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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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während die letzte Werbeeinblendung für das Sonntagmorgenpublikum lief. In der Sendung war es ausschließlich um Rußland und Europa gegangen, und das war Ryan sehr recht.
    »Die eine Frage, die ich nicht stellen darf.« Bob Holtzman schmunzelte, bevor das Band wieder zu laufen begann. »Wie fühlt man sich als Nationaler Sicherheitsberater eines Landes, dessen nationale Sicherheit von niemandem bedroht wird?«
    »Sorglos«, antwortete Ryan und äugte zu den drei Kameras hinüber. An keiner war die rote Kontrolleuchte an.
»Und weshalb arbeiten Sie dann so lange?« fragte Kris Hunter mit einer Stimme, die weniger scharf war als ihr Äußeres.
»Wenn ich nicht zur Arbeit erscheine«, log Jack, »könnte man merken, wie unwichtig ich bin.« Schlechte Nachrichten. Von Indien wissen sie noch nichts, aber sie wissen, daß irgendwas im Gange ist. Verflucht. Er mußte es geheimhalten. Es war eine dieser Angelegenheiten, in denen öffentlicher Druck nicht helfen, sondern schaden würde.
»Vier! Drei! Zwei! Eins!« Der Regieassistent zeigte auf den Moderator, einen Fernsehjournalisten namens Edward Johnson.
»Dr. Ryan, was hält die Regierung von den Veränderungen im japanischen Kabinett?«
»Hm, das hängt offenbar mit den gegenwärtigen Schwierigkeiten im Außenhandel zusammen, und dafür bin ich eigentlich nicht zuständig. Im Grunde ist es eine innenpolitische Angelegenheit, mit der das japanische Volk auch ohne unseren Rat sehr gut fertig werden kann«, verkündete Jack mit staatsmännischem Ernst. Es hatte einer gewissen Nachhilfe in Sprechtechnik bedurft, um ihm die getragene Diktion beizubringen. Vor allem hatte er lernen müssen, langsamer zu reden.
Kris Hunter beugte sich vor. »Aber der aussichtsreichste Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten ist den Vereinigten Staaten seit jeher feindlich gesonnen ...«
»Das ist ein bißchen stark«, fiel ihr Ryan mit einem gutmütigen Lächeln ins Wort.
»Seine Reden, seine Schriften, seine Bücher zeugen nicht gerade von einer uns gegenüber freundlichen Einstellung.«
»Das mag sein«, sagte Ryan mit einer wegwerfenden Handbewegung und gezwungenem Lächeln. »Befreundete Nationen können anders miteinander umgehen als solche, die nicht miteinander befreundet sind. Sie können sich, so merkwürdig das klingen mag, oft schärfere Auseinandersetzungen leisten.« Nicht übel, Jack ...
»Sie sind nicht besorgt?«
»Nein«, sagte Ryan mit einem sanften Kopfschütteln. In einer Sendung wie dieser werden die Reporter von einer knappen Antwort eher entmutigt, dachte er.
»Vielen Dank, daß Sie heute morgen zu uns gekommen sind, Dr. Ryan.«
»Es war mir wie immer ein Vergnügen.«
Ryan behielt sein Lächeln bei, bis die Kontrolleuchten der Kameras ausgingen. Dann zählte er langsam bis zehn. Dann wartete er, bis die Reporter ihre Mikrofone abgenommen hatten. Dann nahm er sein Mikrofon ab und stand auf und verließ das Studio. Erst hier konnte er gefahrlos sprechen. Bob Holtzman folgte Jack in die Maske. Die Maskenbildnerinnen waren Kaffee trinken gegangen, und Ryan nahm sich eine Handvoll Kosmetiktücher und reichte Holtzman den Behälter. Über dem Spiegel war eine große Holzplatte mit der folgenden Inschrift angebracht: Was hier gesprochen wird, bleibt unter uns.
»Kennen Sie das wirkliche Motiv, warum die Frauen die Gleichberechtigung wollten?« fragte Holtzman. »Nicht wegen dem gleichen Lohn, nicht wegen den BHs und diesem ganzen Scheiß.«
»Stimmt«, sagte Jack. »Der eigentliche Grund war, daß wir sie gezwungen haben, Make-up zu tragen. Alles, was dann dabei herausgekommen ist, haben wir uns selbst zuzuschreiben. Gott, wie ich diesen Scheiß hasse!« fügte er hinzu und wischte sich den Pfannkuchen von der Stirn. »Man fühlt sich wie ein billiges Flittchen.«
»Ist das bei einer politischen Persönlichkeit so ungewöhnlich?« fragte Kristyn Hunter, die sich gerade selbst abschminkte.
Jack lachte. »Nein, aber es ist doch ein bißchen unhöflich, daß Sie es aussprechen, Ma'am.« Bin ich jetzt eine politische Persönlichkeit? fragte sich Ryan. Anscheinend bin ich es. Wie zum Teufel ist das passiert?
»Warum haben Sie bei meiner letzten Frage gekniffen, Jack?« fragte Holtzman.
»Bob, wenn Sie wissen, daß ich gekniffen habe, dann wissen Sie auch, warum.« Ryan deutete auf das Schild über dem Spiegel, und um sicher zu sein, daß jeder die Botschaft verstanden hatte, klopfte er darauf.
»Ich weiß, daß die Information über den Bestechungsskandal, der zum Sturz

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