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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ja, immerhin bezahlte er nicht schlecht. »Binichi, es ist ein Skandal, wenn man dabei ertappt wird, in ein Strafverfahren einzugreifen, besonders wenn man es aus politischen Gründen tut. Besonders wenn sich einer an Frauen vergangen hat. Das ist eine der Eigenheiten unseres politischen Systems«, erklärte er geduldig.
»Aber können wir uns da einmischen?« Es war eine unüberlegte Frage. Auf dieser Ebene hatte er sich einfach noch nicht eingemischt, deshalb die Frage.
»Was glauben Sie, wofür Sie mich bezahlen?«
Murakami lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Er war der einzige, der hier rauchen durfte. »Und wie gehen wir vor?«
»Geben Sie mir ein paar Tage Zeit, ich überlege mir was. Sie nehmen am besten den ersten Flug nach Hause. Wenn Sie hierbleiben, schaden Sie sich nur selbst.« Newton schwieg. »Sie müssen auch verstehen, daß dies das komplizierteste Projekt ist, das ich je für Sie in Angriff genommen habe. Und gefährlich außerdem«, fügte der Lobbyist hinzu.
Söldner! In Murakami tobte es, während sein Gesicht wieder einen unbewegten und nachdenklichen Ausdruck angenommen hatte. Na ja, da zumindest war er gründlich.
»Einer meiner Kollegen ist in New York. Ich werde ihn besuchen und dann von New York aus heimfliegen.«
»Ausgezeichnet. Aber üben Sie bitte Zurückhaltung, ja?«
Murakami erhob sich und ging in das Vorzimmer, wo ein Mitarbeiter und ein Leibwächter auf ihn warteten. Er war eine imponierende Erscheinung, für einen Japaner mit 1,75 Meter ungewöhnlich groß, mit tiefschwarzen Haaren und einem jugendlichen Gesicht, das seine siebenundfünfzig Jahre vergessen machte. Er hatte in Amerika überdurchschnittliche geschäftliche Umsätze erzielt, was die gegenwärtige Situation nur um so unerträglicher für ihn machte. In den letzten zehn Jahren hatte er jedes Jahr für mindestens hundert Millionen Dollar amerikanische Produkte eingekauft, und er hatte sich wiederholt im stillen dafür verwendet, Amerika mehr Zugang zum japanischen Lebensmittelmarkt zu gewähren. Sein Großvater und sein Vater waren Bauern gewesen, und er fand es erschreckend, daß so viele seiner Landsleute sich noch immer mit dieser Arbeit abplagen mußten. Sie war so verdammt unergiebig, und wenn die Amerikaner auch faul waren, im Pflanzenbau waren sie wahre Zauberer. Wie schade, daß sie keinen anständigen Garten anzulegen wußten - die andere große Leidenschaft Murakamis.
Das Bürogebäude lag an der Sixteenth Street, nur einige Häuserblocks vom Weißen Haus entfernt, und als er auf die Straße hinaustrat, fiel sein Blick auf das imponierende Gebäude. Nicht mit der Burg von Osaka zu vergleichen, aber es strahlte Macht aus.
»Du japanischer Wichser!«
Murakami drehte sich um und schaute in ein zorniges weißes Gesicht, dem Äußeren nach zu urteilen ein Arbeiter, und er war so verblüfft, daß er gar nicht daran dachte, sich gekränkt zu fühlen. Sein Leibwächter schob sich rasch zwischen ihn und den Amerikaner.
»Du kriegst sie noch, du Arschloch!« sagte der Amerikaner und entfernte sich einige Meter.
»Moment! Was habe ich Ihnen getan?« fragte Murakami, noch immer viel zu verblüfft, um zornig zu sein.
Hätte er Amerika besser gekannt, wäre dem Industriellen vielleicht aufgegangen, daß er einen der Obdachlosen von Washington vor sich hatte, einen Mann, der wie die meisten von ihnen ein Problem hatte. Er war Alkoholiker und hatte durch seine Trunksucht seine Arbeit und seine Familie verloren, und was er über die Realität wußte, entstammte wirren Gesprächen mit seinesgleichen. Was auch immer ihn empören mochte, war dadurch künstlich aufgebauscht. Sein Plastikbecher war mit billigem Bier gefüllt, und weil er sich erinnerte, daß er einmal bei Chrysler in Newark, Delaware, gearbeitet hatte, beschloß er, daß er das Bier nicht so dringend brauchte, wie es ihn danach verlangte, sich über den Verlust seines Arbeitsplatzes zu ärgern, wann immer das gewesen war ... Er dachte nicht daran, daß er durch seine eigenen Schwierigkeiten so weit herabgesunken war, drehte sich um und überschüttete die drei Männer, die vor ihm standen, mit dem Bier, um dann wortlos weiterzugehen, so zufrieden mit sich, daß es ihm um das verschüttete Bier nicht leid tat.
Der Leibwächter begann ihm nachzusetzen. In Japan hätte er den bakayaro zu Boden gestreckt. Man hätte einen Polizisten herbeigerufen, und der Narr wäre eingesperrt worden. Da ihm jedoch bewußt wurde, daß er sich auf fremdem Boden

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