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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Mainframerechner, der mindestens das Kaliber eines Cray Y-MP haben mußte (einer stand bei der CIA, drei weitere bei der NSA, erklärte er ihnen), und dazu ein sehr flinkes Anwendungsprogramm. Es gab Tausende von Händlern und Institutionen, und einige davon hatten Millionen von Transaktionen getätigt. Die Permutationen, hatte er zu den beiden Beamten gesagt, die seinem Schnellvortrag kaum folgen konnten, bewegten sich vermutlich in der Größenordnung von zehn hoch sechzehn, vielleicht auch zehn hoch achtzehn. Das sei, hatte er erklären müssen, gleichbedeutend mit einer Million hoch drei, also eine Million mal eine Million mal eine Million. Eine sehr große Zahl. Ach, da war noch etwas: Wenn sie nicht verdammt sicher waren, daß sie die Unterlagen von jedem Handelshaus und jedem Umsatz hatten, konnte die ganze Sache in die Hose gehen. Zu der Frage, wie lange es dauern würde, alle Transaktionen zu klären, hatte er sich nicht äußern wollen, was den Beamten gar nicht gefallen hatte, die in ihre Dienststelle im Javits Federal Office Building zurück und all dies ihrem Chef erklären mußten, der seinen Bürocomputer nicht einmal zum Briefeschreiben benutzen mochte. Auf der kurzen Fahrt zurück zu ihrer Dienststelle war ihnen der Begriff Mission: Impossible in den Sinn gekommen.
    Und dennoch mußte es getan werden. Es ging schließlich nicht bloß um Aktienkäufe und -verkaufe. Hinter jeder Transaktion steckte ein monetärer Wert, reales Geld, das elektronisch seinen Besitzer gewechselt hatte, von einem Konto aufs andere gewandert war; und die komplizierten Geldströme mußten, mochten sie auch elektronisch erfolgt sein, nachgewiesen werden. Solange nicht sämtliche Transaktionen geklärt waren, konnte man nicht wissen, wieviel Geld tatsächlich auf dem Konto jedes Handelshauses, jeder Institution, jeder Bank und letztlich jedes Privatmannes stand, auch derer, die gar keine Aktien besaßen. Nicht nur Wall Street war gelähmt, sondern das gesamte amerikanische Bankwesen - eine Schlußfolgerung, zu der man etwa zu dem Zeitpunkt gelangt war, als die Air Force One auf der Andrews Air Force Base aufgesetzt hatte.
    »Ach du Scheiße«, war der Kommentar des Deputy Director in Charge der New Yorker Dienststelle des Federal Bureau of Investigation. Er äußerte sich in diesem Sinne deutlicher als die Ermittler anderer Bundesbehörden, die in seinem Amtszimmer an der Nordwestecke zu einer Besprechung zusammengekommen waren. Die anderen schauten nur auf den billigen Teppich, der den Boden bedeckte, und schluckten.
    Die Lage konnte sich nur verschlimmern, und sie tat es. Einer der Angestellten von DTC erzählte es einem Nachbarn, der es wiederum einem anderen erzählte, und das war ein Reporter, der ein paar Leute anrief und einen Bericht für die New York Times aufsetzte. Dieses Flaggschiff der amerikanischen Presse rief beim Finanzminister an, der, gerade aus Moskau zurück und noch nicht über das Ausmaß der Katastrophe informiert, jeden Kommentar ablehnte, aber dabei vergaß, die Times zu bitten, eine Weile stillzuhalten. Bevor er diesen Fehler korrigieren konnte, war der Bericht schon im Druck.
    Finanzminister Bosley Fiedler rannte regelrecht durch den Tunnel, der das Finanzministerium mit dem Weißen Haus verbindet. Nicht an anstrengende Bewegung gewöhnt, keuchte er schwer, als er den Roosevelt Room erreichte, wo er den Abgang des japanischen Botschafters um wenige Sekunden verpaßte.
»Worum geht's, Buzz?« fragte Präsident Durling.
    Fiedler verschnaufte und gab eine fünfminütige Zusammenfassung dessen, was er soeben durch eine Telefonkonferenz mit New York erfahren hatte. »Wir dürfen nicht zulassen, daß die Börsen eröffnet werden«, folgerte er. »Das heißt, sie können nicht eröffnen. Niemand kann auch nur ein Papier verkaufen. Keiner weiß, wieviel Geld er hat. Keiner weiß, wem was gehört. Und die Banken ... Mr. President, wir haben es hier mit einem schwerwiegenden Problem zu tun. Etwas auch nur entfernt Vergleichbares hat es noch nicht gegeben.«
    »Buzz, es geht doch nur um Geld, nicht wahr?« fragte Arnie van Damm, der sich wunderte, daß nach einer Reihe von Monaten, die recht erfreulich gewesen waren, alles an einem Tag zusammenkommen mußte.
    »Nein, es geht nicht nur um Geld.« Alle drehten sich um, weil es Ryan war, der die Frage beantwortet hatte. »Es geht um Vertrauen. Buzz hat darüber ein Buch veröffentlicht, als ich noch für Merrill Lynch arbeitete.« Ein freundlicher Hinweis würde

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