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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dachten sie, sofern jeder die Zeit intelligent nutzte und sofern nicht noch etwas Verrücktes passierte. Sie hatten fast recht.
    Bei der Depository Trust Company saßen Leute mit gelockerter Krawatte in Hemdsärmeln herum. Die Sache hatte auch ihr Gutes. Der Markt hatte früh geschlossen, und so konnten sie schon früh mit ihrer Arbeit beginnen. Nachdem die Eingaben der großen Handelszentralen abgeschlossen waren, wechselten die Computer aus einem Operationsmodus in den anderen. Man ließ die Bänder, auf denen die Transaktionen des Tages aufgezeichnet waren, zwecks Zusammenstellung und Übertragung der Daten in die Maschinen einlesen. Es war kurz vor sechs Uhr abends, als an einer der Workstations eine Glocke ertönte.
»Rick, ich habe hier ein Problem!«
    Rick Bernard, der verantwortliche System-Controller, kam herbei und schaute auf den Bildschirm, um zu sehen, weshalb die Alarmglocke ertönt war.
    Der letzte Abschluß, den sie auf dem Computerschirm erkennen konnten, galt der Atlas Milacron einer Werkzeugmaschinenfabrik, die von der Autoindustrie mit Aufträgen überhäuft wurde, sechstausend Aktien zu 48 1/2. Da Atlas an der New Yorker Börse notiert wurde, hatte ihre Aktie eine Abkürzung aus drei Buchstaben, in diesem Fall AMN. NASDAQNotierungen setzten sich aus vier Buchstaben zusammen.
    Die nächste Notierung, unmittelbar nach AMN 6000 48 1/2, war AAA 4000 67 1/8 und die darunter AAA 9000 51 1/4.
Sie ließen die Bildschirmanzeige abrollen und stellten fest, daß sämtliche Eingaben, die nach 12.00.01 Uhr vorgenommen worden waren, dieselbe nichtssagende Kennzeichnung trugen.
»Geh mal rüber auf Beta«, sagte Bernard. Der Bandspeicher auf dem ersten Backup-Computer wurde geöffnet. »Abrollen.«
»Scheiße!«
Binnen fünf Minuten waren alle sechs Systeme überprüft. Auf allen war statt der getätigten Abschlüsse nur unsinniges Zeug zu erkennen. Für alle nach zwölf Uhr getätigten Geschäfte lagen keine verwertbaren Unterlagen vor. Kein Handelshaus, keine Institution, kein privater Anleger konnte wissen, was er gekauft oder verkauft hatte, von wem oder an wen und für wieviel, und daher konnte er nicht wissen, wieviel Geld für andere Geschäfte verfügbar war beziehungsweise dafür, Lebensmittel fürs Wochenende einzukaufen.

20 / Schlag drei
    Die Gesellschaft endete nach Mitternacht. Das offizielle Unterhaltungsprogramm bestand in einer Art Ballett in der Runde. Das Bolschoj hatte nichts von seinem Zauber verloren. Aufgrund der Form des Saales konnten die Gäste die Tänzerinnen und Tänzer aus größerer Nähe sehen als jemals zuvor, doch schließlich taten allen nach den vielen Zugaben vom Klatschen die Hände weh, und für das Sicherheitspersonal war es an der Zeit, ihre Schützlinge zur Tür zu geleiten. Fast alle schwankten, und von allen Anwesenden, seine Frau eingeschlossen, war er mal wieder der nüchternste, wie Ryan feststellte.
»Was denken Sie, Daga?« fragte Ryan Special Agent Helen D'Agustino.
    Sein Leibwächter holte die Mäntel.
»Ich denke, es würde mir gefallen, nur einmal mit den Großen feiern zu
können.«
»Oh, Jack, morgen wird's mir schrecklich gehen«, meldete sich Cathy.
Der Wodka hier war einfach zu unwiderstehlich.
»Ich hab's dir vorher gesagt. Im übrigen«, fuhr ihr Mann
gehässigerweise fort, »ist es bereits morgen. «
»Entschuldigen Sie, ich muß bei JUMPER helfen.« Das war der
Deckname des Secret Service für den Präsidenten, ein Tribut an seine
Vergangenheit als Fallschirmjäger.
Erstaunt sah Ryan draußen einen Amerikaner im normalen
Straßenanzug warten - beim festlichen Diner hatte man Smoking getragen,
eine weitere aktuelle Veränderung im gesellschaftlichen Leben Rußlands.
Er trat mit seiner Frau auf ihn zu.
»Was ist?«
»Dr. Ryan, ich muß unverzüglich den Präsidenten sprechen.« »Cathy, könntest du hier eine Sekunde auf mich warten?« Zu dem
Botschaftsbeamten: »Folgen Sie mir.«
»Oh, Jack ...«, nörgelte seine Frau.
»Haben Sie es schriftlich?« fragte Ryan und streckte seine Hand aus. »Hier, Sir.« Ryan nahm die Faxblätter und überflog sie auf dem Weg
durch den Saal.
»Ach du Scheiße. Kommen Sie!« Präsident Durling plauderte noch
immer mit Präsident Gruschawoj, als Ryan aufkreuzte, den jungen Mann
hinter sich.
»Das war vielleicht 'ne Party, Jack«, bemerkte Roger Durling freundlich.
Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. »Probleme?«
Ryan nickte und setzte seine Beratermiene auf. »Wir brauchen Brett und
Buzz, Mr. President,

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