08 - Ehrenschuld
Bild wurde auf eine flache Glasplatte ausgegeben, ein neues Modell, das erst letztes Jahr auf dem Schiff installiert worden war. Weit detaillierter als die früheren Systeme, zeigte es auf einer hervorragenden Karte und in graphischen Darstellungen an, welche Schiffsund Flugzeugstandorte elektronisch erfaßt waren. Das schöne an dem System war, daß es das, was man wußte, mit höchster Genauigkeit anzeigte. Das Problem war, daß es nichts anderes anzeigte, und Dubro brauchte bessere Daten, um seine Entscheidung zu treffen.
»Während der letzten acht Stunden hatten sie mindestens vier Maschinen oben, die Richtung Süden geflogen sind. Nach ihrem Einsatzradius zu schließen, haben sie Luft-Luft-Raketen und Zusatztanks für die Maximalflugzeit an Bord. Sie bemühen sich also sehr um Vorwärtsaufklärung. Ihre Harrier haben dieses neue >Black Fox»Nein.« Admiral Dubro schüttelte den Kopf. »Wir stellen uns für eine Weile dumm und selbstzufrieden.« Er ging daran, den Status seiner Flugzeuge zu überprüfen. Er besaß genügend Kampfkraft, um mit der Bedrohung fertig zu werden, aber das war nicht das Problem. Seine Mission war nicht, die indische Marine im Gefecht zu besiegen, sondern sie davon abzuschrecken, etwas zu tun, das Amerika mißfiel. Und was die Mission seines Gegners anging, so konnte sie ja wohl nicht darin bestehen, die amerikanische Marine anzugreifen, oder? Nein, das war einfach zu verrückt. Es lag vielleicht gerade noch im Bereich des Möglichen, daß ein indischer Flottenkommandant, sofern er sehr gut war und sehr viel Glück hatte, seinem amerikanischen Kollegen überlegen war, sofern dieser sehr dumm war und sehr viel Pech hatte, aber so weit wollte Dubro es gar nicht kommen lassen. Es sprach mehr dafür, daß ihre Mission genau wie seine vor allem darin bestand, zu bluffen. Wenn sie die amerikanische Flotte zwingen konnten, nach Süden auszuweichen, dann konnten sie eigentlich gar nicht so dumm sein. Die Frage war nun, wie er die Karten, die er in der Hand hatte, ausspielen konnte.
»Sie zwingen uns, unseren Standort preiszugeben, Ed. Sie versuchen es jedenfalls.« Dubro beugte sich vor, eine Hand auf das Kartendisplay gestützt, während er mit der anderen auf der Platte herumfuhr. »Sie vermuten uns wahrscheinlich südwestlich von ihnen. Demnach können sie uns besser blockieren, indem sie südwärts dampfen, und sie wissen, daß wir wahrscheinlich unseren Abstand aufrechterhalten, um außerhalb ihrer Angriffsreichweite zu bleiben. Wenn sie uns dagegen dort vermuten, wo wir tatsächlich sind, können sie dasselbe erreichen oder uns vor die Wahl stellen, einen Bogen nach Nordwesten zu schlagen, um den Golf von Mannar zu überwachen. Aber damit kommen wir in den Aktionsbereich ihrer landgestützten Flugzeuge, während wir ihre Flotte im Süden haben, so daß wir nur nach Westen ausweichen können. Kein übles Einsatzkonzept«, meinte der Kommandant des Gefechtsverbandes anerkennend. »Ist Chandraskatta immer noch ihr Flottenkommandant?«
Der Flotteneinsatzoffizier nickte. »Jawohl, Sir. Nach einem kurzen Landaufenthalt ist er wieder an Bord. Die Briten kennen den Kerl. Sie sagen, er ist kein Dummkopf.«
»Ich glaube, dem kann ich im Augenblick zustimmen. Was, glauben Sie, haben die für geheimdienstliche Informationen über uns?
Harrison zuckte die Achseln. »Sie wissen, seit wann wir hier sind. Sie müßten wissen, wie erschöpft wir sind.« Der Einsatzoffizier bezog das auf die Schiffe und die Männer. Alle Schiffe der Task Force hatten mittlerweile Materialprobleme. Sie führten zwar Ersatzteile mit, aber ein Schiff konnte nur so lange auf See bleiben, bis eine Instandsetzung fällig wurde. Die Korrosion durch die salzhaltige Luft, das ständige Rütteln und Hämmern von Wind und Wellen und die dauernde Beanspruchung des Materials - das alles hatte zur Folge, daß die Systeme des Schiffes irgendwann nicht mehr mitmachten. Hinzu kam der menschliche Faktor. Seine Männer und Frauen waren inzwischen erschöpft, zu lange auf See. Das aktuelle Schlagwort der
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