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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dachte Chavez, der seinen Mund hielt und einem Meister bei der Arbeit zuschaute.
    »Diese Namen sagen mir etwas«, sagte Clark. »Große Krieger, aber« er hob einen Finger - »sie haben gegen uns gekämpft. Auch das habe ich nicht vergessen.«
    »Das ist fünfzig Jahre her«, meinte der PR-Mann. »Ihr Land war damals auch ein anderes.«
»Das ist wahr, meine Freunde, das ist wahr«, räumte Clark ein, während sein Kopf zur Seite rollte. Chavez fand, daß er es mit dem Besoffensein übertrieb.
»Sie sind zum ersten Mal hier, nicht wahr?«
»Jawohl.«
»Und Ihre Eindrücke?« fragte Ishii.
»Ich liebe Ihre Dichtkunst. Sie ist ganz anders als unsere. Ich könnte ein Buch über Puschkin schreiben, wissen Sie? Vielleicht mache ich es eines Tages, aber vor einigen Jahren habe ich Ihre Dichtkunst kennengelernt. Unsere Gedichte sollen Gedanken vermitteln, sollen eine ganze Geschichte erzählen. Ihre Gedichte sind viel feinsinniger und zarter, vergleichbar mit, wie soll ich sagen, mit einer Blitzlichtaufnahme, nicht wahr? Eines können Sie mir vielleicht erklären. Das Bild verstehe ich, aber ich weiß nicht, was es bedeuten soll. Wie geht es noch?« fragte sich Clark in seiner Besoffenheit. »Ach ja: >Pflaumenblüten blühen, und Freudenmädchen kaufen neue Schärpen in einem Bordellzimmer.< Was hat das zu bedeuten?« wandte er sich an den PR-Mann.
Ding nahm den Blickkontakt mit Ishii auf. Es war schon amüsant. Nach der ersten Verwirrung merkte man richtig, wie er innerlich zusammenzuckte. Sasakis Blick richtete sich auf Clark, dann merkte er, daß es Ding war, der den Blickkontakt hielt.
Stimmt, Kumpel, du bist wieder angeheuert.
»Nun, es geht um den Kontrast«, erklärte der PR-Mann. »Auf der einen Seite haben Sie das angenehme Bild einer attraktiven Frau, die etwas - wie sagt man? - etwas typisch Weibliches tut, und am Ende erkennt man, daß es Prostituierte sind, eingesperrt in ein ...«
»Gefängnis«, sagte Ishii, plötzlich ganz nüchtern. »Sie sitzen in einer Falle und können gar nicht anders handeln. Auf einmal ist die Situation und das Bild gar nicht so angenehm, wie es anfangs schien.«
»Ah ja«, sagte Clark lächelnd. »Das verstehe ich durchaus, vielen Dank.« Die wichtige Lektion wurde mit einem freundlichen Kopfnicken quittiert.
Dieser Mr. C war schon ein verdammt raffinierter Bursche, dachte Chavez. Manchmal hatte diese Spioniererei doch was Faszinierendes. Ding tat es fast leid um Ishii, aber wenn dieser blöde Scheißkerl sein Land vorher schon verraten hatte, dann brauchte man ihm jetzt auch keine Träne nachzuweinen. Die CIA hatte einen einfachen, wenn auch etwas grausamen Grundsatz: Einmal ein Verräter, immer ein Verräter. Beim FBI hatten sie einen noch grausameren Spruch, seltsamerweise, wo die FBI-Typen sonst doch immer so sauber und korrekt waren: Einmal ein Wichser, immer ein Wichser.
    »Ist es möglich?« fragte Murakami.
»Möglich? Ein Kinderspiel.«
»Aber die Auswirkungen ...« Yamatas Idee war schon imponierend, aber
    dennoch ...
»Ganz einfach. Ihre Wirtschaft wird dermaßen geschädigt sein, daß sie
nicht die Kapazitäten aufbauen können, um Ersatz für unsere Waren zu
schaffen. Nach dem ersten Schock werden die Verbraucher sich besinnen,
und da sie die Waren, die ihre Firmen nicht liefern können, brauchen,
werden sie wieder bei uns kaufen.« Wenn Binichi glaubte, daß dies die
ganze Geschichte war, dann war das sein Problem.
»Das glaube ich nicht. Sie haben keine Ahnung, wie aufgebracht die
Amerikaner über diesen leidigen Unfall sind. Außerdem müssen Sie die
politische Dimension berücksichtigen ...«
»Koga ist am Ende. Das ist beschlossene Sache«, warf Yamata ein. »Goto?« fragte Murakami. Es war im Grunde keine Frage. Er war über
das politische Geschehen bestens im Bilde.
»Natürlich.«
Eine abwertende Geste. »Goto ist ein Narr. Sein Penis gibt für ihn die
Marschrichtung an. Ich würde ihm nicht mal den Hof meines Vaters
anvertrauen.«
»Das könnte man von ihnen allen sagen. Wer führt denn wirklich die
Geschäfte unseres Landes? Was könnte man sich mehr von einem
Ministerpräsidenten wünschen, Binichi?« fragte Raizo und lachte vergnügt. »Die haben auch so einen in ihrer Regierung«, deutete Murakami
geheimnisvoll an, schenkte sich noch mal einen anständigen Schuß Chivas
ein und fragte sich, worüber Yamata eigentlich sprach. »Ich bin dem Mann
nie begegnet, aber er muß ein Schwein sein.«
»Wer ist es?«
»Kealty, ihr Vizepräsident. Wissen Sie, dieser

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