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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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und nach seinem Eindruck würde er überall dasselbe zu hören kriegen. Sein Blick fiel wieder auf die Meldung vom Anruf des Vorsitzenden der russischen Auslandsaufklärung. Während Jack abhob und die Verbindung bestellte, überlegte er sich, welcher der Apparate auf Golowkos Schreibtisch klingeln würde. Er nahm sich einen Notizblock und notierte die Uhrzeit. Natürlich würde die Fernmeldezentrale das Gespräch im Protokoll festhalten und mitschneiden, aber er machte sich lieber seine eigenen Notizen.
»Hallo, Jack.«
»Ihre private Leitung, Sergej Nikolaitsch?«
»Warum nicht, für einen alten Freund?« Der Russe schwieg einen Moment, bevor er zum Ernst des Tages überging. »Ich denke, Sie wissen Bescheid.«
»Oh ja.« Ryan überlegte kurz, ehe er weitersprach. »Wir wurden überrumpelt«, gestand er. Jack vernahm ein sehr russisches, sehr mitfühlendes Brummein.
»Wir auch. Vollkommen. Haben Sie eine Ahnung, worauf die Wahnsinnigen hinauswollen?« fragte der Vorsitzende des RWS mit einer Mischung aus Zorn und Besorgnis.
»Nein, ein nachvollziehbares Motiv ist für mich im Augenblick nicht erkennbar.« Und das war womöglich das beunruhigendste überhaupt.
»Welche Pläne haben Sie?«
»Im Augenblick? Keine«, sagte Ryan. »Ihr Botschafter ist in einer knappen Stunde hier.«
»Glänzendes Timing von seiner Seite«, bemerkte der Russe. »Sie haben das schon einmal mit Ihnen gemacht, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.«
»Und mit Ihnen«, sagte Ryan, der sich seinerseits erinnerte, wie der russisch-japanische Krieg begonnen hatte. Überraschungen scheinen sie in der Tat zu schätzen.
»Ja, Ryan, und mit uns.« Und das war der Grund, warum Sergej angerufen hatte und warum seine Stimme echte Besorgnis verriet. Es ging ja nicht nur Kindern so, daß sie sich vor dem Unbekannten fürchteten, oder? »Können Sie mir sagen, über welche Kräfte Sie vor Ort verfügen, um mit der Krise fertig zu werden?«
»Im Augenblick weiß ich es nicht genau, Sergej«, log Ryan. »Wenn Ihre Washingtoner Residentura auf Draht ist, wissen Sie, daß ich gerade angekommen bin. Ich muß mich erst noch informieren. Mary Pat ist gerade unterwegs zu mir.«
»Aha«, hörte Jack ihn sagen. Nun ja, er hatte offenkundig gelogen, und Sergej war ein gewitzter alter Hase, dem das nicht verborgen geblieben war. »Es war dumm von Ihnen, daß Sie THISTLE nicht früher aktiviert haben, mein Freund.«
»Diese Leitung ist nicht abhörsicher, Sergej Nikolaitsch.« Das stimmte nur zum Teil. Bis zur amerikanischen Botschaft in Moskau war das Netz abgeschirmt, aber von dort aus wurde die normale Telefonleitung benutzt, die möglicherweise angezapft wurde.
»Seien Sie nicht übermäßig besorgt, Iwan Emmetowitsch. Erinnern Sie sich an unser Gespräch in meinem Amtszimmer?«
Oh ja. Vielleicht hatten die Russen den Chef der japanischen Spionageabwehr ja tatsächlich unter ihrer Kontrolle. Wenn ja, dann war er in der Lage, herauszufinden, ob ihr Gespräch abgehört wurde oder nicht. Und in dem Fall hatte er noch andere Karten in der Hand. Nette Karten. Bot er Ryan hier ein Pik an?
Denke schnell, Jack, befahl Ryan sich. Okay, die Russen haben ein anderes Netz am Laufen .. .
»Sergej, das ist jetzt wichtig: Haben Sie nicht irgendeine Warnung bekommen?«
»Jack, bei meiner Ehre als Spion« - Ryan konnte das listige Lächeln, das diese Äußerung begleiten mußte, fast hören -, »ich mußte gerade meinem Präsidenten beichten, daß ich mit offenem Hosenlatz erwischt worden bin, und für mich ist die Peinlichkeit noch größer als ...«
Jack schenkte den Ausschmückungen keine Beachtung. Okay. Die Russen betrieben also tatsächlich ein anderes Spionagenetz in Japan, aber auch sie hatten vermutlich keine Warnung erhalten, oder? Nein, die Art von doppeltem Spiel wäre einfach zu gefährlich gewesen. Nächster Fakt: Ihr zweites Netz befand sich innerhalb des japanischen Staatsapparates; das konnte nicht anders sein, wenn sie in EDOS eingedrungen waren. Aber THISTLE diente hauptsächlich der Wirtschaftsspionage und hatte ihr immer gedient, und Sergej hatte ihm gerade gesagt, es sei dumm von den Vereinigten Staaten gewesen, daß sie dieses Netz nicht früher aktiviert hatten. Was er gerade erfahren hatte, war für Jack so neu, daß es ihn von einer versteckteren Implikation des Moskauer Fehlereingeständnisses ablenkte.
»Sergej Nikolaitsch, ich habe nicht viel Zeit. Sie wollen doch auf etwas hinaus. Worauf?«
»Ich schlage Ihnen eine Kooperation vor. Präsident

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