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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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manche Vergünstigung fließen, und das ORNL würde ein paar Millionen mehr bekommen. Das Haushaltsamt des Kongresses errechnete bereits die Steuermehreinnahmen durch die gestiegene Autoproduktion in Amerika, und den Abgeordneten lief schon das Wasser im Mund zusammen wie den Pawlowschen Hunden beim Ertönen der Glocke.
    Ein Abgeordneter aus Kentucky gab sich große Mühe, deutlich zu machen, daß der Cresta ein Auto sei, das weitgehend aus amerikanischer Produktion stamme, und daß sich das sogar noch steigern werde mit den zusätzlichen Teilen aus amerikanischer Fertigung, die in die Konstruktion einfließen sollten (das war mittlerweile geregelt worden in einem verzweifelten, aber zwangsläufig erfolglosen Versuch der Firmenleitung, zu einer gütlichen Einigung zu kommen), und daß er hoffe, daß niemand die Arbeiter seines Wahlbezirks für die Tragödie verantwortlich machen werde, die ja schließlich durch nichtamerikanische Teile verursacht worden sei. Die Cresta-Fabrik in Kentucky, rief er den Abgeordneten zu, sei die effizienteste Autofabrik der Welt, und in schwärmerischen Tönen pries er sie als ein Vorbild dafür, wie Amerika und Japan kooperieren könnten und sollten! Er werde dieses Gesetz nur deshalb unterstützen, weil diese Kooperation dadurch wahrscheinlicher gemacht werde.
    In diesem Sinne ging es weiter. Die Redakteure der Parlamentszeitschrift Roll Call fragten sich, ob auch nur einer sich trauen werde, gegen den Trade Reform Act zu stimmen.
    »Hören Sie«, erklärte Roy Newton seinem Hauptkunden. »Sie werden Prügel beziehen, das steht fest. Daran ist nichts zu ändern. Man kann sagen, es ist Pech, aber so ein Scheiß kommt nun mal vor.«
    Es war sein Ton, der den anderen überraschte. Newton war geradezu unverschämt. Er entschuldigte sich nicht im mindesten für sein grobes Versagen, obwohl er dafür bezahlt wurde und auch versprochen hatte, die Dinge zu beeinflussen, als man ihn angeheuert hatte, um für Japan, Inc. als Lobbyist zu wirken. Für einen Mietling wie ihn geziemte es sich nicht, gegenüber seinem Wohltäter einen solchen Ton anzuschlagen. Verstehe einer diese Amerikaner, denen man Geld gab, damit sie etwas für einen besorgten, und dann ...
    »Es sind aber andere Entwicklungen im Gang, und wenn Sie die Geduld aufbringen, die Dinge längerfristig zu betrachten ...« langfristig hatte man es schon versucht, und Newton war dankbar dafür, daß sein Kunde hinreichende Sprachkenntnisse besaß, um den Unterschied zu erfassen - »... dann gibt es andere Optionen, die man in Erwägung ziehen sollte.«
    »Worin mögen die wohl bestehen?« fragte Binichi Murakami mit ätzendem Spott. Er war dermaßen empört, daß er ausnahmsweise einmal seinem Zorn Luft machte. Es war einfach unerträglich. Er war in der Hoffnung nach Washington gekommen, sich entschieden gegen dieses verheerende Gesetz aussprechen zu können, doch dann fand er sich von Reportern umringt, deren Fragen gereicht hätten, um ihm die Vergeblichkeit seiner Mission klarzumachen. Dafür war er wochenlang von zu Hause ferngeblieben, obwohl man ihn in jeder erdenklichen Weise bekniet hatte, zu dringenden Besprechungen mit seinem Freund Kozo Matsuda nach Japan zurückzukehren,
    »Regierungen wechseln«, erwiderte Newton und erläuterte dann kurz, um was es ging.
»Wegen einer so trivialen Sache?«
»Irgendwann wird es auch bei Ihnen passieren. Wenn Sie das nicht für möglich halten, täuschen Sie sich.« Es war für Newton unbegreiflich, daß sie das nicht kapierten, obwohl es sonnenklar war. Von ihren Vertriebsleuten mußten sie wissen, wie viele Autos in Amerika von Frauen gekauft wurden. Gar nicht zu reden von dem besten Damenrasierer der Welt. Er wurde doch von einer von Murakamis Tochterfirmen hergestellt. Ihre Absatzbemühungen zielten sehr stark auf die weibliche Kundschaft, und trotzdem taten sie so, als ob diese Faktoren in ihrem Land nie zur Geltung kommen würden. Ein ganz merkwürdiger blinder Fleck, dachte Newton.
»Und es könnte Durling wirklich zu Fall bringen?« Immerhin schlug der Präsident aus dem Trade Reform Act mächtig politisches Kapital.
»Wenn man es geschickt anpackt, bestimmt. Tatsache ist doch, daß er ein bedeutendes strafrechtliches Untersuchungsverfahren verschleppt.«
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat er nur darum gebeten, es zu verschieben, aus ...«
»Aus politischen Gründen, Binichi.« Newton nannte seinen Kunden nicht oft beim Vornamen. Der Kerl mochte das nicht. Wichtigtuer. Na

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