08 - Ehrenschuld
Kameraden aus seinem
Zug, die er verloren hatte. Es war Clarks Idee gewesen, nochmals die
Ranger einzusetzen, und es hatte sich leicht arrangieren lassen. Hinter
Captain Diego Checa kamen vier weitere Männer herbei. Der Rest der
Gruppe verteilte sich und sah nach den »Polizisten«.
»Was ist mit diesen beiden?« fragte einer und deutete auf Corps
persönliche Leibwächter.
»Lassen wir da«, erwiderte Ding.
»Wird gemacht, Sir«, erwiderte ein Spec-4, holte stählerne Handschellen hervor und sicherte die Handgelenke der beiden damit zusätzlich zu den Plastikschnüren. Captain Checa legte Corp persönlich die Schellen an. Zusammen mit einem Sergeant hob er den Mann vom Boden auf, während Clark und Chavez ihre persönliche Habe aus dem Rover holten und den Soldaten zum Blackhawk folgten. Einer der Ranger reichte Chavez eine
Feldflasche.
»Oso läßt Sie grüßen«, sagte der Feldwebel. Ding wandte sich zu ihm
um.
»Was macht er jetzt?«
»Ausbildung zum Hauptfeldwebel. Er war sauer, daß er hier nicht
dabeisein konnte. Ich bin Gomez, Foxtrot, Leutnant beim 175. Regiment.
Ich war damals auch dabei.«
»Es sieht aus, als hätten Sie's ganz einfach geschafft«, sagte Checa zu
Clark, einige Meter weiter.
»Sechs Wochen«, erwiderte der altgediente Agent betont lässig. So
wollten es die Regeln. »Vier Wochen, um uns in der Wildnis
herumzutreiben, zwei Wochen, um das Treffen zu arrangieren, sechs
Stunden warten, bis es soweit ist, und etwa zehn Sekunden, um ihn
niederzuwerfen.«
»Genau so sollte es laufen«, bemerkte Checa. Er reichte eine mit
Gatorade gefüllte Feldflasche herüber. Der Captain musterte den älteren
Mann. Wer immer er war, dachte Checa zunächst, er war viel zu alt, um in
der Wildnis mit Strolchen solche Spielchen zu spielen. Dann sah er in
Clarks Augen.
»Wie zum Teufel habt ihr das geschafft?« wollte Gomez an der Tür des
Hubschraubers von Chavez wissen. Die anderen Ranger spitzten die Ohren. Ding warf einen schnellen Blick auf seine Geräte. »Zauberei!« Gomez ärgerte sich, weil er keine vernünftige Antwort bekommen hatte.
»Lassen wir alle diese Kerle hier?«
»Ja, es sind eh nichts als Halunken.« Chavez blickte ein letztes Mal
zurück. Früher oder später würde - wahrscheinlich - einer seine Hände
freibekommen, ein Messer herausziehen und seine Kollegen losschneiden;
dann mochten sie sich um die beiden mit den stählernen Manschetten
kümmern. »Wir wollten den Boß haben.«
Gomez suchte den Horizont ab. »Gibt's hier Löwen oder Hyänen?« Ding
schüttelte den Kopf. Schade, dachte der Sergeant.
Die Ranger bestiegen den Hubschrauber. Clark setzte einen Kopfhörer
auf und wartete darauf, daß der Chef der Besatzung die Funkverbindung
herstellte.
» CAPSTONE , hier ist BIRD Doc«, begann er.
Wegen des Zeitunterschieds von acht Stunden war es in Washington
früher Nachmittag. Die UKW-Verbindung lief vom Hubschrauber zu USS
Tripoli und von dort über einen Satelliten. Die Fernmeldezentrale leitete
den Anruf direkt an Ryans Tischtelefon weiter.
»Ja, BIRD Doc, hier ist CAPSTONE .«
Ryan konnte Clarks Stimme nicht klar erkennen, aber die Worte waren
trotz des Rauschens zu verstehen: »Im Sack, keine eigenen Verluste.
Wiederhole, der Vogel ist im Sack und keine eigenen Verluste.« »Ich habe verstanden, BIRD Doc. Führen Sie Ihre Lieferung wie geplant
durch.«
Eigentlich war es eine Schande, dachte Jack, als er den Hörer auflegte.
Solche Operationen überließ man besser den Leuten vor Ort, aber der
Präsident hatte es diesmal genau wissen wollen. Er stand auf und begab sich
zum Oval Office.
»Haben sie ihn?« fragte D'Agustino, als Jack an ihr vorbeieilte. »Sie dürften davon gar nichts wissen.«
»Der Boß hat sich deswegen Sorgen gemacht«, erklärte Helen mit
ruhiger Stimme.
»Jetzt braucht er sich keine Sorgen mehr zu machen.«
»Damit ist eine Rechnung beglichen. Schön, Sie wiederzuhaben, Dr.
Ryan.«
Noch einem anderen Menschen sollte die Vergangenheit an diesem Tag zu schaffen machen.
»Fahren Sie fort«, sagte die Psychologin.
»Es war schrecklich«, sagte die Frau und starrte zu Boden. »Es ist mir in meinem ganzen Leben nur einmal passiert, und ...« Es klang eintönig und unbeteiligt, was die Frau herunterleierte, doch was die ältere Frau am meisten irritierte, war ihre äußere Erscheinung. Ihre Patientin war fünfunddreißig, und eigentlich war sie schlank, zierlich und blond, doch ihr Gesicht war aufgedunsen vom zwanghaften Essen und Trinken, und mit ihren Haaren durfte sie
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