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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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blind?«
    »Stehen Sie morgen früh Punkt neun Uhr daneben. Ich schicke Ihnen dann schriftliche Befehle.«
    Er funkelte mich ein letztes Mal an. Dann stürmte er hinaus und knallte die Tür mit einer solchen Wucht zu, dass die ganze Wand erzitterte und der Luftzug die Straßenkarte und die Fotokopie am Boden ein paar Zentimeter hob.
     
    Ich blieb am Schreibtisch sitzen. Wählte die Nummer meines Bruders in Washington, aber er meldete sich nicht. Ich überlegte, ob ich unsere Mutter anrufen sollte. Aber dann wurde mir klar, dass es eigentlich nichts zu sagen gab. Unabhängig davon,
worüber wir sprechen würden, wüsste sie, dass ich eigentlich nur anrief, um zu fragen: Lebst du noch?
    Also stand ich auf, nahm die Straßenkarte vom Boden und strich sie glatt. Befestigte sie erneut mit Klebstreifen an der Wand. Sammelte die sieben Nadeln auf und steckte sie wieder an ihre Plätze. Befestigte die Fotokopie des Wachbuchs neben der Karte. Riss sie wieder ab, denn sie war nutzlos, knüllte sie zusammen und warf sie in den Papierkorb. Meine Sergeantin kam herein und brachte mir noch mal Kaffee. Ich fragte mich flüchtig, was mit dem Vater ihres Babys war. Wo steckte er? War er ein gewalttätiger Ehemann gewesen? Mein Telefon klingelte. Sie nahm den Anruf entgegen und hielt mir den Hörer hin.
    »Detective Clark«, sagte sie. »Aus Virginia.«
    »Wir machen Fortschritte«, begann er. »Das Brecheisen aus Sperryville ist eindeutig unsere Tatwaffe. Wir haben ein identisches Stück aus dem Eisenwarengeschäft besorgt, und unser Gerichtsmediziner hat bestätigt, dass ein Brecheisen dieser Art verwendet worden ist.«
    »Gute Arbeit«, lobte ich ihn.
    »Deshalb rufe ich an. Wir haben unsere Tatwaffe gefunden, daher können wir nicht mehr nach Ihrer suchen. Ich kann die Überstunden nicht verantworten.«
    »Klar«, sagte ich. »Damit haben wir schon gerechnet.«
    »Sie müssen jetzt also allein zurechtkommen, Kumpel. Tut mir echt Leid.«
    Ich schwieg.
    »Hat sich bei Ihnen irgendwas ergeben? Haben Sie schon einen Namen für mich?«
    Ich grinste. Das mit dem Namen kannst du vergessen, dachte ich . Kumpel. Keine Leistung, keine Gegenleistung. Nicht, dass es jemals einen Namen gegeben hätte.
    »Ich melde mich wieder«, sagte ich.
     
    Als Summer nach einer halben Stunde zurückkam, gab ich ihr den Rest des Abends frei. Wies sie an, sich mit mir zum Frühstück
im O Club zu treffen. Um Punkt neun Uhr, wenn Willards Befehle eintreffen sollten. Ich rechnete mir aus, dass wir in aller Ruhe - mit viel Rührei und Kaffee - frühstücken und gegen zehn Uhr fünfzehn zu meiner Dienststelle hinüberschlendern würden.
    »Die Karte hängt anders«, bemerkte sie.
    »Willard hat sie runtergerissen und ich hab sie wieder hingeklebt.«
    »Er ist gefährlich.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das wird sich zeigen.«
    Sie suchte ihre, ich meine Unterkunft auf. Ich hatte ein Zimmer in der Wohnanlage für ledige Offiziere. Ihre Bauweise erinnerte an ein Motel. Sie lag an einer nach irgendeinem längst vergessenen Träger der Medal of Honor benannten Straße, von der aus ein Stichweg über den Gehsteig zu meiner Tür führte. Alle zwanzig Meter stand ein Metallmast mit einer Straßenlampe. Die in der Nähe meiner Tür war ausgefallen, weil jemand sie mit einem Stein zertrümmert hatte. Ich konnte Glassplitter auf dem Gehsteig erkennen und drei Männer, die sich im Halbdunkel herumdrückten. Ich ging an dem ersten Kerl vorbei. Es war der Delta-Sergeant mit dem Bart und der Sonnenbräune. Er tippte mit dem Zeigefinger aufs Zifferblatt seiner Uhr. Das tat auch der zweite Typ. Der dritte grinste nur. Ich verschwand nach drinnen und schloss meine Tür, hörte sie nicht weggehen. In dieser Nacht schlief ich nicht gut.
     
    Morgens waren sie verschwunden. Ich erreichte ungehindert den O Club. Um neun Uhr lag der Speisesaal ziemlich verwaist da, was ein Vorteil war. Summer und ich saßen uns an einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes gegenüber. Gemeinsam vertilgten wir fast alles, was noch übrig war. Summer konnte, obwohl klein gewachsen, ordentlich futtern. Wir ließen uns beim Kaffee Zeit und machten uns erst um zehn Uhr zwanzig auf den Weg zu meiner Dienststelle. Drinnen herrschte Chaos. Sämtliche Telefone klingelten. Der Korporal aus Louisiana wirkte gestresst.

    »Gehen Sie nicht ran«, warnte er mich. »Der Anrufer ist Oberst Willard. Er wollte, dass Sie ihm den Empfang seiner Befehle sofort bestätigen. Er ist fuchsteufelswild.«
    »Wie

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