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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Militärs für diese massierten Probleme lautete »engagierte Führung«, ein höflicher Ausdruck, hinter dem sich die Tatsache versteckte, daß die Offiziere, die die Schiffe und Mannschaften befehligten, manchmal auf Deubel komm raus nicht wußten, was sie tun sollten.
»Wissen Sie, Ed, die Russen waren wenigstens berechenbar.« Dubro richtete sich auf, den Blick auf das Display geheftet, und wünschte, er würde noch Pfeife rauchen wie früher. »Also ich denke, wir sollten die Sache melden. Sagen Sie Washington, daß es ganz danach aussieht, als planten die Inder einen Angriff.«
    »Endlich lernen wir uns einmal kennen.«
»Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Sir.« Chuck Searls, der
Computeringenieur, wußte, daß sein dreiteiliger Anzug und sein sauberer
Haarschnitt den Mann überrascht hatten. Er streckte die Hand aus und
machte kurze, ruckartige Bewegungen mit dem Kopf in der Annahme, das
sei die angemessene Begrüßung für seinen Wohltäter.
»Wie ich höre, sind Sie ein sehr tüchtiger Mann.«
»Sehr freundlich von Ihnen. Ich arbeite seit einigen Jahren in dem Fach,
und ich nehme an, daß ich einige geringe Talente besitze.« Searls hatte ein
bißchen über Japan nachgelesen.
Und sehr habgierig, dachte Yamata, aber mit guten Manieren. Er würde
sich damit abfinden. Es war alles in allem ein glücklicher Zufall. Er hatte
die Firma des Mannes vor vier Jahren erworben, an der Firmenleitung, wie
es seine Gewohnheit war, nichts geändert, um dann zu entdecken, daß der eigentliche Kopf des Ladens in diesem Mann steckte. Searls sei ein echte Kanone, hatte Yamata-san sich von seinem Vertreter berichten lassen, und wenngleich sich am Titel des Amerikaners nichts geändert hatte, so doch an seinem Gehalt. Und dann hatte Searls vor gar nicht so langer Zeit geäußert,
daß seine Tätigkeit ihm keinen Spaß mehr mache ...
»Ist alles vorbereitet?«
»Jawohl, Sir. Das erste Upgrade der Software ist vor Monaten
angelaufen. Sie finden es richtig toll.«
»Und das ...«
»Osterei, Mr. Yamata. So heißt das bei uns.«
Raizo hatte den Ausdruck noch nie gehört. Er bat um eine Erklärung und
erhielt sie, konnte aber nichts damit anfangen.
»Wie schwierig ist es zu implementieren?«
»Daran habe ich lange geknobelt«, sagte Searls. »Es ist ausschließlich
von zwei Aktien abhängig. Wenn General Motors und Merck innerhalb
einer Minute zweimal mit von mir vorgegebenen Werten durch das System
laufen, schlüpft das Küken aus, aber nur an einem Freitag, wie Sie es gesagt
haben, und nur dann, wenn die Fünf-Minuten-Frist auch in den richtigen
Zeitraum fällt.«
»Soll das heißen, daß es auch zufällig eintreten könnte?« fragte Yamata
einigermaßen erstaunt.
»Theoretisch ja, aber die Auslöserwerte der Aktien liegen weit
außerhalb der derzeitigen Notierungen, und die Wahrscheinlichkeit, daß
alles gleichzeitig eintrifft, beträgt rund dreißig Millionen zu eins. Deshalb
habe ich diese Methode gewählt, um das Küken schlüpfen zu lassen. Ich
habe die Kursbewegungen mit dem Computer analysiert und ...« Ein anderes Problem mit Söldnern war, daß sie einem dauernd erzählen
mußten, wie toll sie waren. In diesem Fall stimmte es vermutlich, doch fiel
es Yamata schwer, sich den Vortrag geduldig anzuhören. Dennoch tat er es.
Die guten Manieren verlangten das.
»Und Ihre persönlichen Vorkehrungen?«
Searls nickte nur. Der Flug nach Miami. Die Anschlußflüge nach
Antigua via Dominica und Grenada, mit jeweils anderen Namen auf den
Tickets, die mit unterschiedlichen Kreditkarten bezahlt worden waren. Er
hatte seinen neuen Paß, seine neue Identität. Auf der Karibikinsel gab es ein
bestimmtes Grundstück. Es würde einen ganzen Tag dauern, aber dann
würde er da sein, und er hatte nicht vor, jemals wieder von dort fortzugehen. Was Yamata anging, so wußte er nicht und wollte auch nicht wissen,
was Searls anschließend tun würde. Wäre dies eine Filmhandlung gewesen,
hätte er den Mann bis an sein Lebensende versorgt, aber es wäre auch
gefährlich gewesen. War es nicht immer möglich, daß mehr als ein Ei im
Nest lag? Doch, so mußte es sein. Im übrigen galt es, die Ehre zu
berücksichtigen. Bei diesem ganzen gewagten Unternehmen ging es um die
Ehre.
»Das zweite Drittel des Betrags wird am Morgen überwiesen. Wenn das
geschehen ist, sollten Sie, denke ich, Ihre Pläne ausführen.« Ronin, dachte
Yamata, aber auch unter ihnen gab es einige, die in einem gewissen Sinne
gläubig waren.
    »Meine Damen und Herren«, sagte der

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