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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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seltsamer Vogel zu sein.« »Er hat schon seine Macken«, gab Ed ihm recht. »Nicht besonders
intelligent, viel hohles Zeug, wenn man mal die landesübliche Rhetorik
wegläßt, aber kaum eine Idee. Es erstaunt mich, daß man ihn ranläßt.« »Wieso?« fragte Jack. Das Material des State Department über Goto,
das er durchgesehen hatte, war, wie üblich, voller Hochachtung vor dem
ausländischen Staatsmann.
»Wie gesagt, er ist nicht gerade nobelpreisverdächtig. Ein Apparatschik.
Hat sich in der Partei hochgedient, auf die übliche Tour. Und das geht nun
mal nicht ohne Arschkriecherei ...«
»Und zum Ausgleich dafür hat er ein paar üble Gewohnheiten, was
Frauen angeht«, ergänzte MP. »Das gibt's da drüben haufenweise. Unser
kleiner Nomuri hat uns über seine Beobachtungen einen ausführlichen
Bericht geschickt.« Es lag an seiner Jugend und Unerfahrenheit, das war
klar. Bei ihrem ersten größeren Auftrag berichteten viele Agenten einfach
alles, als schrieben sie ein Buch oder so. Es war meistens ein Produkt der
Langeweile.
»Hier würde man ihn nicht mal zum Hundefänger wählen«, meinte Ed
schmunzelnd.
Meinst du wirklich? Ryan dachte an Edward Kealty. Andererseits ließ es sich ja vielleicht verwenden, wenn man nur die passende Gelegenheit abwartete. Wenn zum Beispiel bei ihrer ersten Begegnung die Dinge nicht richtig liefen, könnte Präsident Durling eine diskrete Anspielung machen, seine frühere Freundin betreffend, und wie sich seine üblen Gewohnheiten
auf die japanisch-amerikanischen Beziehungen auswirken würden ... »Was macht THISTLE ?«
Mary Pat lächelte. »Zwei der früheren Mitglieder sind nicht mehr da, der
eine ist im Ruhestand, der andere auf einem Auslandsposten, ich glaube, in
Malaysia. Die übrigen sind kontaktiert. Falls nötig, können sie ...« »Okay, überlegen wir, wozu wir sie einsetzen können.«
»Wieso?« fragte MP. »Ich hab' nichts dagegen, aber wieso?« »Wir bedrängen die Japaner zu sehr. Ich habe das dem Präsidenten
gesagt, aber er hat politische Gründe dafür und wird nicht aufhören.
Tatsächlich fügen wir ihrer Wirtschaft schlimme Schäden zu, und jetzt
kriegen sie auch noch einen neuen Ministerpräsidenten, der eine echte
Abneigung gegen uns hat. Falls sie beschließen, sich zur Wehr zu setzen,
möchte ich vorher informiert sein.«
»Was können sie denn machen?« Ed Foley saß auf dem Nintendo-Stuhl,
den sein Sohn so gern hatte.
»Das weiß ich auch nicht, aber ich muß es herauskriegen. Lassen Sie
mir ein paar Tage Zeit, um unsere Prioritäten abzuklären. Ach, die Zeit habe
ich ja gar nicht, ich muß ja die Moskaureise vorbereiten«, sagte Jack. »Das geht sowieso nicht von heute auf morgen. In der Zwischenzeit
können wir unsere Jungs mit dem nötigen Gerät versehen, Sie wissen schon,
Kommunikation und so.«
»Machen Sie das«, befahl Jack. »Bestellen Sie ihnen, daß es jetzt richtig
mit dem Spionagegeschäft losgeht.«
»Dazu brauchen wir die Genehmigung des Präsidenten«, warnte Ed. Es
war schließlich keine Bagatelle, in einem befreundeten Land ein
Spionagenetz zu aktivieren.
»Die kann ich Ihnen besorgen.« Ryan war überzeugt, daß Durling keine
Einwände haben würde. »Und holen Sie so schnell wie möglich das
Mädchen da raus.«
»Wo sollen wir sie aushorchen?« fragte MP. »Was ist übrigens, wenn
sie nein sagt? Wir sollen sie ja wohl nicht entführen, oder?«
Autsch, dachte Jack. »Nein, ich glaube, das wäre keine gute Idee. Man
kann doch davon ausgehen, daß sie umsichtig sind?«
»Clark auf jeden Fall.« Mary Pat erinnerte sich, was er ihr und ihrem
Mann vor Jahren auf der Farm eingepaukt hatte: Egal, wo Sie sind, es ist
feindliches Territorium. Ein guter Grundsatz für Auslandsagenten, aber sie
hatte sich immer gefragt, wo er das wohl gelernt hatte.
    Diese Leute hier müßten eigentlich bei der Arbeit sein, dachte Clark - aber sie waren bei der Arbeit, und das war das Problem. Er hatte etliche Demonstrationen erlebt, und meistens ging es um Mißfallensbekundungen seinem Land gegenüber. Besonders unangenehm waren die im Iran gewesen, denn damals befanden sich Amerikaner in den Händen von Leuten, die es für angemessen hielten, ihre Unzufriedenheit mit der Außenpolitik seines Landes in der Parole »Tod den Amerikanern!« auszudrücken. Er war vor Ort gewesen als Teil der Rettungsmission, die dann gescheitert war - der tiefste Punkt in seiner langen Laufbahn, dachte Clark. Das Scheitern mitzuerleben und dann Hals über Kopf das Land verlassen zu

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