08 - Ehrenschuld
Inseln, die historisch ohnehin unsere Besitzungen sind? Sie sind schon seit Jahren japanisch, nur nicht dem Namen nach.«
»Und die Menschen, die Sie getötet haben?« fragte van Damm.
»Ich bedaure das aufrichtig. Selbstverständlich werden wir den Hinterbliebenen eine Entschädigung anbieten. Es ist unsere Hoffnung, daß wir die Dinge beilegen können. Wir werden Ihre Botschaft oder deren Personal nicht behelligen, und wir hoffen, daß Sie uns dieselbe Gefälligkeit erweisen werden, um die Kommunikation zwischen unseren Regierungen zu gewährleisten. Ist es so schwer«, fragte er, »uns als ebenbürtig zu betrachten? Warum erachten Sie es für nötig, uns zu kränken? Ich erinnere mich, daß die Zahl meiner Landsleute, die bei einem einzigen Flugzeugabsturz, der auf einem Fehler Ihrer Leute bei Boeing beruhte, getötet wurden, größer war als die Zahl der Amerikaner, die im Pazifik ihr Leben verloren haben. Haben wir Sie angebrüllt? Haben wir Ihre wirtschaftliche Sicherheit, ja sogar das Überleben Ihrer Nation bedroht? Nein. Wir haben es nicht getan. Jetzt ist für mein Land die Zeit gekommen, seinen Platz in der Welt einzunehmen. Sie haben sich aus dem westlichen Pazifik zurückgezogen. Wir müssen uns jetzt selbst um unsere Verteidigung kümmern. Dafür brauchen wir das, was wir jetzt haben. Wie können wir sicher sein, daß Sie, nachdem Sie unser Land wirtschaftlich gelähmt haben, nicht irgendwann versuchen werden, uns physisch zu vernichten?«
»Das würden wir niemals tun!« protestierte Hanson.
»Das ist leicht gesagt, Mr. Secretary. Sie haben es einmal getan, und wie Sie selbst soeben dargelegt haben, besitzen Sie weiterhin die Fähigkeit dazu.«
»Wir haben diesen Krieg nicht angefangen«, erklärte van Damm.
»Wirklich nicht?« fragte der Botschafter. »Durch Sie sind wir von unseren Öllieferungen und unseren Absatzmärkten abgeschnitten, wir standen vor dem Nichts, und das Ergebnis war Krieg. Erst letzten Monat haben Sie unsere Wirtschaft ins Chaos gestürzt, und Sie erwarteten, daß wir nichts tun - weil wir nicht die Fähigkeit hätten, uns zu wehren. Nun besitzen wir diese Fähigkeit aber doch«, sagte der Botschafter. »Vielleicht können wir jetzt als ebenbürtige Partner miteinander verhandeln.
Was meine Regierung betrifft, so ist der bewaffnete Konflikt beendet. Wir werden keine weiteren Schritte gegen Amerikaner ergreifen. Ihre Bürger sind in unserem Land willkommen. Wir werden unsere Handelspraktiken ändern, um sie Ihren Gesetzen anzupassen. Man könnte Ihrer Öffentlichkeit diesen ganzen Zwischenfall als einen bedauerlichen Unfall präsentieren, und über die Marianen können wir zu einer Einigung kommen. Wir sind bereit, eine Regelung zu treffen, die den Bedürfnissen Ihres Landes und des meinen entspricht. Das ist die Position meiner Regierung.« Mit diesen Worten öffnete der Botschafter sein Portefeuille und holte die »Note« hervor, wie es die Regeln des Umgangs zwischen Nationen verlangten. Er erhob sich und überreichte sie dem Außenminister.
»Falls Sie mich zu sprechen wünschen, stehe ich Ihnen jederzeit zu Diensten. Guten Tag.« Er ging zur Tür, an dem Nationalen Sicherheitsberater vorbei, der ihm nicht mit den Blicken folgte, wie es die anderen taten. Ryan hatte kein Wort gesagt. Bei einem Japaner wäre das vielleicht beunruhigend gewesen, aber doch nicht bei einem Amerikaner. Er hatte einfach nichts zu sagen. Er war schließlich Europa-Spezialist, nicht wahr?
Die Tür schloß sich, und Ryan wartete noch einige Sekunden, bevor er anfing zu reden.
»Das war schon interessant«, bemerkte Ryan, während er seine Notizen überflog. »Er hat uns nur eine Sache von wirklicher Bedeutung mitgeteilt.«
»Worauf spielen Sie an?« wollte Hanson wissen.
»Die Atomwaffen und die Beförderungssysteme. Der Rest war Ausschmückung und im Grunde für ein anderes Publikum bestimmt. Wir wissen noch immer nicht, was sie wirklich machen.«
25 / Nichts mehr zu ändern
Es war noch nicht zu den Medien vorgedrungen, aber das sollte sich bald ändern. Das FBI suchte bereits nach Chuck Searls. Sie wußten schon, daß es nicht einfach sein würde, und angesichts dessen, was sie in der Hand hatten, würden sie ihn lediglich vernehmen können. Die sechs Programmierer, die in unterschiedlichem Umfang an dem Programm Electra-Clerk 2.4.0 mitgearbeitet hatten, waren alle befragt worden; alle bestritten, etwas von dem - wie sie es alle nannten - »Osterei« zu wissen, und bei allen mischte sich in die
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