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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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habe da so 'ne Idee ...« »Aussichtslos, Roy. Du weißt doch, wie die Sache in den Ausschüssen
    durchgezogen wurde. Im Augenblick sitzen die Vorsitzenden gerade bei Bullfeathers und klären die letzten Einzelheiten. Du mußt deinen Freunden klarmachen, daß wir von dieser Entwicklung regelrecht überrollt wurden.« »Sonst noch was?« fragte Roy Newton munter, um zu verdecken, wie
elend er sich fühlte. Um Himmels willen, bloß nicht zurück nach Cincinnati und wieder als Anwalt anfangen!
    »Nicht direkt zur Sache«, sagte Greening, »aber auf der anderen Seite laufen ein paar interessante Dinge.«
»Worum geht's?« fragte Newton. Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte er, sicher wieder der übliche Klatsch. Als er noch Abgeordneter war, war es ja ganz amüsant gewesen, aber jetzt ...
»Könnte ein Verfahren zur Amtsenthebung von Ed Kealty geben.«
»Das ist doch nicht dein Ernst«, stieß der Lobbyist hervor, mehr wußte er im Moment nicht zu sagen. »Soll das heißen, daß sie ihn wieder mit runtergelassener Hose erwischt haben?«
»Vergewaltigung«, erwiderte Greening. »Im Ernst, Vergewaltigung. Das FBI ermittelt seit einiger Zeit in der Sache. Kennst du Dan Murray?«
»Shaws Schoßhündchen?«
Der Senator nickte. »Genau der. Er hat den Justizausschuß unterrichtet, aber dann kam dieser Knüller mit dem Handelsgesetz dazwischen, und der Präsident hat die Sache auf Eis gelegt. Kealty selber weiß noch nicht Bescheid, zumindest letzten Freitag wußte er noch nichts - so schnell ist das alles gegangen -, aber meine parlamentarische Beraterin ist mit dem Stabschef von Sam Fellows verlobt, und die Sache ist einfach zu heiß, um sie geheimzuhalten, findest du nicht?«
Es ist doch immer wieder dasselbe in Washington, dachte Newton. Wenn zwei Bescheid wissen, ist es kein Geheimnis mehr.
»Und wie ernst ist es?«
»Soweit ich weiß, sitzt Ed Kealty tief in der Scheiße. Murray hat seine Auffassung unmißverständlich zum Ausdruck gebracht. Er will den lieben Eddy hinter Gitter bringen. Es gab einen Todesfall.«
»Lisa Beringer!« Wenn es etwas gab, worin Politiker sich auszeichneten, dann war es ihr Namensgedächnis.
Greening nickte. »Dein Gedächtnis funktioniert noch ganz gut.«
Newton hätte sich beinahe vergessen, aber als ehemaliger Abgeordneter mußte er solche Dinge gelassen wegstecken. »Kein Wunder, daß er die Sache geheimhalten will. Noch so einen Knüller kann er jetzt überhaupt nicht gebrauchen.«
»Genau. Das Gesetz würde wohl trotzdem durchkommen - vermute ich mal -, aber wer wünscht sich schon Komplikationen? Erst der Trade Reform Act, dann noch der Moskautrip. Ich tippe darauf, daß die Sache bekanntgegeben wird, wenn er aus Rußland zurück ist.«
»Er wird Kealty fallenlassen.«
»Roger hat ihn nie gemocht. Er hat Ed geholt, weil der alle Schliche kennt. Er brauchte jemand, der sich im System auskannte. Das nützt ihm jetzt nichts mehr, selbst wenn er freigesprochen werden sollte. Außerdem wäre er eine schwere Belastung im Wahlkampf. Politisch wäre es am vernünftigsten, ihn sofort über Bord zu werfen«, erklärte Greening, »spätestens dann, wenn die andere Sache abgehakt ist.«
Das ist interessant, überlegte Newton kurz. Der Trade Reform Act ist nicht zu stoppen. Aber wie wäre es, wenn wir Durlings Präsidentschaft etwas anhängen könnten? Möglicherweise haben wir dann ganz schnell eine neue Administration, und mit der richtigen Anleitung könnte eine neue Administration ...
»Okay, Ernie, das ist doch etwas.«

12 / Formalitäten
    Es mußten Reden gehalten werden. Schlimmer noch, es mußten viele Reden gehalten werden. Bei einer Sache von diesem Kaliber wollte jeder der 435 Abgeordneten aus jedem der 435 Wahlbezirke sich vor den Kameras produzieren.
    Eine Abgeordnete aus North Carolina hatte Will Snyder herbeigeschafft, dessen Hände immer noch bandagiert waren, und dafür gesorgt, daß er auf der Tribüne einen Platz in der ersten Reihe erhielt. So konnte sie auf ihren Wähler zeigen, seinen Mut in den höchsten Tönen rühmen, die Gewerkschaften für die noble Gesinnung ihrer Mitglieder loben und eine Entschließung einbringen, der zufolge der Kongreß Snyder offiziell seine Anerkennung für dessen Heldentat aussprechen sollte.
    Anschließend stimmte ein Abgeordneter aus dem östlichen Tennessee ein ähnliches Loblied auf die Verkehrspolizei seines Staates und auf die wissenschaftlichen Talente des Oak Ridge National Laboratory an - im Gefolge dieser Gesetzgebung würde so

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