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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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vorhersagbar. Ebenso
vorhersagbar lieferte sie Nagumo die Eröffnung, die er erwartet hatte und
die er brauchte.
»Wir müssen einen Weg finden, die Dinge unter Kontrolle zu halten. Ich
möchte nicht, daß mein Land noch einmal zerstört wird. Wir müssen dieser
Entwicklung Einhalt gebieten, und zwar rasch.« Was das Ziel seines Landes
und daher auch sein eigenes war. »In der Welt ist kein Platz für ... diese
Scheußlichkeit. Es gibt in meinem Land Männer, die besonnener sind. Goto
ist ein Narr. Es gibt« - Nagumo rang die Hände. »Jetzt habe ich es
ausgesprochen. Er ist wirklich ein Narr. Sollen wir um solcher Narren
willen zulassen, daß unsere Länder einander bleibende Schäden zufügen?
Gleiches gilt für Ihren Kongreß, für diesen verrückten Trent mit seinem
Trade Reform Act. Schauen Sie, wohin seine Reformen uns gebracht
haben!« Er war jetzt richtig in Fahrt. Wie die meisten Diplomaten fähig,
seine inneren Empfindungen zu verbergen, entdeckte er jetzt
schauspielerische Talente, die in ihrer Wirkung noch dadurch gesteigert wurden, daß er ehrlich an das glaubte, was er sagte. Mit Tränen in den Augen blickte er auf. »Chris, wenn nicht Leute wie wir diese Sache unter Kontrolle bringen - ich weiß nicht, was dann werden soll. Das Werk von Generationen vernichtet. Ihr Land und mein Land, beide schwer geschädigt, Menschen getötet, Fortschritt vertan, und wofür? Weil Narren in meinem Land und Narren in Ihrem unfähig sind, die Probleme in unseren Handelsbeziehungen zu lösen? Christopher, Sie müssen mir helfen, das zu stoppen. Sie müssen!« Mochte er auch ein Söldner und Verräter sein, Christopher Cook war Diplomat, und es war das Credo seines Berufsstandes, den Krieg auszumerzen. Er mußte reagieren, und er
reagierte.
»Aber was können Sie im Grunde tun?«
»Chris, Sie wissen, daß ich eine höhere Position innehabe, als mein
Posten erkennen läßt«, erklärte Nagumo. »Wie hätte ich sonst die Dinge für
Sie tun können, die unsere Freundschaft zu dem gemacht haben, was sie
ist?«
Cook nickte. Er hatte es sich schon gedacht.
»Ich habe Freunde und Einfluß in Tokio. Ich brauche Zeit. Ich brauche
Verhandlungsspielraum. Dann kann ich unsere Position mäßigen und Gotos
politischen Gegnern etwas geben, womit sie arbeiten können. Wir müssen
diesen Mann in die Irrenanstalt stecken, in die er gehört - oder ihn selber
umbringen. Dieser Wahnsinnige könnte mein Land zerstören, Chris! Sie
müssen mir um Himmels willen helfen, ihn aufzuhalten!« Die flehende
Bitte entsprach seiner inneren Überzeugung.
»Was zum Teufel kann ich tun, Seiji? Ich bin doch bloß
Ministerialdirektor. Ein kleiner Indianer, und auf der anderen Seite ein
ganzer Haufen Häuptlinge.«
»Sie sind einer der wenigen Männer in Ihrem State Department, die uns
wirklich verstehen. Man wird Sie um Ihren Rat ersuchen.« Eine kleine
Schmeichelei. Cook nickte.
»Vermutlich. Wenn sie klug sind«, fügte er hinzu. »Scott Adler kennt
mich. Wir reden miteinander.«
»Wenn Sie mir sagen können, was Ihr State Department wünscht, kann
ich das nach Tokio übermitteln. Wenn ich Glück habe, kann ich erreichen,
daß meine Leute im Außenministerium es als erste vorschlagen. Wenn wir
das erreichen können, dann wird es so aussehen, als seien Ihre Ideen unsere Ideen, und wir können leichter Ihren Wünschen entsprechen.« Man nannte es Judo, »die sanfte Kunst«, und sie bestand hauptsächlich darin, die Stärke und die Bewegungen eines Feindes gegen ihn selbst anzuwenden. Nagumo dachte, er mache jetzt einen sehr geschickten Gebrauch von ihr. Es mußte Cooks Eitelkeit schmeicheln, daß er es vielleicht mit List schaffen könnte, die Außenpolitik zu beeinflussen. Es gefiel Nagumo, daß er sich diesen
Schachzug ausgedacht hatte.
Cook verzog wieder ungläubig sein Gesicht. »Aber wenn wir Krieg
haben, wie wird dann ...«
»Goto ist nicht total verrückt. Wir werden die Botschaften weiterhin als
Möglichkeiten der Verständigung geöffnet lassen. Wir werden Ihnen die
Rückgabe der Marianen anbieten. Ich habe Zweifel, ob das Angebot ganz
aufrichtig gemeint ist, aber man wird es als Zeichen des guten Willens auf
den Tisch legen. Damit«, sagte Seiji, »habe ich nun Verrat an meinem Land
begangen.« Wie geplant.
»Was wird als Endspielszenario für Ihre Regierung akzeptabel sein?« »Nach meiner Meinung? Völlige Unabhängigkeit für die Nördlichen
Marianen, die Beendigung ihres Commonwealth-Status. Aus
geographischen und wirtschaftlichen Gründen

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