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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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befand, hielt er inne und schaute sich um, denn ihm kam der Gedanke, daß der Zwischenfall vielleicht bloß inszeniert worden war, um ihn von einem wirklich ernstzunehmenden Angriff abzulenken. Sein Arbeitgeber stand reglos da, das Gesicht starr vor Schreck und dann vor Empörung darüber, daß man seinen teuren englischen Mantel mit einem halben Liter billigen, faden amerikanischen Biers besudelt hatte. Wortlos stieg Murakami in das wartende Auto, das ihn zum Washington National Airport brachte. Der ebenfalls gedemütigte Leibwächter nahm vorne im Wagen Platz.
Als ein Mann, der sich alles im Leben selbst erworben hatte, der sich seiner Herkunft vom briefmarkengroßen Anwesen eines Gemüsebauern erinnerte, der fleißiger als andere gelernt hatte, um vorwärtszukommen, um einen Studienplatz an der Universität Tokio zu erringen, der ganz unten angefangen und sich hochgearbeitet hatte, hatte Murakami zwar seine Zweifel und seine Kritik an Amerika, aber er hielt sich immer für einen, der in Handelsdingen fair und rational handelte. Doch wie es so oft im Leben geschieht, war es eine Belanglosigkeit, die ihn anderen Sinnes werden ließ.
Sie sind Barbaren, sagte er sich, während er den gecharterten Jet bestieg, der ihn nach New York bringen sollte.
    »Der Ministerpräsident wird stürzen«, erklärte Ryan dem Präsidenten etwa zur gleichen Zeit einige Häuserblocks weiter.
»Wie sicher ist das?«
»Ziemlich sicher«, erwiderte Jack und setzte sich. »Ein paar Auslandsagenten arbeiten drüben an einer Sache, und sie berichten, daß man darüber spricht.«
»Vom Außenminister habe ich noch nichts dergleichen gehört«, wandte Durling mit einer gewissen Arglosigkeit ein.
»Mr. President, lassen wir das«, sagte Ryan, einen Aktenordner auf den Knien. »Sie wissen, daß dies sehr ernste Konsequenzen haben wird. Sie wissen, daß Koga sich auf eine Koalition aus sechs Fraktionen stützt und daß nicht viel dazugehört, ihm die kaputtzumachen.« Und uns, dachte Jack im stillen.
»Okay. Und was dann?« fragte Durling, der gerade heute seine neuesten Umfrageergebnisse erhalten hatte.
»Dann wird höchstwahrscheinlich Hiroshi Goto an seine Stelle treten. Er mag uns nicht besonders und hat uns nie gemocht.«
»Er spuckt große Töne«, sagte der Präsident, »aber ich bin ihm einmal begegnet, und da hat er auf mich wie ein typisches Großmaul gewirkt. Schwach, eitel, nicht viel dahinter.«
»Und dann ist da noch etwas.« Ryan weihte den Präsidenten in eine der Erkenntnisse ein, die bei der Operation SANDALWOOD bisher herausgekommen waren.
Unter anderen Umständen hätte Roger Durling vielleicht gelächelt, aber ihm war bewußt, daß Ed Kealty weniger als dreißig Meter weiter residierte.
»Jack, ist es für einen Kerl eigentlich schwer, nicht hinter dem Rücken seiner Frau rumzuvögeln?«
»Ziemlich leicht, wenn Sie mich fragen«, antwortete Jack. »Meine Frau ist Chirurgin, wohlgemerkt!« Der Präsident lachte, wurde dann aber schnell wieder ernst.
»Das könnten wir gegen den Scheißkerl verwenden, nicht wahr?«
»Jawohl, Sir.« Ryan brauchte nicht hinzuzufügen, aber nur mit größtem Fingerspitzengefühl, denn aufgrund des Oak-Ridge-Unfalls konnte es schnell einen Feuersturm öffentlicher Entrüstung entfachen. Niccolo Machiavelli selbst hatte vor solchen Dingen gewarnt.
»Was tun wir bezüglich dieser kleinen Norton?« fragte Durling.
»Clark und Chavez ...«
»Die Kerle, die Corp eingesackt haben?«
»Jawohl, Sir. Sie sind im Augenblick drüben. Sie sollen sich mit dem Mädchen treffen und ihr einen Gratisheimflug anbieten.«
»Horchen wir sie aus, wenn sie wieder da ist?«
Ryan nickte. »Ja, Sir.«
Durling lächelte. »Das gefällt mir. Gute Arbeit.«
»Mr. President, wir kriegen, was wir wollen, wahrscheinlich sogar ein bißchen mehr, als wir eigentlich gewollt haben«, sagte Jack warnend. »Der chinesische General Sun Tzu hat einmal geschrieben, daß man seinem Feind immer einen Ausweg lassen sollte einen besiegten Feind sollte man nicht zu sehr bedrängen.«
»Wir haben gelernt, daß man sie alle töten und die Leichen zählen soll.« Der Präsident grinste. Eigentlich fand er es angenehm, daß Ryan sich seiner Stellung inzwischen so gewiß war, daß er sich erlaubte, ungebeten Ratschläge zu erteilen. »Das gehört nicht zu Ihrem Zuständigkeitsbereich, Jack. Das ist keine Frage der nationalen Sicherheit.«
»Jawohl, Sir. Das ist mir klar. Ich war noch vor wenigen Monaten im Geldgeschäft tätig. Ein bißchen kenne ich

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