08 - Ehrenschuld
legte die
Hebel um. Kurz darauf sprang der Zeiger auf die entsprechende Position.
»Sir, Maschinenraum antwortet volle Kraft voraus.«
»Sehr gut.« Der CO blickte hinüber zu Admiral Dubro. »Nun, wie
schätzen Sie die Chancen ein, Sir?«
Die beste Information kam sonderbarerweise vom Sonar. Zwei der
Geleitschiffe des Kampfverbandes hatten ihr Schleppsonar, den
sogenannten »Schwanz«, ausgesetzt, und sie zeigten ebenso wie die Sonare
von zwei Atom-U-Booten, die steuerbordseits der Formation fuhren, daß
die indische Formation sich weit im Süden befand. Es war einer dieser
merkwürdigen Fälle, die häufiger sind, als man denkt, wo das Sonar weit
besser war als das Radar, dessen Reichweite durch die Krümmung der
Erdoberfläche begrenzt war, während die Schallwellen sich in der Tiefe
ungehindert ausbreiteten. Die indische Flotte war über hundertfünfzig Meilen entfernt, und obgleich das für Düsenjäger eine lachhafte Entfernung war, suchten die Inder doch in dem Bereich, der sich südlich von ihnen erstreckte, nicht im Norden, und es hatte außerdem den Anschein, als finde Admiral Chandraskatta keinen Geschmack an nächtlichen Flugoperationen und den damit verbundenen Risiken für seinen begrenzten Bestand an Harriern. Stimmt schon, dachten die beiden Männer, nächtliche Landungen
auf einem Flugzeugträger waren kein reines Sonntagsvergnügen. »Über fünfzig Prozent«, antwortete Admiral Dubro nach kurzer
Überlegung.
»Schätze ich auch.«
Die Formation ging zur Funkstille über, nicht ungewöhnlich für
Kriegsschiffe: Sämtliche Radars wurden abgeschaltet, und in Benutzung
blieben nur Funkgeräte für den Nahbereich, die komprimierte Nachrichten
innerhalb von Sekundenbruchteilen absetzen konnten. Selbst
Satellitenverbindungen hatten eine Streuung, die ihre Position verraten
konnte, und es kam wirklich darauf an, daß sie unbemerkt südlich an Sri
Lanka vorbeikamen.
»So war es auch im Zweiten Weltkrieg«, fuhr der CO fort und verriet
damit, wie nervös er war. Sie waren jetzt ganz auf die Fähigkeiten der
Männer angewiesen. Zusätzliche Wachen waren aufgestellt worden, die mit
normalen Gläsern und mit elektronischen Nachtsichtgeräten den Horizont
nach Silhouetten und Mastspitzen absuchten, während auf den tieferen
Decks nach der verräterischen »Feder« eines U-Boot-Periskops Ausschau
gehalten wurde. Die Inder hatten zwei Unterseeboote im Einsatz, von denen
Dubro noch nicht einmal den ungefähren Standort kannte. Auch sie suchten
wahrscheinlich im Süden, aber wenn Chandraskatta wirklich so gerissen
war, wie er befürchtete, würde er sicherheitshalber eines in ihrer Nähe
gelassen haben. Vielleicht. Dubro hatte sein Täuschungsmanöver wirklich
geschickt eingefädelt.
»Admiral?« Dubro wandte sich um. Es war ein Funker.
»FLASH-Meldung von CINCPAC.« Der Funker händigte ihm das
Klemmbrett aus und hielt eine rot abgeschirmte Taschenlampe auf die
Meldung, damit der Kommandant des Gefechtsverbandes sie lesen konnte. »Haben Sie den Empfang bestätigt?« fragte der Admiral, ehe er zu lesen
begann.
»Nein, Sir, Sie haben befohlen, alles abzuschalten.« »Sehr gut,
Matrose.« Dubro fing an zu lesen. Kaum eine Sekunde, und er hielt beides,
das Klemmbrett und die Taschenlampe, in seinen Händen. »Dieser
Scheißkerl!«
Special Agent Robberton würde Cathy nach Hause fahren, und diese Mitteilung machte aus Ryan, der schließlich ein Mensch mit Frau und Kindern war, wieder einen Regierungsbeamten. Es war ein kurzer Weg zur Marine One, deren Rotorblätter bereits kreisten. Der Präsident und Mrs. Durling, JUMPER und JASMINE , hatten wie gewünscht für die Kameras gelächelt und sich auf den langen Flug berufen, um keine Fragen beantworten zu müssen. Ryan trabte wie ein Leibdiener hinter ihnen her.
»Nehmen wir uns eine Stunde Zeit, um auf den neuesten Stand zu kommen«, sagte Durling, als der Hubschrauber auf dem Rasengelände südlich des Weißen Hauses landete. »Wann soll der Botschafter kommen?«
»Halb zwölf«, erwiderte Brett Hanson.
»Ich möchte, daß Sie, Arnie und Jack zugegen sind.«
»Ja, Mr. President«, bestätigte der Außenminister.
Die üblichen Fotografen waren da, aber die Mehrzahl der Reporter,
deren im Vorbeigehen zugerufene Fragen einen sonst so nervten, waren noch auf Andrews und warteten auf ihr Gepäck. Hinter dem ebenerdigen Eingang war das Aufgebot an Secret-Service-Agenten größer als sonst. Ryan ging zum Westflügel hinüber und war zwei Minuten später in seinem
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