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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Landes hinter sich gebracht. Clark putzte sich die Zähne und sank auf sein Bett.
»Das war eine großartige Rede, Goto-san.« Yamata schenkte reichlich Sake in eine erlesene Porzellanschale. »Sie haben die Dinge zurechtgerückt.«
    »Sie haben wohl gesehen, wie sie auf mich reagiert haben!« Der kleine Mann sprudelte über vor Begeisterung, und er wuchs zusehends vor den Augen seines Gastgebers.
»Und morgen werden Sie Ihr Kabinett haben und übermorgen ein neues
    Amt, Hiroshi.«
»Sind Sie sicher?«
Ein Nicken und ein Lächeln, das wahre Hochachtung verriet.
    »Natürlich. Meine Kollegen und ich haben mit unseren Freunden gesprochen, und sie sind einer Meinung mit uns, daß Sie der einzige sind, der unser Land retten kann.«
»Wann wird es losgehen?« fragte Goto, plötzlich ernüchtert von den
    Worten, denn er wußte genau, was sein Amtsantritt bedeuten würde. »Wenn das Volk auf unserer Seite ist.«
»Sind Sie sicher, daß wir ...«
»Ja, ich bin sicher.« Yamata schwieg. »Da ist jedoch ein Problem.« »Worin besteht es?«
»Ihre Freundin, Hiroshi. Wenn öffentlich bekannt wird, daß Sie eine
    amerikanische Mätresse haben, sind Sie kompromittiert. Wir können uns das nicht leisten«, erklärte Yamata geduldig. »Ich hoffe, Sie werden das verstehen.«
»Kimba ist eine überaus angenehme Zerstreuung für mich«, wandte
    Goto höflich ein.
»Daran zweifle ich nicht, aber dem Ministerpräsidenten sind nur
bestimmte Zerstreuungen gestattet, und nächsten Monat werden wir
ohnehin alle Hände voll zu tun haben.« Das amüsante war, daß er diesen
Mann einerseits aufbauen und andererseits drücken konnte, genauso leicht,
wie er ein Kind manipulieren konnte. Und trotzdem war da etwas Beunruhigendes. Wieviel hatte er dem Mädchen erzählt? Und was sollte
man jetzt mit ihr anfangen?
»Das arme Ding. Wenn man sie jetzt nach Hause schickt, wird sie nie
wieder glücklich sein.«
»Unzweifelhaft richtig, aber es muß sein, mein Freund. Darf ich Ihnen
das abnehmen? Das erledigt man am besten auf diskrete Weise. Sie sind
jetzt täglich im Fernsehen. Es ist Ihnen nicht gestattet, in jenem Stadtteil zu
verkehren, wie es einem Privatmann erlaubt ist. Die Gefahr ist zu groß.« Der Mann, der in Kürze Ministerpräsident sein würde, senkte den Blick,
trank von dem Sake und wog so offenkundig sein persönliches Vergnügen
gegen die Pflichten ab, die er seinem Land schuldig war, daß Yamata
abermals erstaunt war - aber nein, eigentlich nicht. Goto war Goto, und es
waren ebensosehr - oder mehr noch - seine Schwächen wie seine Stärken,
um derentwillen man ihn für dieses hohe Amt ausersehen hatte. »Hai«, sagte er nach einigem Nachdenken. »Bitte kümmern Sie sich
darum.«
»Ich weiß, was ich zu tun habe«, versicherte ihm Yamata.

15 / Eine verdammt blöde Sache
    Hinter Ryans Schreibtisch befand sich ein Apparat namens STU-6. Was die Abkürzung bedeutete, hatte ihn nie interessiert; sie bedeutete wohl so etwas wie »abhörsichere Telefonanlage«. Es war ein viereckiger Kasten von rund sechzig Zentimeter Kantenlänge in einem sauber gearbeiteten Eichenschränkchen, das von Insassen eines Bundesgefängnisses in Handarbeit gefertigt worden war. Darin steckten sechs grüne Leiterplatten mit verschiedenen Chips, deren Aufgabe es war, Telefonsignale zu zerhacken und zerhackte Signale zu entschlüsseln. Es war ein gehobenes Statussymbol, so einen Apparat in seinem Büro zu haben.
    »Ja«, sagte Jack und nahm den Hörer ab.
»MP hier. Wir haben was Interessantes auf dem Tisch. SANDALWOOD «, sagte Mrs. Foley, deren Stimme auf der digitalen Leitung weit entfernt klang. »Schalten Sie Ihr Fax an?«
»Schicken Sie's los.« Der STU-6 übernahm auch das mit einer einzigen Telefonleitung, die zu Ryans Faxgerät führte. »Haben Sie ihnen gesagt ...«
»Ja.«
»Okay, einen Augenblick ...« Jack nahm die erste Seite und las. »Ist das Clark?« fragte er.
»Genau. Deshalb leite ich es direkt an Sie weiter. Sie kennen den Kerl genauso gut wie ich.«
»Ich habe den Fernsehbericht gesehen. CNN sagt, ihr Team wurde ein bißchen aufgemischt ....« Ryan las die erste Seite zu Ende.
»Dem Producer wurde eine Limodose an den Kopf geworfen. Keine ernsteren Folgen, bloß ein bißchen Kopfschmerzen, aber es ist das erste Mal, daß drüben so was passiert ist - jedenfalls soweit Ed und ich uns erinnern können.«
»Mist!« sagte Ryan.
»Ich dachte, der Bericht würde Ihnen Spaß machen.«
»Vielen Dank für die Aufmunterung, Mary Pat.«
»Gern geschehen.«

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