08 - Ehrenschuld
hat es einen Riesenspaß gemacht. Und ich war dabei, wie alles geschah«, schloß er mit andächtiger Stimme. Es hatte sich gelohnt. Das gehorsame Spuren während zwanzig Jahren hatte seinen Lohn erhalten: Er war dabeigewesen im War Room, hatte alles gehört, alles verfolgt, hatte gesehen, wie vor seinen Augen Geschichte gemacht wurde. Der Angestellte hatte sich hervorgetan, und er war - das wichtigste von allem - bemerkt worden. Von Yamata-san persönlich.
»Was für Großtaten sind denn nun passiert, während ich die meine ausführte, na?« fragte Nomuri, der jetzt seine Augen aufschlug und ein anzügliches Lächeln an den Tag legte.
»Wir haben Krieg mit Amerika angefangen, und wir haben gewonnen!« verkündete Taoka.
»Krieg? Nun ja? Wir haben es geschafft, General Motors zu übernehmen, nicht wahr?«
»Nein, ein richtiger Krieg. Wir haben ihre Pazifikflotte kampfunfähig gemacht, und die Marianen sind wieder japanisch.«
»Mein Freund, du verträgst keinen Alkohol«, sagte Nomuri, der wirklich an das glaubte, was er eben zu dem Angeber gesagt hatte.
»Ich habe seit vier Tagen keinen Tropfen getrunken!« beteuerte Taoka. »Was ich Ihnen gesagt habe, ist die Wahrheit!«
»Kazuo«, sagte Chet voller Geduld, als spräche er mit einem Kind, »Ihr Können im Geschichtenerzählen ist wirklich unvergleichlich. Wenn Sie Frauen beschreiben, schwellen mir die Lenden, als wäre ich selbst dabei.« Nomuri lächelte. »Aber Sie übertreiben.«
»Diesmal nicht, mein Freund, ehrlich«, sagte Taoka, der wirklich wünschte, daß sein Freund ihm glaubte, und deshalb mit Einzelheiten herausrückte.
Nomuri hatte keine richtige militärische Ausbildung. Was er von diesen Dingen wußte, stammte überwiegend aus Büchern und Filmen. Er hatte für den Einsatz in Japan Anweisungen, die sich auf Außenhandels- und außenpolitische Dinge bezogen, die aber nichts damit zu tun hatten, Erkenntnisse über die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte zu sammeln. Doch Kazuo Taoka war wirklich ein begnadeter Erzähler, der ein gutes Auge fürs Detail hatte, und es dauerte keine drei Minuten, bis Nomuri abermals seine Augen schließen mußte, ein gefrorenes Lächeln auf den Lippen. Beides war das Resultat sowohl seiner Ausbildung in Yorktown, Virginia, wie auch seines Gedächtnisses, das sich nun bemühte, jedes einzelne Wort festzuhalten, während ein anderer Teil seines Bewußtseins überlegte, wie zum Teufel er diese Informationen herausbringen würde. Seine darüber hinausgehende Reaktion konnte Taoka weder sehen noch hören - es war ein typischer Amerikanismus, den der CIA-Agent wohlweislich für sich behielt: You motherfuckers!
»Okay, JUMPER ist auf und leidlich wiederhergestellt«, sagte Helen D'Agustino.
» JASMINE « - der Codename für Anne Durling - »wird sich in einer anderen Kabine aufhalten. Finanzminister und Verteidigungsminister sind auf und nehmen ihren Kaffee ein. Arnie van Damm ist von allen an Bord vermutlich am besten in Form. Es kann losgehen. Was ist mit den Jägern?«
»Sie werden uns in rund zwanzig Minuten erreichen. Wir haben die F15 von Otis genommen. Größere Reichweite; sie werden uns den ganzen Weg begleiten. Sagen Sie, bin ich in dem Punkt vielleicht paranoid?«
Dagas Augen strahlten ein kühles, professionelles Lächeln aus. »Wissen Sie, was mir schon immer an Ihnen gefallen hat, Dr. Ryan?«
»Nein. Was denn?«
»Wenn's um Sicherheit geht, brauche ich Ihnen - im Unterschied zu allen anderen - nichts zu erklären. Sie denken genau wie ich.« Für eine Secret-Service-Agentin war das ein weitreichendes Geständnis. »Der Präsident wartet, Sir.« Sie begleitete ihn die Treppe hinunter.
Auf dem Weg nach vorn stieß Ryan mit seiner Frau zusammen. Hübsch wie eh und je, litt sie offenbar nicht, entgegen der Warnungen ihres Mannes, unter den Folgen der letzten Nacht, und als sie Jack erblickte, hätte sie beinahe gestichelt, daß er es sei, der das Probl ...
»Was ist los?«
»Dienstlich, Cathy.«
»Schlimm?«
Ihr Mann nickte nur und ging weiter, an einem Secret-Service-Agenten und einem bewaffneten Air-Force-Sicherheitspolizisten vorbei. Die beiden Bettcouchen waren hergerichtet. Präsident Durling saß in Anzughose und weißem Hemd da. Krawatte und Jackett waren nicht zu sehen. Auf dem niedrigen Tisch stand eine silberne Kaffeekanne. Ryan konnte auf beiden Seiten der Bugkabine aus den Fenstern sehen. Sie flogen rund tausend Fuß über wolligen Cumuluswolken dahin.
»Ich höre, daß Sie die ganze Nacht auf
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