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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Amtszimmer, wo er seine Jacke ablegte und sich an einen Schreibtisch setzte, der schon mit Telefonnotizen überhäuft war. Aber die überging er vorläufig und rief erst einmal die CIA an.
    »DDO, schön, daß Sie wieder da sind, Jack«, sagte Mary Pat Foley. Ryan war nicht erstaunt, daß sie gleich wußte, daß er es war. Nur wenige hatten ihre Durchwahlnummer.
    »Wie ist die Lage?«
»Unser Botschaftspersonal ist in Sicherheit. Man ist noch nicht in die Botschaft eingedrungen, und wir vernichten alles.« Die Station Tokio war wie alle übrigen CIA-Stationen in den letzten zehn Jahren ganz auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt worden. Es war eine Sache von Sekunden, die Dateien zu vernichten, und es hinterließ keinen verräterischen Rauch. »Müßte inzwischen geschehen sein. «
Die Computerdisketten und -festplatten wurden gelöscht, neu formatiert und nochmals gelöscht, und dann hielt man starke, tragbare Magnete darauf. Der Nachteil war freilich, daß einige der Daten unersetzlich waren, wenn auch nicht im gleichen Maße wie die Menschen, die sie erzeugt hatten. In Tokio befanden sich jetzt drei »Illegale«, der gesamte Bestand an menschlichen Nachrichtenbeschaffern, den die Vereinigten Staaten in einem Land unterhielten, das nun - vermutlich - ein feindliches Land war.
»Was noch?«
»Die Mitarbeiter dürfen unter Begleitschutz nach Hause und wieder zur Arbeit fahren. Sie spielen es eigentlich ziemlich herunter«, sagte Mrs. Foley, die sich ihre Überraschung nicht anmerken ließ. »Es ist jedenfalls nicht wie 79 in Teheran. Bislang dürfen wir noch die Satellitenverbindungen benutzen, aber die werden elektronisch überwacht. Die Botschaft hat einen STU-6 in Betrieb. Der Rest ist stillgelegt. Außerdem haben wir noch die TAPDANCE-Verbindung«, endete sie, womit sie auf die mit Zufallszahlen arbeitende Chiffriermaschine anspielte, die jetzt bei allen Botschaften benutzt wurde und die an das Netz der National Security Agency angeschlossen war.
»Sonstige Kräfte?« fragte Ryan, der zwar hoffte, daß sein eigener abhörsicherer Anschluß nicht angezapft war, aber dennoch keine Namen nannte.
»Ohne die Legalen sind sie ziemlich abgeschnitten.« Diese Antwort verriet ihre Besorgnis, aber auch ein gewisses Maß an Selbsttadel. Die Agency hatte noch in einer ganzen Reihe von Ländern Operationen laufen, die nicht unbedingt auf Botschaftspersonal als Teil der Nachrichtenkette angewiesen waren. Doch Japan gehörte nicht zu diesen Ländern, und nicht einmal Mary Pat konnte das Wissen, das sie jetzt hatte, rückwirkend nutzbar machen.
»Wissen sie denn überhaupt, was los ist?« Es war eine scharfsinnige Frage, dachte die Deputy Director of Operations, und ein weiterer wunder Punkt.
»Unbekannt«, gestand Mrs. Foley. »Von uns haben sie nichts erfahren. Entweder wissen sie nicht Bescheid, oder sie sind kompromittiert.« Was eine freundliche Umschreibung von »verhaftet« war.
»Sonstige Stationen?«
»Jack, wir sind mit heruntergelassener Hose erwischt worden, und das ist Fakt.« Trotz des Kummers, den ihr das machen mußte, trug sie Tatsachen vor wie ein Chirurg am Operationstisch. Was für eine Schande, daß der Kongreß sie wegen des Versagens der Geheimdienste gnadenlos in die Mangel nehmen würde. »Ich habe Leute, die sich in Seoul und Beijing umhören, gehe aber nicht davon aus, in den nächsten Stunden Rückmeldung von dort zu erhalten.«
Ryan stöberte in seinen Telefonnotizen. »Ich habe hier einen Anruf, eine Stunde her, von Golowko ...«
»Teufel noch mal, rufen Sie ihn an«, sagte Mary Pat gleich. »Und lassen Sie mich wissen, was er gesagt hat.«
»Wird gemacht.« Jack schüttelte den Kopf, als er daran dachte, worüber die beiden Männer zuletzt gesprochen hatten. »Kommen Sie schnell rüber. Bringen Sie Ed mit. Ich muß etwas Grundsätzliches mit Ihnen besprechen, aber nicht am Telefon.«
»Bin in dreißig Minuten da«, sagte Mrs. Foley.
Jack breitete mehrere Faxe auf s einem Schreibtisch aus und überflog sie rasch. Die Leute von der Einsatzzentrale des Pentagons waren schneller gewesen als die anderen Dienste, aber nun meldete sich die Defense Intelligence Agency und kurz darauf auch das Außenministerium. Die Regierung war aufgewacht nichts konnte das so rasch bewirken wie Kanonenfeuer, dachte Jack -, aber die Informationen wiederholten sich im wesentlichen, nur daß die einzelnen Stellen sie zu unterschiedlichen Zeiten in Erfahrung gebracht hatten. Er ging nochmals die Telefonnotizen durch,

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