08 - Ehrenschuld
er sie sah, und daß der einzige übriggebliebene Verbündete Amerikas in diesem Teil der Welt aus dem Spiel war, nachdem ihr Präsident und ihr Außenminister sich als sehr vernünftig erwiesen hatten. Und wenn alles weiter so gut lief, dann war der Krieg, wenn man ihn denn so nennen konnte, praktisch schon beendet.
»Meine Damen und Herren.« Die Stimme kam aus dem Wohnzimmer, wo
Mrs. Oreza den Fernseher angelassen hatte. »In zehn Minuten bringen wir eine Sondermeldung. Bleiben Sie bitte am Apparat.«
»Manni?«
»Ich hab's gehört, Schatz.«
»Haben Sie eine unbespielte Kassette für Ihren Videorecorder?« fragte
Burroughs.
23 / Neue Elemente
Für Robby Jackson hatte der Tag wahrhaftig schlecht angefangen. Er hatte schon schlechte Tage erlebt, zum Beispiel einmal als Korvettenkapitän im Testzentrum der Marineflieger in Patuxent River, Maryland, als ein Jettrainer ohne jede Vorwarnung beschlossen hatte, ihn mitsamt seinem Schleudersitz durch die Kabinenhaube zu befördern, was ihm einen Beinbruch beschert und monatelang die Flugtauglichkeit geraubt hatte. Er hatte erlebt, daß Freunde bei Unfällen umgekommen waren, und noch häufiger hatte er an Suchaktionen nach Männern teilgenommen, die er selten lebend angetroffen hatte; meistens hatte er eine Treibstofflache und vielleicht ein paar Trümmer vorgefunden. Als Geschwaderkommandant und später als CAG war er derjenige gewesen, der die Briefe an Eltern und Ehefrauen geschrieben und ihnen mitgeteilt hatte, daß ihr Mann - und in jüngster Zeit ihre Tochter - im Dienste ihres Landes umgekommen waren, und jedesmal hatte er sich .gefragt, was er hätte anders machen können, ob die Übung vermeidbar gewesen wäre. Im Leben eines Marinefliegers gab es viele solche Tage.
Aber dies war schlimmer, und der einzige Trost für ihn war, daß er jetzt stellvertretender J-3 war, zuständig dafür, Operationen und Pläne für die Streitkräfte seines Landes zu entwickeln. Hätte er zu J-2 gehört, dem militärischen Nachrichtendienst, hätte er sich in der Tat als völliger Versager gefühlt.
»Stimmt, Sir, Yakota, Misawa und Kadena sind alle nicht am Netz.
Niemand nimmt ab.«
»Wieviel Leute?« fragte Jackson.
»Insgesamt etwas zweitausend, hauptsächlich Mechaniker,
Radarkontrolleure, Logistiker und dergleichen. Vielleicht ein oder zwei Flugzeuge unterwegs, aber sonst haben sie nicht viele. Ich lasse das gerade prüfen«, erwiderte der Major. »Wie steht's mit der Navy?«
»Wir haben Leute bei Andersen auf Guam, die sich den Standort mit Ihrer Basis teilen. Den Hafen auch, insgesamt vielleicht tausend Mann. Gegenüber früher sehr reduziert.« Jackson hob den Hörer seines abhörsicheren Apparats ab und wählte die Nummer von CINCPAC. »Admiral Seaton? Hier ist noch mal Jackson. Gibt's noch was?«
»Westlich von Midway erreichen wir niemanden, Rob. Langsam glaube ich, daß es ernst ist.«
»Wie funktioniert das Ding?« fragte Oreza.
»Auch wenn ich's ungern gestehe, aber ich weiß es nicht genau. Ich habe
nicht mal ins Handbuch geguckt«, sagte Burroughs. Das Satellitentelefon
lag auf dem Kaffeetisch, seine Antenne war durch das Bohrloch im Boden
der Rührschüssel gezogen, die auf zwei Bücherstapeln stand. »Ich bin mir
nicht sicher, ob es seine Position in regelmäßigen Abständen zu den
Satelliten rausschickt oder nicht.« Deshalb hielten sie es für nötig, dieses
komische Arrangement aufrechtzuerhalten.
»Vielleicht braucht ihr ja auch nur die Batterien rauszunehmen«,
bemerkte lsabel Oreza, was zwei Männerköpfe herumfahren ließ. »Verdammt«, entfuhr es den beiden, auch wenn Burroughs einen
Sekundenbruchteil schneller war als Oreza. Er hob die Schüssel ab, schob
die kleine Antenne in die Öffnung zurück und machte das Batteriegehäuse
auf, um die beiden AA-Batterien herauszunehmen. Das Telefon war jetzt
ganz und aus. »Ma'am, wenn Sie sich in Sanford für ein Magisterstudium
bewerben möchten, können Sie sich auf mich berufen.«
»Meine Damen und Herren.« Alle wandten sich dem Fernseher zu, auf
dem ein lächelnder Mann im grünen Kampfanzug erschien. Sein Englisch
war makellos. »Ich bin General Tokikichi Arima von den japanischen
Boden-Selbstverteidigungsstreitkräften. Lassen Sie mich bitte erläutern, was
gestern geschehen ist.
Lassen Sie mich Ihnen vorab versichern, daß kein Anlaß zur
Beunruhigung besteht. An der Polizeistation neben Ihrem
Parlamentsgebäude hat es eine bedauerliche Schießerei gegeben, aber die beiden Polizeibeamten, die bei dem
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