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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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fünften Klasse.«
»Ich hatte eine Heidenangst«, sagte Clark. Goto fuchtelte jetzt mit den Händen herum. Clark richtete erneut die Kamera auf ihn, und durch das Objektiv erschien der Mann wie verwandelt. Er war nicht mehr derselbe, der die Rede begonnen hatte. Noch vor dreißig Minuten hatte er gezaudert, jetzt nicht mehr. Wenn dies anfangs ein Experiment gewesen war, dann war es gelungen. Die abschließenden Floskeln wirkten stilisiert, aber das war zu erwarten. Er reckte beide Arme in die Höhe wie ein siegreicher Sportler, doch die Fäuste, das sah Clark, waren geballt. Zwanzig Meter weiter drehte ein Polizist sich um und schaute zu den beiden gaijin hinüber. Er war sichtlich besorgt.
»Schauen wir uns doch mal ein paar Jacketts an.«
»Ich habe 36 normal«, erwiderte Chavez leichthin, während er seine Kameras verstaute.
Es war ein hübscher Laden, und sie hatten Jacketts in Dings Größe. Ein hinreichender Grund, sich ausgiebig umzuschauen. Der Verkäufer war aufmerksam und höflich, und auf Johns Drängen hin erwarb Chavez schließlich einen Straßenanzug, der ihm wie auf den Leib geschneidert war, dunkelgrau und unauffällig, überteuert und identisch mit dem, was so viele Angestellte trugen. Als sie aus dem Laden traten, war der kleine Park menschenleer. Arbeiter waren dabei, die Bühne abzubauen. Die Fernsehteams packten ihre Scheinwerfer ein. Alles war normal bis auf eine Traube von Polizisten, die um drei auf dem Randstein sitzende Männer herumstanden. Es handelte sich um amerikanische Fernsehberichterstatter, und einer von ihnen hielt sich ein Taschentuch vors Gesicht. Clark beschloß, der Gruppe fernzubleiben. Ihm fiel auf, daß sich eigentlich wenig Abfall auf der Straße fand, und dann sah er, warum. Ein Reinigungsteam war an der Arbeit. Alles war vorzüglich geplant worden. Die Demonstration war ungefähr so spontan gewesen wie der Super Bowl - aber das Spiel war noch besser abgelaufen als geplant.
»Sag mir, was du denkst«, forderte Clark, während sie durch die Straßen gingen, die wieder zur Normalität zurückkehrten.
»Sie kennen sich damit besser aus als ich ...«
»Hör mal, angehender Magister, wenn ich was frage, dann erwarte ich verdammt noch mal 'ne Antwort.« Chavez wäre beinahe stehengeblieben, nicht weil er sich gekränkt fühlte, sondern weil der Rüffel ihn überraschte. Noch nie hatte er erlebt, daß sein Partner nervö s wurde. Dementsprechend maßvoll und wohlüberlegt fiel seine Antwort aus.
»Ich denke, wir haben eben etwas Wichtiges gesehen. Ich denke, daß er mit ihnen gespielt hat. Letztes Jahr haben wir im Seminar einen Nazifilm gesehen, eine klassische Studie über Demagogie. Regie führte eine Frau, und es erinnerte mich an ...«
»Triumph des Willens, Leni Riefenstahl«, sagte Clark. »Ja, stimmt, das ist ein Klassiker. Du mußt übrigens mal wieder zum Friseur.«
»Was?«
    Das Training hatte sich wirklich gelohnt - Major Sato wußte es ohne hinzusehen. Auf Befehl lösten alle vier F-15 Eagles ihre Bremsen und brausten über die Startbahn von Misawa. In den letzten zwölf Monaten hatten sie über dreihundert Stunden geflogen, davon ein Drittel allein in den letzten zwei Monaten, und jetzt konnten die Piloten einen Formationsstart wagen, der einem Flugschauteam alle Ehre gemacht hätte. Nur waren diese vier nicht die hiesige Version der Blue Angels. Sie waren Mitglieder des 3. Luftwaffengeschwaders. Sato mußte sich natürlich konzentrieren, um den Fahrtmesser zu beobachten, bevor er die Maschine hochzog. Auf seinen Befehl hin wurde das Fahrwerk eingezogen, und er wußte ohne hinzuschauen, daß sein Nachbar nicht mehr als vier Meter vom Ende seiner Tragfläche entfernt war. Es war zwar gefährlich, so zu fliegen, aber es war auch gut für die Moral. Es ließ die Bodenbesatzung erschauern, und es beeindruckte die Neugierigen, die auf der Landstraße vorbeifuhren. Bei tausend Fuß über Grund, Räder und Klappen eingefahren, dabei rasch auf vierhundert Knoten beschleunigend, erlaubte er sich einen Blick nach beiden Seiten. Tatsächlich. Es war ein klarer Tag, die kalte Luft frei von Feuchtigkeit, es war später Nachmittag, die Sonne stand noch am Himmel. Im Norden sah Sato die südlichste der Kurilen-Inseln, einst Teil seines Landes, am Ende des Zweiten Weltkriegs von den Russen geraubt und mit schroffen Bergen bedeckt wie Hokkaido, die nördlichste Hauptinsel ... Eins nach dem anderen, sagte sich der Major.
    »Schwenk rechts«, befahl er über Sprechfunk und brachte

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