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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Unsinnigerweise erlaubten die New Yorker Sicherheits- und Umweltvorschriften nicht, Notfallgeneratoren in den Gebäuden zu betreiben, ein Ärgernis für die Systemingenieure, die dafür bezahlt wurden, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Und sie machten sich wirklich Gedanken, trotz der Tatsache, daß die Duplikation, die Mehrfachsicherung, die man beim Militär als »Tiefengliederung« bezeichnet hätte, das System gegen jeden erdenklichen Fall wappnete.
    Gegen fast jeden, um genau zu sein.
Auf dem Frontpanel aller Mainframes befand sich ein SCSI-Port. Das war eine Innovation bei den neuen Modellen, eine stumme Verbeugung vor der Tatsache, daß Desktop-Computer inzwischen so leistungsfähig waren, daß es einfacher war, wichtige Informationen von ihnen zu laden, statt wie früher ein Band einzulegen.
In diesem Fall war das Upload-Terminal ein fester Systembestandteil. An die Steuerkonsole des Gesamtsystems, von der aus Alpha, Beta und Zulu gesteuert wurden, war ein Power PC der dritten Generation angeschlossen, und an dem hing wiederum eine BernoulliWechselfestplatte. Diese Maschine, gemeinhin als »Toaster« bezeichnet, weil die Platte ungefähr die Größe einer Brotscheibe hatte, besaß ein Speichervermögen von einem Gigabyte, also weit mehr, als für dieses Programm erforderlich war.
»Okay?« fragte der Ingenieur.
Der System-Controller verschob seine Maus und wählte aus dem Menü von Optionen Zulu aus. Ein erfahrener Operator hinter ihm bestätigte, daß er die richtige Wahl getroffen hatte. Alpha und Beta machten ihre normale Arbeit und durften nicht gestört werden.
»Du bist auf Zulu, Chuck.«
»Roger«, erwiderte Chuck lächelnd. Der Ingenieur in Nadelstreifen schob die Platte ein und wartete, daß das entsprechende Icon auf dem Bildschirm erschien. Er klickte darauf, wodurch sich ein neues Fenster auftat, das den Inhalt von PORTA - I zeigte, seiner Bezeichnung für die Wechselplatte.
Das neue Fenster enthielt nur zwei Dinge: INSTALLER UND ELECTRA - CLERK 2.4.0. Ein automatisches Antivirusprogramm durchsuchte blitzartig die neuen Files und meldete nach fünf Sekunden, daß sie sauber waren.
»Sieht gut aus, Chuck«, erklärte ihm der Sys-con. Sein Vorgesetzter nickte zustimmend.
»Prima, Rick, kann ich das Kind jetzt holen?«
»Leg los.«
Chuck Searls wählte das INSTALL-Icon und rief es mit einem Doppelklick auf.
SIND SIE SICHER , DASS SIE » ELECTRA - CLERK 2.3.1« DURCH DAS NEUE PROGRAMM » ELECTRA - CLERK 2.4.0« ERSETZEN WOLLEN ?
     
wurde er in einem Kasten gefragt. Searls klickte auf den »Ja« Knopf.
     
SIND SIE WIRKLICH SICHER ????
    fragte sofort ein weiterer Kasten.
»Wer hat das eingegeben?«
»Ich«, antwortete der Sys-con grinsend.
»Spaßig.« Searls klickte nochmals auf »Ja«.
Das Toasterlaufwerk fing an zu summen. Searls mochte Systeme, bei
    denen man hörte, wie sie liefen, und zu dem Sirren der rotierenden Platte kam nun das Rodeln der Schreib-/Leseköpfe. Das Programm hatte nur fünfzig Megabyte. Die Übertragung ging so schnell, daß er noch nicht mal eine Sprudelflasche öffnen und einen Schluck nehmen konnte. »Okay«, sagte Searls und schob seinen Stuhl von der Konsole zurück,
    »möchten Sie sehen, ob es funktioniert?«
Er wandte sich um und schaute hinaus auf den Hafen von New York.
Ein Kreuzfahrtschiff, weiß, mittlere Größe, dampfte hinaus. Wohin, fragte
er sich. Irgendwohin, wo es warm war, weißer Strand und blauer Himmel
und ständig Sonnenschein. Irgendwohin, wo es verdammt anders war als in
New York City. Nach Big Apple machte man keine Kreuzfahrt. Wie schön
wäre es, jetzt auf dem Schiff hinauszufahren, fort von dem brausenden
Herbstwind. Und noch schöner wäre es, nicht mehr mit ihm zurückkehren,
dachte Searls mit einem wehmütigen Lächeln. Nun ja, Flugzeuge waren
immer noch schneller, und auch mit ihnen brauchte man nicht unbedingt
zurückzufliegen.
Der Sys-con saß an seiner Steuerkonsole und brachte Zulu online. Um
16.10.00 Oststaatenzeit begann die Backup-Maschine, die von Alpha
erledigten Aufgaben zu duplizieren und gleichzeitig das Backup von Beta
zu machen. Mit einem Unterschied. Der Durchsatzmonitor zeigte, daß Zulu
ein wenig schneller lief. An einem Tag wie heute blieb Zulu gewöhnlich
zurück, doch jetzt lief er so schnell, daß die Maschine sich jede Minute
einige Sekunden lang »ausruhte«.
»Läuft wie geschmiert, Chuck!« meinte der Sys-con. Searls leerte seine
Wasserflasche, warf sie in den Papierkorb und kam herüber.
»Ja, ich habe rund

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