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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die Welt hatte sich verändert, und die Amerikaner würden vermutlich nicht eingesehen haben, weshalb sie dafür Geld ausgeben sollten. Im übrigen war Japan nicht bereit, dies hier irgend jemandem zu verkaufen. Nicht jetzt, dachte Sato. Besonders nicht jetzt.
    Ihr Hotel gehörte nicht unbedingt zur gehobenen Kategorie. Es nahm zwar auch ausländische Gäste auf, doch hatte die Direktion erkannt, daß nicht alle gaijin wohlhabend waren. Die Zimmer waren klein, die Korridore eng, die Decken niedrig, und ein Frühstück, das aus einem Glas Saft, einer Tasse Kaffee und einem Croissant bestand, kostete statt der hundert oder mehr Dollar, die man anderswo berechnete, nur fünfzig Dollar. Clark und Chavez lebten, wie man in amerikanischen Regierungskreisen sagten, »von der Sparsamkeit«, genügsam, wie es die Russen zwangsläufig tun mußten. Eine so große Härte war das nun auch wieder nicht. Gewiß ging es in Japan beengt und anstrengend zu, aber es war doch weit komfortabler, als es in Afrika gewesen war, und das Essen war zwar eigenartig, aber doch hinreichend exotisch und interessant, um den Reiz des Neuen noch nicht ganz verloren zu haben. Mochte Ding sich auch verdrossen nach einem richtigen Burger sehnen, so durfte er es doch nicht aussprechen, auch nicht auf russisch, denn dann wäre ihre Tarnung aufgeflogen. Nach einem ereignisreichen Tag zurückgekehrt, schob Clark die Schlüsselkarte in den Schlitz an der Tür und drehte am Türknauf. Er ließ sich nichts anmerken, als er an der Innenseite des Knaufs das kleine Stück Klebeband spürte und abnahm. Im Zimmer hielt er es Ding kurz unter die Nase, dann ging er ins Bad und spülte es fort.
    Chavez blickte sich im Zimmer um und fragte sich, ob es verwanzt war, und er hätte gern gewußt, ob diese Spioniererei wirklich die tolle Sache war, zu der sie immer hochgejubelt wurde. Etwas Geheimnisvolles hatte sie schon. Das Band am Türknauf. Jemand wünschte einen Treff. Nomuri. Er mußte es sein. Clever war et dachte Chavez. Wer auch immer das Zeichen hinterlassen hatte, war einfach den Korridor entlanggegangen und hatte mit der Hand leicht den Knauf angetippt, eine Geste, die auch einem aufmerksamen Beobachter leicht entgehen konnte. So war es jedenfalls gedacht.
    »Ich gehe noch einen trinken«, erklärte »Klerk« auf russisch. Ich werde mal sehen, was anliegt.
»Wanja, du trinkst zuviel.« Prima. Es gehörte ohnehin zu seinem normalen Tageslauf.
»Du bist mir vielleicht ein Russe«, sagte Clark für die Mikrofone, falls welche da waren, als er aus dem Zimmer ging.
Wie zum Teufel, überlegte Chavez, soll ich hier zum Studieren kommen? Seine Bücher hatte er in Korea lassen müssen, denn sie waren natürlich alle in Englisch. Er konnte sich keine Notizen machen oder Dinge nachlesen. Wenn ich hier Zeit verliere, die ich für meinen Magister brauche, dachte Ding, lasse ich mir die geplatzten Kurse von der Agency zurückerstatten.
    Die Bar einen halben Häuserblock entfernt, war höchst angenehm. Der Raum war schwach beleuchtet. Die Sitzgruppen waren klein und durch feste Wände voneinander getrennt, und ein Spiegel hinter den aufgereihten Flaschen mit diversen Alkoholika machte es leicht, eine etwaige Überwachung zu entdecken. Noch besser war, daß die Barhocker fast alle besetzt waren, so daß er sich, zunächst Enttäuschung mimend, anderswo umsehen mußte. Clark schlenderte in den hinteren Teil. Nomuri wartete schon.
    »Ist es nicht ein bißchen riskant?« sagte John, von der lauten Musik übertönt. Eine Kellnerin kam. Er bestellte einen Wodka pur und gab eine einheimische Marke an, um Geld zu sparen.
    »Befehle von zu Hause«, sagte Nomuri. Er stand wortlos auf, ganz offenkundig gekränkt, weil ein gaijin sich zu ihm gesetzt hatte, ohne vorher zu fragen, ob es gestattet sei, und unterließ deshalb sogar die obligatorische höfliche Verbeugung.
    Bevor der Drink kam, langte Clark unter den Tisch, wo er ein Paket entdeckte, das dort angeklebt war. Im Handumdrehen lag es auf seinen Knien, und es würde rasch seinen Weg hinter seinen Hosenbund finden. Seine Arbeitskleidung kaufte Clark sich immer weitgeschnitten - die Verkleidung als Russe kam ihm zusätzlich entgegen -, und so war unter seinen breiten Schultern reichlich Platz, um Dinge zu verstecken, ein weiterer Grund, dachte er, um in Form zu bleiben.
    Der Drink kam, und während er gemächlich davon trank, studierte er die Gesichter, die vom Barspiegel reflektiert wurden, daraufhin, ob ihm nicht schon eines

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