Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
geschlossen wurde.
     
    Es war kurz vor elf. Ich ging ins Bett, konnte aber nicht einschlafen. Ich lag einfach nur da und starrte eine Stunde lang die Zimmerdecke an. Ich konnte die Festbeleuchtung des Eiffelturms sehen, die zwischen schnell und langsam blinkte und ständig das Muster der Stuckdecke über mir veränderte. Ich hörte Reifen quietschen, das Kläffen eines Hundes, einsame Schritte unter meinem Fenster und entferntes Autohupen. Dann verstummte die Großstadt, und die Stille begann mir zuzusetzen. Ich sah auf die Uhr. Es war Mitternacht. Eine Woge der Einsamkeit schwappte über mich hinweg.
    Ich knipste die Nachttischlampe an und zog das Telefon zu mir heran. Unter dem Tastenfeld stand auf einem kleinen Schild: Gespräche mit anderen Zimmern: Taste 3 drücken und Zimmernummer eingeben . Ich folgte den Anweisungen. Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    »Bist du wach?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte sie.
    »Willst du Gesellschaft?«
    »Ja.«
    Ich zog Jeans und Sweatshirt an und ging barfuß den Korridor entlang. Klopfte an ihrer Tür. Sie öffnete, ergriff meine Hand und zog mich hinein. Sie war noch vollständig bekleidet.
Gleich an der Tür küsste sie mich leidenschaftlich, und ich erwiderte ihren Kuss noch leidenschaftlicher. Die Tür schloss sich hinter uns. Wir hielten aufs Bett zu.
    Sie trug dunkelrote Unterwäsche aus Satin oder Seide. Ich konnte ihr Parfüm riechen. Sie war zart, geschmeidig und stark. Auch hier konnte ich die Lichter des Eiffelturms an der Zimmerdecke sehen. Wir passten unseren Rhythmus dem ihren an: langsam, schnell. Danach lagen wir wie zwei Löffel nebeneinander - erschöpft und heftig atmend, ganz nah, aber ohne ein Wort zu sprechen, als wüssten wir nicht recht, was soeben geschehen war.
     
    Ich schlief eine Stunde und wachte in derselben Position auf. Ich hatte das seltsame Gefühl, etwas verloren und etwas gewonnen zu haben, konnte mir aber beide Empfindungen nicht erklären. Summer schlummerte friedlich. Sie hatte sich in die Biegung meines Körpers gekuschelt und roch gut. Sie fühlte sich warm und geschmeidig an. Mein linker Arm lag unter ihrem Kopf, mein rechter über ihrer Taille. Ihre Hand ruhte halb geschlossen in meiner.
    Ich drehte den Kopf zur Seite und beobachtete die Lichtspiele an der Zimmerdecke. Ich hörte ein Motorrad aufheulen und irgendwo einen Hund kläffen. Ansonsten war die Großstadt still. Zwei Millionen Menschen schliefen. Joe saß im Flugzeug. Ich konnte mir das Gesicht meiner Mutter nicht vorstellen und schloss die Augen. Versuchte wieder zu schlafen.
     
    Der Wecker in meinem Kopf schrillte um vier Uhr. Summer schlief noch. Ich zog meinen Arm unter ihr heraus, glitt aus dem Bett und ging barfuß ins Bad. Dann zog ich Jeans und Sweatshirt an und weckte Summer mit einem Kuss.
    »Raus aus den Federn, Leutnant!«, sagte ich.
    Sie streckte die Arme hoch und machte ein Hohlkreuz. Die Bettdecke rutschte bis zu ihren Hüften hinunter.
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    Ich küsste sie noch mal.

    »Paris gefällt mir«, meinte sie. »Ich habe hier viel Spaß gehabt.«
    »Ich auch.«
    »Sehr viel Spaß.«
    »In einer halben Stunde in der Hotelhalle«, erklärte ich.
    Ich ging in mein Zimmer zurück und rief unten an, um mir Kaffee bringen zu lassen. Bis er kam, hatte ich mich rasiert und geduscht. Ich nahm das Tablett nur mit einem Handtuch bekleidet an der Tür entgegen. Dann zog ich einen frischen Kampfanzug an, goss mir die erste Tasse ein und sah auf die Uhr. In Paris war es vier Uhr zwanzig, was bedeutete, dass es an der US-Ostküste zweiundzwanzig Uhr zwanzig - lange nach Dienstschluss - und an der Westküste erst neunzehn Uhr zwanzig war. Um diese Zeit konnte ein pflichtbewusster Mensch noch an seinem Schreibtisch sitzen. Nach einem Blick auf das Schild am Telefon drückte ich die Taste 9, um ein Amt zu bekommen, und wählte dann die einzige Nummer, die ich seit Jahren auswendig wusste: die Vermittlung in Rock Creek, Virginia. Sofort nach dem ersten Klingeln meldete sich ein Telefonist.
    »Hier ist Reacher«, sagte ich. »Ich brauche die Nummer des MP-Exekutivoffiziers in Fort Irwin.«
    »Sir, ich habe den Auftrag, Ihnen Oberst Willards Befehl zu übermitteln, dass Sie sofort an Ihren Standort zurückkehren sollen.«
    »Ich komme zurück, sobald ich kann. Aber erst benötige ich diese Nummer.«
    »Sir, wo sind Sie?«
    »In einem Bordell in Sydney«, antwortete ich. »Geben Sie mir jetzt die Nummer in Irwin.«
    Er nannte sie mir. Ich drückte

Weitere Kostenlose Bücher