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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dem Parkplatz am Handelshafen. Admiral, Sie können bei der Küstenwache anfragen und meine Akte ziehen lassen. Ich hab' dreißig Jahre Dienst auf'm Buckel. Ich red' keinen Scheiß, Sir. Sie können's nachprüfen, die Telefonverbindungen zur Insel sind tot. Angeblich weil wir einen schlimmen Sturm hatten, der die Leitungen zerstört hat und so 'n Zeug. Aber wir hatten keinen Sturm, Admiral. Ich war den ganzen Tag auf See, klar? Sie können bei Ihren Wetterheinis nachfragen,
ob das stimmt. Wir haben japanische Soldaten auf der Insel, in Kampfuniform und bewaffnet.«
»Können Sie ungefähr sagen, wieviel, Master Chief?«
Die beste Bestätigung für diese verrückte Geschichte, dachte Robby, war der verlegene Ton, in dem diese Frage beantwortet wurde. »Nein, Sir, leider habe ich nicht daran gedacht, die Flugzeuge zu zählen. Ich schätze mal, drei bis sechs Landungen pro Stunde, jedenfalls während der letzten sechs Stunden, vermutlich mehr, aber das ist bloß 'ne Schätzung, Sir. Moment - auf Kobler tut sich was, sieht so aus, als wollte der eine Vogel starten. Es ist 'ne 747, aber die Kennzeichen kann ich nicht erkennen.«
»Moment mal, wie können Sie denn telefonieren, wenn die Leitungen tot sind?« Oreza erklärte es ihm und nannte Jackson eine Nummer, unter der er zurückrufen konnte. »Okay, Master Chief. Ich lass' das hier mal nachprüfen. In einer knappen Stunde melde ich mich wieder. Einverstanden?«
»Ja, Sir, ich denke, wir haben das unsere getan.« Die Verbindung brach ab.
»Major!« schrie Jackson, ohne aufzublicken. Als er es tat, sah er den Mann vor sich stehen.
»Sir, er klang ja ganz normal, aber ...«
»Aber Sie rufen auf der Stelle Andersen Air Force Base an.«
»Roger.« Der junge Pilot ging an seinen Schreibtisch zurück und schlug in seinem Verzeichnis der automatisierten Verbindungen nach. Dreißig Sekunden später blickte er auf und schüttelte mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck den Kopf.
»Soll das heißen«, fragte Jackson die Decke, »daß eine U.S. Air Force Base heute vom Netz abgekoppelt wurde, und keiner hat's gemerkt?«
»Admiral, CINCPAC auf Ihrem STU, Sir, verschlüsselt als CRITIC - Meldung.«
CRITIC war eine noch höhere Dringlichkeitsstufe als FLASH , und sie wurde nicht oft benutzt, nicht einmal von einem Oberbefehlshaber im Kriegsfall. Warum zum Teufel, dachte Jackson, soll ich nicht einfach fragen?
»Admiral Seaton, hier ist Robby Jackson. Haben wir Krieg, Sir?«
    Seine Rolle in dem Unternehmen schien doch recht einfach zu sein, dachte Zhang Han San. Bloß irgendwo hinfliegen, um mit einer und dann noch mit einer anderen Person zu sprechen, und es war noch einfacher gegangen, als er erwartet hatte.
    Eigentlich war es ja nicht erstaunlich, dachte er, während er im Fond des Botschaftswagens zum Flughafen zurückfuhr. Man würde Korea abschneiden, bestimmt für Monate und möglicherweise unbegrenzt. Mehr zu tun hätte große Gefahren mit sich gebracht für ein Land, dessen Streitkräfte reduziert worden waren und dessen nächster Nachbar das größte stehende Heer der Welt besaß, ein Nachbar zudem, der ein historischer Feind war. Han hatte diesen ungehörigen Gedanken noch nicht einmal aussprechen müssen. Er hatte lediglich eine Beobachtung mitgeteilt. Zwischen Amerika und Japan schien es Schwierigkeiten zu geben. Diese Schwierigkeiten betrafen nicht direkt die Republik Korea. Es schien auch nicht, als könne die Republik unmittelbar etwas tun, um diese Differenzen beizulegen, außer vielleicht als ehrlicher Makler, wenn es zu diplomatischen Verhandlungen kommen sollte. In dem Falle würden die guten Dienste der Republik Korea sicherlich von allen Seiten sehr begrüßt werden, auf jeden Fall von Japan.
    Er hatte das Unbehagen, das seine milden Worte seinen Gastgebern verursacht hatten, nicht eigentlich genossen. An den Koreanern war so manches zu bewundern, was den Japanern in ihrem verblendeten Rassismus entging, dachte Zhang. Wenn alles gutging, würden sich die Handelsbeziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Republik Korea ausweiten, und auch ihnen, den Koreanern, würde das Unternehmen letztlich zugute kommen - und warum sollten sie auch nicht davon profitieren? Die Koreaner hatten keinen Grund, die Russen zu lieben, und noch weniger Anlaß, die Japaner zu lieben. Sie mußten bloß ihre bedauerliche Freundschaft mit Amerika beenden und sich der neuen Realität einfügen. Im Augenblick genügte es ihm, daß sie die Dinge tatsächlich so gesehen hatten, wie

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