Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
wiederauferstehen. Die gewerblichen Fischer, die auf der Insel ebenfalls eine Station unterhielten, um Tintenfisch, Riesentang und gelegentlich einen Schwertfisch für den heimischen Markt zu fangen, begrüßten die gesteigerte Aktivität. Die Flieger hatten eine Ladung Bier mitgebracht, die sie gegen den frischen Fang tauschten, woraus sich rasch eine freundschaftliche Beziehung entwickelte.
    Zwei der drei Orions hoben vor Morgengrauen ab, um nördlich und südlich der Insel nach der amerikanischen Trägerflotte zu suchen. Die Besatzungen wußten von den Handelsproblemen zwischen beiden Ländern und konzentrierten sich auf ihre Mission. Diese Mission war für die japanische Marine schließlich nichts Neues. Ihre Vorväter hatten sie zwei Generationen zuvor in Kawasaki-H8K2-Flugbooten erfüllt — von demselben Hersteller stammten jetzt die Orions - und nach den räuberischen Trägern gesucht, die abwechselnd von Halsey und Spruance befehligt wurden. Ihre heutige Taktik würde auf den Lehren basieren, die man aus dem damaligen Konflikt gezogen hatte. Die P-3Cs waren japanische Modelle einer amerikanischen Konstruktion, die zunächst als Turbo-PropVerkehrsflugzeug begonnen hatte und dann zu einem robusten, leistungsfähigen, wenn auch etwas langsamen Marinepatrouillenflugzeug gereift war. Wie bei den meisten japanischen Militärmaschinen war vom amerikanischen Produkt nur noch das Grundprofil übriggeblieben. Weiterentwickelte und verbesserte Triebwerke verliehen den Orions eine Reisegeschwindigkeit von dreihundertfünfzig Knoten. Besonders gut war die eingebaute Elektronik, speziell die Sensoren für die Erfassung der Emissionen von Schiffen und Flugzeugen. Das war derzeit ihre Mission: große, tortenstückartige Segmente abzufliegen und auf Radar- und Funksignale zu lauschen, die die Präsenz amerikanischer Schiffe und Flugzeuge verrieten. Aufklärung: Finde den Feind. Das war die Mission, und aufgrund von Presseberichten und Gesprächen mit Verwandten, die in der heimischen Industrie tätig waren, fiel es ihnen nicht einmal besonders schwer, sich die Amerikaner als Feinde vorzustellen.
    An Bord der John Stennis beobachtete Captain Sanchez, wie die Tomcats hinauskatapultiert wurden, um eine vorgeschobene Combat Air Patrol zu bilden. Nach den Tomcats waren die S-3 Vikings an der Reihe, Anti-UBoot-Flieger mit langen Beinen, die das Gebiet, das die Flotte heute durchqueren würde, sauberfegten. Zuletzt kamen die Prowlers, die elektronischen Spürhunde, die feindliche Radarsignale aufspüren und stören sollten. Es war immer wieder spannend, von seinem Aussichtspunkt aus in den Bereithalteraum zu schauen. Fast so gut wie selbst hinauszufliegen, aber er war der CAG, und von ihm erwartete man, daß er seine Männer jetzt nicht bloß anführte, sondern befehligte. Seine Alpha Strike Force aus Hornets wurde an Deck geholt und mit blauen Übungsraketen für die Entdeckung der feindlichen Streitmacht bestückt, während die Piloten in den Bereitschaftsräumen saßen und Magazine lasen oder sich Witze erzählten, weil sie bereits über ihre Mission instruiert waren.
    Admiral Sato beobachtete, wie sich sein Flaggschiff von dem Tanker Homana löste, einem von vieren, die seine Flotte versorgten. Der Kapitän des Versorgungsschiffes hob seine Mütze und winkte ihm aufmunternd zu. Sato erwiderte die Geste, während der Tanker sein Steuer herumwarf, um sich von den Schlachtschiffen zu entfernen. Er hatte jetzt genug Treibstoff, um seine Schiffe herumzuscheuchen. Es war ein interessanter Wettkampf, im Grunde List gegen rohe Kraft, keine ungewöhnliche Situation für sein Marine, und für diese Aufgabe würde er traditionelle japanische Taktiken anwenden. Seine sechzehn Überwasserschiffe waren in drei weiträumig verteilte Gruppen aufgeteilt, eine aus acht und zwei aus vier Einheiten bestehend. Obgleich es Yamamotos Plan für die Schlacht um Midway ähnelte, war sein Operationskonzept jetzt viel leichter zu praktizieren, da ihre Position dank GPS-Navigation jederzeit bekannt war und über Fernmeldesatelliten relativ abhörsicher Mitteilungen ausgetauscht werden konnten. Im Gegensatz zu dem, was die Amerikaner vermutlich erwarteten, würde er seine Schiffe nicht in der Nähe ihres »Heimatlandes« lassen. Er würde nach besten Kräften die Auseinandersetzung in die Reihen des Feindes hineintragen, denn passive Verteidigung war nicht die Art seines Volkes, eine Tatsache, die die Amerikaner gelernt und wieder vergessen hatten. Ein

Weitere Kostenlose Bücher