08 - Ehrenschuld
Schußwechsel verletzt wurden, werden in Ihrem Krankenhaus versorgt, und es geht ihnen gut. Mir sind Gerüchte von Gewalttätigkeiten oder Todesfällen zu Ohren gekommen, aber diese Gerüchte sind unzutreffend», versicherte der General den
neunundzwanzigtausend Bürgern von Saipan.
»Sie möchten vermutlich wissen, was geschehen ist«, fuhr er fort.
»Heute früh begannen Streitkräfte unter meinem Befehl auf Saipan und
Guam zu landen. Wie Sie aus der Geschichte wissen und wie sich einige der
älteren Bürger dieser Insel erinnern werden, waren die Marianen bis 1944
japanische Besitzungen. Den einen oder anderen unter Ihnen mag es
vielleicht überraschen, daß seit dem Gerichtsentscheid, der es japanischen
Bürgern vor einigen Jahren gestattete, Grundbesitz auf den Inseln zu
erwerben, die Mehrheit der Grundstücksfläche auf Saipan und Guam in den
Besitz meiner Landsleute übergegangen ist. Sie wissen auch von unserer
Liebe und Zuneigung zu diesen Inseln und den hier lebenden Menschen.
Nach jahrelanger schändlicher Vernachlässigung durch die amerikanische
Regierung haben wir hier Milliarden von Dollar investiert und für ein
erneutes Aufblühen der heimischen Wirtschaft gesorgt. Im Grunde sind wir
also gar keine Fremden, nicht wahr?
Sie wissen vermutlich auch, daß es große Schwi erigkeiten zwischen
Japan und Amerika gegeben hat. Diese Schwierigkeiten haben mein Land
gezwungen, die Prioritäten seiner Verteidigung zu überdenken. Wir haben
daher beschlossen, unser Eigentum an den Marianen wiederherzustellen, als
eine reine Defensivmaßnahme, um unsere Küsten vor möglichen
amerikanischen Aktionen zu schützen. Es ist daher, mit anderen Worten,
nötig, hier Verteidigungsstreitkräfte zu unterhalten und damit die Marianen
wieder zu einem Teil unseres Vaterlandes zu machen.«
General Arima lächelte. »Was ändert sich dadurch für Sie, die Bürger
von Saipan?
Im Grunde ändert sich nichts. Alle Geschäfte und Unternehmen bleiben
weiterhin geöffnet. Auch wir glauben an das freie Unternehmertum. Sie
werden wie bisher Ihre lokalen Angelegenheiten auf dem Weg über Ihre
gewählten Vertreter regeln, nur mit dem zusätzlichen Vorteil, daß Sie den
Status der achtundvierzigsten Präfektur Japans erhalten und vollwertige parlamentarische Vertretung im Reichstag erlangen. Dieser Vorzug blieb Ihnen als einem amerikanischen Commonwealth versagt - was ja wohl nichts anderes bedeutet als Kolonie, nicht wahr? Sie werden in den Genuß doppelter Staatsangehörigkeiten kommen. Wir werden Ihre Kultur und Ihre Sprache respektieren. Ihre Reisefreiheit wird nicht beeinträchtigt werden. Die Freiheit der Meinung, der Presse, der Religion sowie die Versammlungs- und Organisationsfreiheit werden erhalten bleiben, wie alle japanischen Bürger sie genießen, und sie werden vollkommen identisch sein mit den Bürgerrechten, die Sie bisher genossen haben. Kurz, an Ihrem Alltagsleben wird sich überhaupt nichts ändern.» Wieder ein charmantes
Lächeln.
»Genaugenommen werden Sie von diesem Wechsel der
Staatszugehörigkeit sogar sehr profitieren. Als ein Teil Japans werden Sie
der kraftvollsten und dynamischsten Volkswirtschaft der Welt angehören.
Es wird noch mehr Geld auf Ihre Insel fließen. Sie werden einen Wohlstand
erleben, wie Sie ihn sich nie erträumt haben«, versicherte Arima seinen
Zuhörern. »Sie werden nur positive Veränderungen erleben. Darauf gebe
ich Ihnen mein Wort und das Wort meiner Regierung.
Sie werden vielleicht sagen, solche Worte seien leicht dahingesprochen,
und Sie haben recht. Morgen werden Sie auf den Straßen Saipans
beobachten, daß Vermessungen durchgeführt und die Benutzer befragt
werden. Es wird unsere erste wichtige Aufgabe sein, das von den
Amerikanern vernachlässigte Straßennetz der Insel zu verbessern. Dabei
möchten wir Sie um Ihren Ratschlag bitten. Überhaupt würden wir in allen
Dingen Ihre Hilfe und Mitwirkung begrüßen.«
»Nun«, sagte Arima und beugte sich ein wenig vor, »bin ich mir
durchaus bewußt, daß nicht jeder von Ihnen diese Entwicklungen freudigen
Herzens begrüßt, und ich möchte mich dafür aufrichtig entschuldigen. Wir
wünschen niemandem Schaden zuzufügen, aber Sie müssen verstehen, daß
jeder Angriff auf einen meiner Männer oder auf japanische Bürger als
Gesetzesübertretung geahndet werden wird. Ich bin gleichzeitig dafür
verantwortlich, gewisse Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz meiner
Soldaten zu ergreifen und diese Insel in Übereinstimmung mit dem
japanischen Recht
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