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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nichts.
    »Oder vielleicht hat sie schon immer in Bird gearbeitet und ist der Infanterie nach Irwin gefolgt, als dort eine gemeinsame Übung stattfand. So was kann ein bis zwei Monate dauern. Es hat keinen Zweck, in dieser Zeit zu Hause ohne Freier herumzusitzen.«
    »Was halten Sie für am wahrscheinlichsten?«, fragte ich.
    »Sie sind sich in Kalifornien begegnet«, erwiderte sie. »Kramer dürfte im Lauf der Zeit einige Jahre in Irwin verbracht haben. Dann ist sie nach North Carolina gezogen, aber er war noch immer so scharf auf sie, dass er gerne den Umweg auf sich nahm, wenn er sich mal wieder in Washington aufhielt.«
    »Sie macht aber nichts Spezielles, nicht für zwanzig Dollar.«

    »Vielleicht brauchte er nichts Spezielles.«
    »Das könnten wir die Witwe fragen.«
    Summer lächelte. »Vielleicht hat er sie einfach nur gemocht, und sie sorgte dafür, dass er sich bei ihr wohl fühlte. Darauf verstehen Nutten sich. Ihnen sind Freier, die wiederkommen, am liebsten. Für sie ist’s weit sicherer, wenn sie den Kerl bereits kennen.«
    Ich schloss erneut die Augen.
    »Also?«, sagte Summer. »Habe ich Ihnen etwas erzählt, auf das Sie noch nicht gekommen waren?«
    »Nein«, antwortete ich.
     
    Ich schlief ein, bevor wir North Carolina verließen, und wachte fast vier Stunden später auf, als Summer die Ausfahrt Green Valley zu schnell nahm. Mein Kopf fiel nach rechts und krachte an die Scheibe.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Sie sollten Kramers Telefongespräche überprüfen. Er muss vorher angerufen haben, um sich zu vergewissern, dass sie da sein würde. Eine so weite Fahrt hätte er nicht auf gut Glück unternommen.«
    »Von wo aus hätte er telefoniert?«
    »Deutschland«, sagte sie. »Vor dem Abflug.«
    »Eher von einem Münztelefon auf dem Dulles Airport aus. Aber das überprüfen wir.«
    »Wir?«
    »Sie könnten meine Partnerin sein.«
    Sie schwieg.
    »Praktisch als Test«, sagte ich.
    »Ist dieser Fall wichtig?«
    »Vermutlich nicht. Aber möglicherweise doch. Kommt darauf an, worum es bei der Tagung geht und was er dorthin mitnehmen wollte. Vielleicht hatte er den gesamten Verteidigungsplan für Europa in seinem Aktenkoffer. Oder neue taktische Vorschläge, eine kritische Einsatzbeurteilung, alles mögliche Geheimmaterial.«

    »Die Rote Armee ist bald kein ernsthafter Gegner mehr.«
    Ich nickte. »Ich denke eher an rote Gesichter. Presse oder Fernsehen. Findet irgendein Reporter geheimes Material auf einem Abfallhaufen hinter einem Striplokal, bringt das viele Leute in Verlegenheit.«
    »Vielleicht weiß die Witwe Bescheid. Vielleicht hat er mit ihr darüber gesprochen.«
    »Wir dürfen nicht danach fragen«, sagte ich. »Was sie betrifft, ist er mit bis unters Kinn hochgezogener Bettdecke im Schlaf gestorben, und auch alles andere war koscher. Irgendwelche Bedenken, die der Fall aufwerfen könnte, gehen vorläufig nur mich, Sie und Garber an.«
    »Garber?«, fragte sie.
    »Mich, Sie und ihn«, wiederholte ich.
    Sie lächelte. Der Fall Kramer mochte trivial sein, aber für jemanden, der zum 110th Special Unit versetzt werden wollte, war eine Zusammenarbeit mit Garber ein ausgesprochener Glücksfall.
     
    Green Valley war eine malerische Kleinstadt im Kolonialstil und das Haus der Kramers eine gepflegte alte Villa in einer teuren Wohngegend. Ein viktorianischer Bau mit Biberschwanzziegeln, vielen Türmchen und Veranden, der auf einer ungefähr einen Hektar großen smaragdgrünen Rasenfläche stand. Auf dem Rasen waren stattliche immergrüne Bäume verteilt, die aussahen, als wären sie vor hundert Jahren ganz bewusst an diese Stellen gepflanzt worden. Wir hielten am Straßenrand und betrachteten eine Weile die Villa. Ich wusste nicht, was Summer dachte, aber ich prägte mir diese Szene ein und speicherte sie unter A wie Amerika . Ich verfüge über eine Sozialversicherungsnummer und einen Pass wie jeder andere auch, aber dank der spärlichen Dienstzeiten meines Alten in den Staaten und meiner eigenen komme ich auf nur ungefähr fünf Jahre tatsächlicher Anwesenheit in den Vereinigten Staaten. Deshalb erinnere ich mich an ein paar Dinge, die ich in der Grundschule gelernt
habe, wie die Hauptstädte der Bundesstaaten und die Zahl der von Lou Gehring erzielten Homeruns, und an ein paar aus der High School, wie die Verfassungszusätze, aber ich weiß nicht viel über den Milchpreis oder wie Münztelefone funktionieren oder wie verschiedene Orte aussehen und riechen. Deshalb sauge ich möglichst viel in

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