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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auf -ushio endeten, was »Flut« bedeutete.
    Es waren überwiegend sehr ansehnliche Schiffe mit klaren Linien, die das Können ihrer Konstrukteure verrieten. Eines nach dem anderen warf die Maschinen an und manövrierte sich vorsichtig vom Kai in die Fahrrinnen. Der Blick der Kapitäne und Steuerleute fiel auf die Handelsschiffe, die sich in der Bucht von Tokio drängten und unabhängig von den Gedanken, die sie bei dem einen oder anderen auslösten, vor allem ein Hindernis für die Seefahrt waren. Unter Deck verstauten die Matrosen, die gerade keinen Borddienst hatten, ihre Siebensachen und schauten bei ihren Gefechtsstationen vorbei. Um das Auslaufen zu erleichtern, wurden die Radaranlagen eingeschaltet - angesichts der ausgezeichneten Sicht an diesem Morgen unnötig, aber für die Besatzungen in den Gefechtsleitständen eine gute Übung. Man testete die Datenverbindungen, mit denen taktische Informationen zwischen den Schiffen ausgetauscht wurden. In den Maschinenkontrollräumen saßen die »Schnepfen« - eine ältere, verächtliche Bezeichnung für die Maschinisten, die einstmals ölverschmiert herumgelaufen waren - auf bequemen Drehstühlen, beobachteten die Computeranzeigen und tranken Tee.
    Das Flaggschiff war der neue Zerstörer Mutsu. Der Fischerhafen Tateyame war in Sicht, die letzte Stadt, die sie passierten, bevor sie scharf nach Backbord wendeten und in Richtung Osten steuerten.
    Die Unterseeboote, das wußte Konteradmiral Yusuo Sato, waren schon dort draußen, doch die Kommandanten hatten genaue Weisungen erhalten. In seiner Familie gab es eine lange Tradition des Militärdienstes, besser noch, eine Tradition der Marine. Sein Vater hatte unter Raizo Tanaka, einem der größten Zerstörerführer, den es je gegeben hatte, einen Zerstörer befehligt, und sein Onkel war einer von Yamamotos »wilden Adlern« gewesen, ein Marineflieger, der in der Schlacht von Santa Cruz gefallen war. Die nächste Generation war in diese Fußstapfen getreten. Yusuos Bruder, Torajiro Sato, hatte für die Selbstverteidigungsluftwaffe F-86-Jäger geflogen, dann aber aus Empörung über den entwürdigenden Status der Luftwaffe den Dienst quittiert, und jetzt flog er als leitender Flugkapitän für Japan Air Lines. Shiro, sein Sohn, war dem Vater gefolgt und inzwischen ein sehr stolzer junger Major, der noch lange Jäger zu fliegen gedachte. Nicht übel, dachte Admiral Sato, für eine Familie, die sich nicht von Samurais herleitete. Yusuos anderer Bruder war Banker. Sato war über das, was ihn erwartete, vollständig im Bilde.
    Der Admiral stand auf, öffnete die wasserdichte Tür auf der Brücke der Mutsu und ging nach Steuerbord hinüber. Die dort diensttuenden Matrosen nahmen mit einem pflichtgemäßen Nikken Kenntnis von seiner Anwesenheit und wandten sich wieder der Aufgabe zu, anhand von Landmarken die aktuelle Position des Schiffes zu bestimmen. Sato stellte mit einem Blick nach achtern fest, daß die sechzehn Schiffe des Konvois, jeweils fünfhundert Meter Abstand haltend, eine nahezu perfekte Gerade bildeten, mit unbewaffnetem Auge gerade erst zu erkennen im rosigen Licht der aufgehenden Sonne, der sie entgegenfuhren. Gewiß ein gutes Omen, dachte der Admiral. Am Flaggenknopf eines jeden Schiffes wehte die Flagge, unter der schon sein Vater gedient hatte; viele Jahre war es den Kriegsschiffen seines Landes verwehrt geblieben, nun aber wieder zurückgegeben worden, das stolze Sonnenbanner.
    »Ankerkommando wegtreten«, verkündete die Stimme des Kapitäns über die Lautsprecheranlage. Ihr Heimathafen lag inzwischen unter dem Horizont, und bald würde auch die Landspitze, die jetzt Backbord voraus lag, nicht mehr zu sehen sein.
    Sechzehn Schiffe, dachte Sato. Die größte Streitmacht, die sein Land als geschlossenen Verband in See stechen ließ seit - war es fünfzig Jahre her? Er mußte nachdenken. Sicherlich die stärkste, kein Schiff älter als zehn Jahre, stolze, teure Schiffe mit stolzen, altehrwürdigen Namen. Doch der eine Name, den er heute morgen gern für sich gehabt hätte, Kurushio, »Schwarze Flut«, der Name des Zerstörers, auf dem sein Vater gedient und der in der Schlacht von Tassafaronga einen amerikanischen Kreuzer versenkt hatte, gehörte leider einem neuen Unterseeboot, das bereits auf See war. Der Admiral ließ sein Fernglas sinken und machte seiner Verstimmung durch ein ärgerliches Knurren Luft. Schwarze Flut. Ein idealer poetischer Name für ein Kriegsschiff. Schade, daß man ihn an ein Unterseeboot

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