08 - Ehrenschuld
zehn Mann mit Toyota-Geländewagen und -Jeeps kontrolliert. Obwohl viele von ihnen Pistolenhalfter am Gürtel trugen, sah er keine automatischen Waffen, als wollten sie es vermeiden, wie eine altmodische südamerikanische Junta aufzutreten. Jedem vorbeifahrenden Wagen - soweit er sehen konnte, hielten sie keinen an - winkten sie freundlich zu. Public Relations, dachte Oreza. Gute Public Relations.
»Wie ein dämlicher Pfadfinderklub«, sagte der Master Chief. Und das war nur möglich, wenn sie sich verdammt sicher fühlten. Sogar die Raketencrew auf dem Hügel da drüben, dachte er. Sie ließen sich Zeit. Sie machten ihren Job auf ordentliche, professionelle Art, und das war auch in Ordnung, aber wenn man erwartete, die Dinger einzusetzen, bewegte man sich flotter. Es gab einen Unterschied zwischen Aktionen im Frieden und im Krieg, so oft man auch behauptete, das Training würde den Unterschied beseitigen. Er wandte seine Aufmerksamkeit der nächsten Straßenkreuzung zu. Die Soldaten dort waren kein bißchen angespannt. Sie sahen aus und verhielten sich wie Soldaten, aber sie beobachteten die Umgebung nicht so, wie man es auf feindlichem Gebiet tat.
Das hätte schön und gut sein können. Keine Massenverhaftungen und Gefangenenlager, die üblichen Begleitumstände bei Invasionen. Keine offenen Machtdemonstrationen über ihre Anwesenheit hinaus. Man merkte kaum, daß sie da waren, nur daß sie eben verdammt noch mal doch da waren, sagte sich Portagee. Und sie hatten vor, hierzubleiben, und glaubten nicht, daß jemand sie daran hindern könne. Und er war garantiert nicht in der Lage, ihnen diesen Glauben zu nehmen.
»Okay, hier sind die ersten Luftaufnahmen«, sagte Jackson. »Wir hatten noch keine Zeit, sie genau anzusehen, aber ...«
»Aber das tun wir jetzt«, führte Ryan den Satz zu Ende. »Ich bin beim Geheimdienst ausgebildet, wie du weißt. Ich kenne mich mit so was aus.«
»Bin ich befugt, das Material zu sehen?« fragte Adler.
»Jetzt sind Sie es.« Ryan knipste die Schreibtischlampe an, und Robby öffnete seinen Aktenkoffer. »Wann ist der Satellit wieder über Japan?«
»Ungefähr jetzt, aber über den meisten Inseln hängt eine Wolkendecke.«
»Atombombensuche?« fragte Adler. Diesmal übernahm Admiral Jackson die Antwort.
»Worauf Sie sich verlassen können, Sir.« Er legte das erste Foto von Saipan auf den Tisch. Zwei Autofrachter lagen am Kai. Auf dem angrenzenden Parkplatz standen ordentlich aufgereiht Militärfahrzeuge, hauptsächlich Lastwagen.
»Was hältst du davon?« fragte Ryan.
»Eine verstärkte Division.« Sein Kugelschreiber tippte auf eine Gruppe von Fahrzeugen. »Das ist eine Batterie Patriot-Raketen. Hier sind Geschütze. Das sieht aus wie ein großes zerlegtes Luftabwehrradar. Auf der Insel ist ein vierhundert Meter hoher Hügel. Von da hat das Radar eine gute Reichweite, und bis zum Horizont hat man gut fünfzig Meilen Sicht.« Ein anderes Foto. »Die Flugplätze. Das sind fünf F-15-Kampfflugzeuge, und wenn du dahin schaust, da haben wir zwei von ihren F-3 beim Landeanflug draufgekriegt.«
»F-3?« fragte Adler.
»Die Serienversion der FS-X«, erklärte Jackson. »Ziemlich gut, aber im Grunde eine weiterentwickelte F-16. Die Eagles sind Abfangjäger. Dieser kleine Liebling ist gut für den Angriff.«
»Wir brauchen mehr Bilder«, sagte Ryan mit plötzlich ernster Stimme. Irgendwie war es erst jetzt wirklich. Wirklich real, wie er gerne sagte, metaphysisch real. Es waren nicht länger die Ergebnisse von Analysen oder mündlichen Berichten. Jetzt hatte er den fotografischen Beweis. Sein Land befand sich verdammt real im Krieg.
Jackson nickte. »Vor allem brauchen wir Profis, die sich diese Aufnahmen ansehen, aber okay, der Satellit wird bei gutem Wetter vier Bilderserien pro Tag machen, und wir müssen jeden Quadratzentimeter auf dieser Insel untersuchen und auf Tinian, Rota, Guam und den kleinen Inseln.«
»Können wir sie uns wiederholen, Robby?« fragte Jack. Obwohl die Frage so einfach wie möglich gestellt war, hatte sie Konsequenzen, die selbst er nicht überblicken konnte. Admiral Jackson hob langsam die Augen von den Luftaufnahmen, und seine Stimme verlor plötzlich ihre Wut, als sich die professionelle Sicht des Marineoffiziers bemerkbar machte.
»Ich weiß es noch nicht.« Er hielt inne und stellte dann selbst eine Frage. »Werden wir es versuchen?«
»Das weiß ich auch nicht«, antwortete der Nationale Sicherheitsberater. »Robby?«
»Ja, Jack?«
»Bevor wir entscheiden, ob
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