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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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höheren Beamten, einen Fernseher in seinem Amtszimmer. Er beobachtete die Unterzeichnung auf C-SPAN und sah mit ihr seinen Eintritt in den »Privatsektor« in unendliche Ferne rücken. Es war ihm nicht wohl dabei, Zahlungen von dritter Seite zu erhalten, solange er noch Bundesbeamter war. Sie wanderten auf ein sicheres Konto, aber es war dennoch illegal. Eigentlich wollte er nicht gegen das Gesetz verstoßen. Woran ihm gelegen war, das war die Freundschaft zwischen Amerika und Japan. Sie ging jetzt in die Brüche, und wenn sie nicht bald wiederhergestellt werden konnte, würde seine Karriere, die etliche Jahre lang so verheißungsvoll gewesen war, praktisch zu Ende sein. Und er brauchte das Geld. Für heute abend hatte er ein Essen mit Seiji angesetzt. Sie mußten darüber reden, wie sich die Dinge wieder reparieren ließen, dachte der Ministerialdirektor, während er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
    An der Massachusetts Avenue sah Seiji Nagumo dieselbe Fernsehsendung und war nicht minder unglücklich. Nichts würde je wieder so sein wie vorher, dachte er. Vielleicht würde die neue Regierung - ach nein, Goto war ein demagogischer Narr. Sein großmäuliges Gehabe würde alles nur noch schlimmer machen. Jetzt mußte man - ja, was mußte man jetzt eigentlich tun?
    Zum ersten Mal in seiner ganzen Laufbahn war Nagumo ratlos. Die Diplomatie hatte versagt. Die Lobbyisten hatten versagt. Selbst die Spionage, wenn man es denn so nennen konnte, hatte versagt. Spionage? War das der angemessene Ausdruck? Technisch gesehen, ja. Er zahlte jetzt Geld für Informationen. An Cook und andere. Sie waren zumindest in den richtigen Positionen, wenigstens hatte er seine Regierung warnen können. Zumindest das Außenministerium wußte, daß er sein möglichstes getan hatte, ja, mehr als das. Und er würde durch Cook auch künftig darauf einzuwirken versuchen, wie die Amerikaner die japanischen Gesetze interpretierten. Doch die Amerikaner hatten einen passenden Ausdruck dafür: Verrücken der Liegestühle an Bord der Titanic.
    Wenn er darüber nachdachte, wurde es nur noch schlimmer, und bald gab es für das, was er empfand, nur noch ein Wort: Schmerz. Seine Landsleute würden leiden, Amerika und die ganze Welt würden leiden. Das alles wegen eines einzigen Verkehrsunfalls, bei dem sechs unbedeutende Menschen umgekommen waren. Es war Wahnsinn.
    Ob Wahnsinn oder nicht, so funktionierte nun mal die Welt. Ein Bote kam herein und übergab Nagumo einen versiegelten Umschlag, den er zu quittieren hatte. Erst als seine Bürotür wieder zu war, öffnete er ihn.
    Das Deckblatt enthielt den vielsagenden Hinweis, daß diese Sendung streng vertraulich sei. Nicht einmal der Botschafter würde je erfahren, was er jetzt las. Die Anweisungen auf den beiden folgenden Seiten ließen seine Hände zittern.
    Nagumo erinnerte sich an seinen Geschichtsunterricht. Franz Ferdinand, 28. Juni 1914, in der verfluchten Stadt Sarajevo, ein adliges Nichts, ein Mann von so geringer Bedeutung, daß die wirklich Wichtigen sich nicht bemüßigt fühlten, an seiner Beerdigung teilzunehmen, aber seine Ermordung war die »verdammt blöde Sache« gewesen, die den ersten weltumspannenden Krieg ausgelöst hatte. Hier waren ein Polizist und einige weibliche Personen die unbedeutenden Menschen gewesen.
Und wegen solcher Belanglosigkeiten nun dies? Nagumo wurde leichenblaß, aber er hatte keine Wahl, weil sein Leben von denselben Kräften angetrieben wurde, die die Welt um ihre Achse kreisen ließen.
    Die Übung DATELINE PARTNERS begann zur festgesetzten Zeit. Sie war wie solche Kriegsspiele fast immer, eine Kombination aus freiem Spiel und strengen Regeln. Die Weite des Pazifiks bot genügend Raum, und das Spiel sollte zwischen Marcus Island, einer japanischen Besitzung, und Midway ablaufen. Gedacht war an die Simulation eines Konflikts zwischen der USMarine und einer kleineren, aber modernen Fregattenstreitmacht, gespielt von der japanischen Marine. Die letztere war schwer im Nachteil, aber nicht gänzlich ohne Chancen. Für die Übung wurde angenommen, daß Marcus Island - auf ihren Karten hieß es Minami Tori-Shima - eine kontinentale Landmasse sei. Tatsächlich maß das Atoll ganze 296 Hektar, gerade groß genug für eine Wetterstation, eine kleine Fischerkolonie und eine einzige Rollbahn, von der ein Trio von P-3C-Patrouillenflugzeugen starten sollte. Diese durften theoretisch von amerikanischen Jägern »abgeschossen« werden, würden aber am nächsten Tag

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