf ihrem Weg durch die Straßen von Choquai erkannte.
    Tsa Mo Ra hatte sich in der Palastbibliothek in ein paar uralte Schriften über die Entstehung des Universums vergraben. Er würde sicher nicht vor dem Morgengrauen zurückkehren, und Yu hatte den Sklaven bei ihrem Leben verboten, etwas von ihrer nächtlichen Abwesenheit zu erzählen.
    Ich liebe dich, wie ich noch nie einen Mann geliebt habe, Tsa Mo Ra. Aber du würdest es nicht verstehen.
    Nach Sonnenuntergang waren die Straßen von Choquai kaum weniger belebt als am Tage. Während sich die Familien in die Beschaulichkeit der eigenen vier Wände zurückgezogen hatten, schlug jetzt die Stunde der Nachtschwärmer und der Vergnügungssüchtigen, die auf den belebten Plätzen, den nächtlichen Märkten und in den Bordellen etwas Abwechslung von den Anstrengungen des Tages suchten.
    Dies ist unsere Zeit, dachte Shao Yu. Auch wenn wir dank Kuang-shis unermesslicher Macht auch am Tage existieren, in der Nacht sind wir uns selbst am nächsten. Auch wenn viele von uns inzwischen so vermenschlicht sind, dass sie längst vergessen haben, wer wir wirklich sind.
    Es war kein Wunder, dass der Mond neben dem mächtigen Wolfskopf das wichtigste Symbol in Choquai war. Der Mond, in dessen weißem Licht sich Tsa Mo Ra und Shao Yu ewige Treue geschworen

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