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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Balletts organisiert. Nach fünfzehn Jahren als Offizier der Ersten Auslandsabteilung des KGB erfüllte er nun dieselbe Funktion für dessen kleineren Nachfolger. Sein Job war eher noch wichtiger geworden, dachte Scherenko. Da sein Land jetzt weit weniger mit Bedrohungen von außen fertig werden konnte, brauchte es Informationen mehr denn je. Vielleicht war das der Grund für diesen Irrsinn. Oder vielleicht hatten die Leute in Moskau völlig durchgedreht. Man konnte es nie wissen. Wenigstens war der Tee gut.
In der Botschaft hatte ihn eine chiffrierte Botschaft der Moskauer Zentrale erwartet - das hatte sich nicht geändert - mit Namen und detaillierten Beschreibungen. Es machte die Identifizierung einfacher. Einfacher, als die Befehle zu verstehen.
»Wanja!« Scherenko rannte fast hinüber und packte die Hand des älteren Mannes für einen herzlichen Händedruck, verzichtete aber auf den in Rußland üblichen Kuß. Das geschah einerseits, um die Gefühle der Japaner nicht zu verletzen, andererseits, weil der Amerikaner ihm vielleicht eine scheuern konnte, da dessen Volk nun mal keine Leidenschaft kannte. Irrsinn oder nicht, es war ein köstlicher Augenblick. Das waren zwei hochrangige CIA-Männer, und es war nicht ohne Reiz, sie in aller Öffentlichkeit zu veräppeln. »Wie lange ist es her!«
Der Jüngere tat sein Bestes, um seine Gefühle zu verbergen, wie Scherenko sah, aber es gelang ihm nicht ganz. Moskau wußte nichts über ihn. Aber sie kannten den Namen John Clark. Es war nur ein Name und eine oberflächliche Beschreibung, die auf einen westlichen Mann jeder Nationalität zutreffen konnte. Ein Meter fünfundachtzig bis ein Meter neunzig groß. Neunzig Kilo. Dunkles Haar. Fit. Scherenko fügte hinzu: blaue Augen, fester Händedruck. Gute Nerven. Sehr gute Nerven, dachte der Major.
»Das ist wahr. Wie geht es deiner Familie, mein Freund?«
Und hervorragendes Russisch, dachte Scherenko, der den Petersburger Akzent bemerkte. Während er die äußerlichen Merkmale des Amerikaners auflistete, sah er, wie zwei Augenpaare, ein blaues und ein dunkles, dasselbe bei ihm taten.
»Natalia vermißt dich. Kommt! Ich habe Hunger! Frühstücken!« Er führte die beiden zu seinem Ecktisch.
»Clark, John (alias ...?)« hatte auf der dünnen Akte in Moskau gestanden. Ein solcher Allerweltsname, daß weitere Decknamen unbekannt und ihm vielleicht nie zugeteilt worden waren. Geheimdienstoffizier, paramilitärische Ausbildung, führte vermutlich Spezialaufgaben aus. Mehr als zwei Sterne für Tapferkeit und/oder besondere Leistungen im Dienst. Kurze Zeit Sicherheits- und Bewachungsspezialist, während der sich niemand die Mühe gemacht hatte, ihn zu fotografieren, dachte Scherenko. Typisch. Wer ihn nun über den Tisch hinweg beobachtete, war ein entspannter Mann, der sich freute, einen alten Freund wiederzusehen, den er schon ganze zwei Minuten kannte. Na, er hatte ja immer gewußt, daß die CIA gute Leute für sich arbeiten ließ.
»Wir können hier offen reden«, sagte Scherenko ruhiger und weiterhin auf russisch.
»Tatsächlich ...?«
»Scherenko, Boris Iljitsch, Major, stellvertretender >Resident<«, stellte er sich endlich vor. Dann nickte er seinen Gästen nacheinander zu. »Sie sind John Clark - und Sie Domingo Chavez.«
»Wahnsinn«, murmelte Ding.
»>Pflaumenblüten blühen, und Freudenmädchen kaufen neue Schärpen in einem Bordellzimmer.< Nicht gerade Puschkin, nicht wahr? Nicht mal Pasternak. Arrogante kleine Barbaren.« Er war seit drei Jahren in Japan. Bei der Ankunft hatte er erwartet, einen interessanten, angenehmen Wirkungsort vorzufinden. Inzwischen hatte er eine Abneigung gegen viele Aspekte der japanischen Kultur entwickelt, besonders das instinktive Herabschauen auf alle anderen Völker, das besonders einem Russen gegen den Strich ging, der genauso fühlte.
»Würden Sie uns erklären, was das alles zu bedeuten hat, Genosse Major?« fragte Clark.
Scherenko sprach nun ruhig. Der Witz der Begegnung war nun vorüber, nicht daß die Amerikaner ihn je bemerkt hatten. »Ihre Maria Patricia Foleyewa hat unseren Sergej Nikolajewitsch Golowko angerufen und um unsere Hilfe gebeten. Ich weiß, daß Sie hier in Tokio einen weiteren Mann haben, aber ich kenne seinen Namen nicht. Ich habe ferner den Auftrag, Genosse Clark, Ihnen mitzuteilen, daß es Ihrer Frau und Ihren Töchtern gutgeht. Ihre jüngere Tochter war auf der Universität wieder unter den Jahrgangsbesten und hat jetzt gute Chancen auf den Studienplatz in

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