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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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können.«
»Das ist ein guter Anhaltspunkt für uns«, warf Jackson ein. »Bevor es dazu kommt, braucht Mike Dubro von uns Klarheit, was er tun kann und was nicht.«
Und das wird gar nicht so einfach sein, dachte Ryan mit einem Blick auf die Karte. Task Group 77.1 dampfte unter Einhaltung ihres Abstands von der indischen Flotte nach Südwesten, und wenngleich Dubro ein ganzer Ozean zum Manövrieren zur Verfügung stand, lag nicht weit westlich von ihm eine langgestreckte Reihe von Atollen. An deren Ende befand sich die amerikanische Basis auf Diego Garcia: ein gewisser Trost, aber kein großer.
Das Problem bei einem Bluff bestand darin, daß der andere Kerl ihn möglicherweise durchschaute, und das war bei diesem Spiel sehr viel leichter als beim Pokern. Die Kampfkraft sprach für die Amerikaner, aber nur, wenn sie gewillt waren, sie einzusetzen. Die Geographie begünstigte Indien. Amerika hatte im Grunde keine vitalen Interessen in dem Bereich. Letzten Endes befand sich die amerikanische Flotte im Indischen Ozean, um ein wachsames Auge auf den Persischen Golf zu haben, doch Instabilität in irgendeiner Region wirkte ansteckend, und wenn wegen solcher Dinge Nervosität aufkam, entstand eine verheerende Synergie. Das Sprichwort »Gleich getan ist viel gespart« galt hier wie überall. Deshalb mußte bald entschieden werden, wie weit der Bluff getrieben werden konnte.
»Wird kitzlig, was, Rob?« fragte Jack mit einem amüsierten Lächeln, obwohl ihm gar nicht danach zumute war.
»Wenn man bloß wüßte, was sie vorhaben.«
»Ist notiert, Admiral. Ich lasse das klären.«
»Und die Einsatzdoktrin?«
»Die Einsatzdoktrin bleibt unverändert, Robby, solange der Präsident nicht anders entscheidet. Falls Dubro glaubt, daß man ihn angreift, kann er sich wehren. Er hat ja wohl bewaffnete Flugzeuge an Deck.«
»An Deck, ha, ha! In der Luft, Dr. Ryan, Sir.«
»Ich werd' mich drum kümmern, daß er Verstärkung kriegt«, versprach Jack.
In diesem Augenblick klingelte ein Telefon. Ein junger Stabsoffizier ein frisch zum Major beförderter Marinesoldat - nahm ab und bedeutete Ryan, näher zu kommen.
»Ja, was ist?«
»Fernmeldezentrale des Weißen Hauses, Sir«, erwiderte ein Wachoffizier. »Ministerpräsident Koga hat soeben seinen Rücktritt eingereicht. Der Botschafter meint, daß man Goto bitten wird, die neue Regierung zu bilden.«
»Das ging schnell. Veranlassen Sie, daß die Japan-Abteilung des State Department mir schickt, was ich brauche. Ich bin in knapp zwei Stunden zurück.« Ryan legte auf.
»Koga ist gegangen?« fragte Jackson.
»Hast du hellseherische Kräfte, Rob?«
»Nein, aber ich höre das eine oder andere Telefongespräch ab. Habe mitgekriegt, daß wir drüben unbeliebt werden.«
»Es ist ein bißchen schnell gegangen.«
    Die Fotos kamen per diplomatischen Kurier. Früher hätte man die Tasche bei der Einreise geöffnet, doch in diesen netteren und sanfteren Zeiten stieg der altgediente Staatsangestellte am Dulles Airport in den Dienstwagen und fuhr direkt nach Foggy Bottom. Dort wurde die Tasche in einem lauschsicheren Raum geöffnet, die einzelnen Artikel nach Kategorie und Dringlichkeit sortiert und durch Boten ihren Empfängern zugestellt. Der gefütterte Umschlag mit sieben Filmkassetten wurde einem CIABediensteten überreicht, der ohne große Umstände zu seinem Wagen ging und in Richtung der Fourteenth Street Bridge davonfuhr. Vierzig Minuten später wurden die Kassetten in einem Fotolabor geöffnet, das auf Mikrofilm und andere hochraffinierte Systeme eingestellt war, sich aber rasch auf eine so stinknormale Sache umstellte.
    Der Techniker arbeitete gern mit »echtem« Film, da er leichter zu entwickeln war, und schaute längst nicht mehr auf die Bilder, außer um sich zu vergewissern, daß sie was geworden waren. In diesem Fall sagte die Farbsättigung ihm alles. Fuji-Film, dachte er. Hatte nicht mal jemand gesagt, er sei besser als Kodak? Der Diafilm wurde geschnitten und die einzelnen Ausschnitte in Pappfassungen gesteckt, die sich von gewöhnlichen nur durch die Beschriftung »Top Secret« unterschieden. Sie wurden numeriert, gebündelt und in eine Schachtel gelegt. Die Schachtel wurde in einen Umschlag gesteckt und kam in den Ausgangsverteiler des Labors. Dreißig Minuten später kam eine Sekretärin herunter und holte ihn ab.
    Sie ging zum Fahrstuhl und fuhr in den vierten Stock des Old Headquarters Building, dem man seine vierzig Jahre wirklich ansah. Die Korridore waren schmuddelig, und die

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