Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
verschwendet hatte.
    Die Kurushio waren sechsunddreißig Stunden vorher ausgelaufen. Führungsschiff einer neuen Klasse, steuerte sie mit fünfzehn Knoten das Übungsgebiet an, angetrieben von ihren mächtigen, effizienten Dieselmaschinen, die jetzt über den Schnorchelmast mit Luft versorgt wurden. Für ihre Besatzung, die aus zehn Offizieren und sechzig Unteroffizieren und Mannschaften bestand, galt der übliche Wachwechsel. Ein Offizier der Wache (OOD) überwachte zusammen mit seinem Stellvertreter im Kontrollraum des U-Boots die wichtigsten Funktionen. Ein wachführender Erster Ingenieur war auf seinem Posten, zusammen mit vierundzwanzig Mannschaftsdienstgraden. Die gesamte Torpedoabteilung war auf ihrer Mittschiffsstation und machte elektronische Tests an den vierzehn Torpedos vom Typ 89-Mod C und den sechs Harpoon-Raketen. Im übrigen war die Wache normal besetzt, und niemand äußerte sich über die einzige Veränderung. Der Kapitän, Commander Tamaki Ugaki, war dafür bekannt, daß er größten Wert auf Bereitschaft legte, und obwohl er seine Männer hart drillte, waren seine Leute zufrieden, weil sie immer auf Zack waren. Er hatte sich in seiner Kabine eingeschlossen, und die Besatzung merkte kaum, daß er an Bord war; auf seine Anwesenheit deuteten lediglich das Licht, das unter seiner Tür hervordrang, und der Zigarettenqualm, der aus dem Lüftungsloch kam. Ihr Skipper, dachten die Leute, war ein hart arbeitender Mann, und sicher saß er über Plänen für die bevorstehende Übung gegen die amerikanischen Unterseeboote. Beim letzten Mal hatten sie gut abgeschnitten und in zehn Übungstreffen drei Abschüsse erzielt. Mehr konnte man eigentlich nicht verlangen. Natürlich ausgenommen Ugaki, witzelten die Männer. Er dachte wie ein echter Samurai und gab sich nicht damit zufrieden, der Zweitbeste zu sein.
    Ryan hatte es sich schon im ersten Monat, seit er in den Staatsdienst zurückgekehrt war, zur Regel gemacht, einmal in der Woche einen Tag im Pentagon zu verbringen. Sein Amt, hatte er gegenüber Journalisten erklärt, sei schließlich keine Gefängniszelle, und so würde seine Zeit und die aller anderen Beteiligten am effektivsten genutzt. Anders als noch vor wenigen Jahren hatte man das nicht für berichtenswert gehalten. Schon der Titel eines Nationalen Sicherheitsberaters war in den Augen aller ein Ding der Vergangenheit. Die Reporter meinten zwar, daß Ryan ein würdiger Nachfolger für das Eckbüro im Weißen Haus war, fanden ihn aber farblos. Man wußte, daß er die »Szene« von Washington mied, als fürchte er, sich die Lepra zu holen; er kam jeden Tag um die gleiche Zeit zur Arbeit, erledigte seine Aufgaben, wenn die Umstände es zuließen, in möglichst kurzer Zeit - zu seinem Glück waren es selten mehr als zehn Stunden - und kehrte zu seiner Familie zurück, als wäre er ein stinknormaler Mensch. Über seine frühere Tätigkeit bei der CIA wußte man bis heute kaum etwas Genaues, und wenngleich durchaus bekannt war, was er als privater Bürger und als staatlicher Beamter für das Gemeinwesen getan hatte, so war das doch Schnee von gestern. So konnte Ryan im Fond seines Dienstwagens umherfahren, ohne daß davon sonderlich Notiz genommen wurde. Alles an dem Mann wirkte so völlig normal, und Jack tat alles dafür, daß es so blieb. Von einem Hund, der nicht bellte, nahmen die Reporter kaum Kenntnis. Vielleicht hätten sie mehr lesen sollen, um besser im Bilde zu sein.
    »Die führen was im Schilde«, sagte Robby, als Ryan seinen Sitz im Marinelagezentrum in der Obersten Befehlszentrale eingenommen hatte. Das Kartendisplay zeigte das unmißverständlich.
    »Sind sie nach Süden marschiert?«
»Zweihundert Meilen. Flottenbefehlshaber ist V. K. Chandraskatta, Absolvent des Dartmouth Royal Naval College, Klassendritter, hat sich hochgearbeitet. Hat vor einigen Jahren den Führungskurs in Newport besucht. Dort war er Klassenbester«, fuhr Admiral Jackson fort. »Sehr fragwürdige politische Beziehungen. In der letzten Zeit war er erstaunlich oft von seinem Kommando fort, ist hin- und hergependelt ...« »Wohin?« fragte Ryan.
»Nach Neu-Delhi und zurück, vermuten wir, wissen aber im Grunde nichts Genaues. Es ist die alte Geschichte, Jack.«
Ryan konnte ein Stöhnen unterdrücken. Es war einerseits eine alte und andererseits eine ganz neue Geschichte. An nachrichtendienstlichen Informationen konnte kein Offizier genug bekommen, und was er bekam, war ihm nie gut genug. In diesem Fall war die Beschwerde

Weitere Kostenlose Bücher